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Hüter des Todes (German Edition)

Hüter des Todes (German Edition)

Titel: Hüter des Todes (German Edition)
Autoren: Lincoln Child
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– würdest du mir vielleicht verraten, wofür CTS steht? Nichts in dieser Umgebung lässt den kleinsten Rückschluss zu.»
    «Wir lassen uns nicht gern in die Karten blicken», antwortete Rush. «CTS steht für ‹Center für Transmortale Studien›.»
    «Transmortale Studien», wiederholte Logan.
    Rush nickte. «Ganz recht. Ich habe CTS vor zwei Jahren gegründet.»
    Logan sah ihn überrascht an. « Du hast CTS gegründet?»
    Rush holte tief Luft, und auf seinem Gesicht erschien ein grimmiger Ausdruck. «Verstehst du, Jeremy, es ist so. Vor etwas mehr als drei Jahren hatte ich Schicht in der Notaufnahme, als meine Frau eingeliefert wurde. Sie hatte einen furchtbaren Autounfall gehabt und war vollkommen weggetreten. Wir versuchten alles – Herzmassage, Defibrillator – es war hoffnungslos. Es war der schlimmste Augenblick meines Lebens. Da stand ich, nicht nur außerstande, meine eigene Frau zu retten … ich selbst sollte sie für tot erklären.»
    Logan schüttelte mitfühlend den Kopf.
    «Nur, dass ich das nicht konnte. Ich brachte es nicht über mich. Gegen den Rat der assistierenden Ärzte setzte ich meine Rettungsmaßnahmen fort. Und was soll ich sagen? Sie kam durch . Jeremy, sie kam durch! Ich konnte sie wiederbeleben, volle vierzehn Minuten, nachdem jegliche Hirnfunktion ausgesetzt hatte.»
    «Wie?»
    Rush breitete die Hände aus. «Es war ein Wunder. Oder zumindest schien es damals so. Es war die erstaunlichste Erfahrung, die ich je erlebt habe. Es war eine Offenbarung. Lebensverändernd. Sie zurückzuholen von der Schwelle …» Er verstummte kurz. «In diesem Moment fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Meine Bestimmung stand plötzlich klar und deutlich vor mir. Ich verließ das Rhode Island Hospital, gab meine Stelle als Anästhesist auf und widme mich seither dem Studium von Nahtod-Erfahrungen.»
    Eine Offenbarung. Lebensverändernd , dachte Logan. «Transmortale Studien», wiederholte er laut.
    «Genau. Ich dokumentiere die zahlreichen Manifestationen der Nahtod-Erlebnisse und versuche das Phänomen zu analysieren und zu kategorisieren. Du wärst überrascht, Jeremy, wie viele Menschen schon einmal eine Nahtod-Erfahrung gemacht haben und insbesondere, wie viele Ähnlichkeiten es gibt. Wenn man an der Schwelle war und zurückgekehrt ist, dann ist man nicht mehr der gleiche Mensch wie vorher. Da ist etwas, das bei dir bleibt – bei dir und deinen Angehörigen. Es war überraschend einfach, das Geld für das Center zusammenzukriegen.» Er machte eine ausladende Handbewegung. «All das hier. Viele Menschen mit Nahtod-Erfahrungen sind daran interessiert, diese Erfahrungen zu teilen und mehr über das zu erfahren, was möglicherweise dahintersteckt.»
    «Und was genau macht ihr hier im Center?», fragte Logan.
    «Im Grunde genommen sind wir eine kleine Gemeinschaft von Ärzten und Forschern – die meisten davon mit Verwandten oder Freunden, die von der Schwelle zurückgekehrt sind. Wir laden Überlebende von Nahtod-Erfahrungen für ein paar Wochen oder Monate hierher ein, um genau zu dokumentieren, was ihnen widerfahren ist, und um sie verschiedenen Tests zu unterziehen.»
    «Tests?», fragte Logan.
    Rush nickte. «Wir sind erst seit achtzehn Monaten in Betrieb, aber wir haben bereits ein großes Stück Forschungsarbeit geleistet – und eine beachtliche Anzahl von Entdeckungen gemacht.»
    «Aber wie du sagst, haltet ihr alles mehr oder weniger unter Verschluss.»
    Rush lächelte. «Kannst du dir vorstellen, wie die guten Einwohner von Pevensey Point reagieren würden, wenn sie wüssten, wer die alte Trainingsbasis der Küstenwache übernommen hat und was wir hier treiben?»
    «Kann ich, ziemlich gut sogar.» Sie würden sagen, dass ihr dem Schicksal in die Arbeit pfuscht , dachte Logan. Mit Leuten herummurkst, die von den Toten zurückgekehrt sind. Allmählich dämmerte ihm, warum seine Expertise gefragt war. «Und was genau ist hier passiert, wobei ich euch helfen kann?»
    Ein Ausdruck von Überraschung huschte über Rushs Gesicht. «Oh, du verstehst da etwas falsch. Hier ist gar nichts passiert.»
    Logan zögerte. «Du hast recht – ich habe wohl tatsächlich etwas falsch verstanden. Wenn das Problem, dem ihr euch gegenüberseht, nicht hier ist, warum hast du mich dann hierher bestellt?»
    «Tut mir leid, wenn ich dir darauf keine direkte Antwort geben kann, Jeremy. Ich darf dir erst mehr sagen, wenn du an Bord bist.»
    «Aber ich bin an Bord. Deswegen bin ich hier.»
    Statt einer Antwort erhob
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