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Hummeldumm

Hummeldumm

Titel: Hummeldumm
Autoren: Tommy Jaud
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schon irgendwie, ne.«
    Keiner von uns bewegte sich auch nur einen Millimeter.
    »Moment mal, Chef. Was ist jetzt mit dem Ende von der Tour?«, fragte Breitling.
    »Die gibt nich. Zumindest nicht mit mir, ne. Und: Das letzte bisschen, da ist doch egal, wer da die Chef is im Bus, oder?«
    »Nein!«, quengelte Trixi und stampfte auf den Beton, »nicht egal!«
    »Kommt mal gut nach eure Deutschland, ne. Und alles Gute, ne!«
    Bahees Ansage war ebenso eindeutig wie schmerzvoll. Schlimmer noch war, dass Bahee mir lediglich die Hand reichte, statt mich zu umarmen wie einen Freund. Jetzt war ich nicht mal mehr Tourist. Der Gedanke, dass das nun das Ende unserer Reise sein sollte, nach all dem, was wir erlebt hatten, machte mich sehr traurig. Es war aber so.
     
    Mit betretenen Gesichtern stapften wir zurück zu unserem Taxi. Ein letztes Mal drehte ich mich um zu Bahee Mutima aus Otjoson-gombe, doch der schaute nicht mal mehr auf uns, sondern auf die Straße.
    »Tschüss, Bahee!«, rief ich.
    »Eh?«
    »Tschüss!«
    »Ja, macht gut, ne! Ich mach schon hier!«
    Bahee winkte uns, und auch ohne >Bing< und >Winkama< winkten wir zurück.
    »Ich fühl mich beschissen«, sagte ich zu Sina, als wir wieder auf die Straße traten.
    »Ich mich auch«, flüsterte sie und nahm meine Hand.
    Eine Hupe ertönte, aber es war nicht die unseres Taxis, dafür klang sie zu kräftig. Es war die Hupe eines riesigen Pick-ups, der direkt vor unseren Füßen hielt. Heraus stiegen die Rosinenhexe und das hagere Männchen von Kalahari Unlimited. Türen knallten, der Motor lief weiter.
    »Isser da?«, fragte sie aufgeregt und bemerkte gar nicht, dass Bahee bereits auf das Taxi zugekommen war. Dass er noch immer nur seine Shorts trug und das weiße Unterhemd, schien ihn nicht zu stören.
    »Bahee, es tut mir leid. I bin dumm wia a Hummel. Und i will, dass du die Tour fertigfahrst, auch ... wenn i ka Wort von dem versteh, was du sagst.«
    Ich war ebenso beeindruckt wie der Rest der Gruppe, und in Speckhuts Augen sah ich sogar so etwas wie Stolz aufglimmen.
    »Mensch, Käthe«, stöhnte Bahee, »du hast mir mal so wütend gemacht, dass ich Sachen zertrete hab!«
    »Das zahl ich alles, Bahee, wenn du nur die Tour zu Ende machst! Es tut ma leid, wirklich.«
    Unsicher blickte er zu seinem Chef, der an der Tür des Pick-ups lehnte.
    »Wir haben gar keine andere Wahl, auf Knien war sie bei mir im Büro!«
    Alle Blicke ruhten nun auf Bahee. Unsicher wuselte er sich durch sein krauses Haar, schließlich sagte er: »Wo wohnt ihr denn?«
    »Ich hab sie in die Heinitzburg gebucht«, antwortete sein Chef am Pick-up.
    »Also, dann sag ich hier mal so«, begann Bahee mit zuckenden Mundwinkeln, »morgen früh um sieben Uhr is Frühstück, ne, und wehe, die Matze is zu spät am Bus!«
    Wir jubelten und hupften wie bei einem WM-Tor, und Bahee wusste so recht gar nicht, wie ihm geschah. Ganz fest drückte ich Sinas Hand, und vor lauter Freude umarmte ich an diesem Tag sogar zum allerersten Mal in meinem Leben eine fränkische Schildkröte.
    »Komm her, Karl-Heinz!« »Naaaaa!«
    Auch Speckhut umschlang seine Frau, und ich glaube, es war das erste Mal auf dieser Reise. Irgendwas hatte sie noch, und schließlich schob sie ihren Mann beiseite und ging zurück zu Bahee, der unsere Freude befreit aufsaugte.
    »Bahee?«
    »Eh?«
    »Wos is mit meiner Schiraffe?« Bahees Lachen verschwand.
    »Die Giraffe? Ach so, die auf dem Dach drauf, ne. Die bring ich dann morgen mal mit, ne!«
     
    Erleichtert fuhren wir zurück in unser Luxushotel, wo wir unter den verständnislosen Blicken des Restaurantchefs das Fünf-Gänge-Überraschungsmenü stornierten, um uns stattdessen zu Kentucky Fried Chicken chauffieren zu lassen - Schnabels Idee. Im grellen Neonlicht aßen wir fettige Hühnchenteile und Pommes aus Pappschachteln an einem großen Plastiktisch. Es war bestimmt nicht das hochwertigste Essen dieser Reise, aber das war uns egal, denn wir aßen zusammen.
     

44
    Der Rest unserer Tour bestand nur noch aus der Fahrt zum Flughafen. Da war er plötzlich wieder, unser klappriger Toyota Quantum, und unser Bahee natürlich in seinem frisch gewaschenen grünen Hemd. Hatte er jemals ein anderes an? Ich wusste es nicht mehr. Wie froh wir waren! Bahee begrüßte uns so, wie wir ihn kannten: bestens gelaunt.
    »Na, habt ihr mal schön noch geschlummert in eure deutsche Burg?«, fragte er augenzwinkernd und verlud unsere Taschen.
    »Super!«, sagte ich, was ein wenig geflunkert war, schließlich
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