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Hüter des Todes (German Edition)

Hüter des Todes (German Edition)

Titel: Hüter des Todes (German Edition)
Autoren: Lincoln Child
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gesunken 1648 in internationalen Gewässern.
    Die Schiffe – überreich beladen mit Gold und Silber und Juwelen und auf dem Rückweg von den Kolonien nach Spanien – machten Stone nicht nur auf einen Schlag steinreich, sondern auch berühmt, um nicht zu sagen berüchtigt. Dieser Ruhm wuchs noch mit den nachfolgenden Entdeckungen: einem Mausoleum und Schatzhaus der Inka, verborgen in einem Berggipfel dreißig Kilometer von Machu Picchu entfernt, einem riesigen Versteck von Specksteinfiguren – Vögeln, Tieren, Menschen – unter einem Hügelkomplex in den urzeitlichen Ruinen von Alt-Simbabwe. Weitere Funde hatten sich in schneller Folge angeschlossen. Welche antike Zivilisation wird er als Nächstes beklauen? , lautete die Bildunterschrift.
    «Das ist es also?», fragte Logan ungläubig. «Wir gehen auf Schatzsuche? Eine archäologische Grabung?»
    Rush nickte. «Genau genommen ein wenig von beidem. Stones jüngstes Projekt.»
    «Und was ist es?»
    «Du wirst nicht mehr lange im Dunkeln tappen.» Rush öffnete die Tasche erneut und schob das Magazin unter einen dünnen Stapel Papiere. Logan warf nur einen flüchtigen Blick darauf, doch er bemerkte, dass die Blätter mit Schriftzeichen vollgeschrieben waren, die aussahen wie Hieroglyphen.
    Rush schloss die Tasche. «Ich kann dir so viel verraten: Es ist seine bisher größte Expedition. Und die geheimste. Zusätzlich zu der üblichen Erfordernis, im Verborgenen zu operieren, gibt es diesmal gewisse … unübliche logistische Probleme.»
    Logan nickte. Er war nicht weiter überrascht. Stones Expeditionen waren zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Sie zogen eine Menge Aufmerksamkeit an, sowohl von Seiten der Presse als auch von neugierigen Geschäftsleuten. In der Folge hatte sich Stone völlig zurückgezogen; er leitete seine Expeditionen nicht mehr selbst, sondern dirigierte sie aus der Ferne, nicht selten von der anderen Seite der Welt. «Ich muss dich fragen: Was hast du für Aktien in dieser Sache? Es kann nichts mit deinem Center zu tun haben – Stone interessiert sich doch nur für endgültige Tote. Lange Zeit tote Tote.»
    «Ich bin quasi der leitende Arzt der Expedition. Aber ich habe auch andere, persönlichere Gründe.» Rush zögerte. «Hör mal, ich will mich wirklich nicht zieren oder so, aber es gibt ein paar Dinge, die kannst du erst begreifen, wenn du vor Ort bist. Ich kann dir so viel verraten: Es gibt gewisse, eigenartige Aspekte bei dieser Grabung, die sich erst in der letzten Woche ergeben haben. An dieser Stelle kommst du ins Spiel.»
    «Okay. Dann habe ich hier eine Frage, die du vielleicht ausnahmsweise beantworten kannst. Heute Morgen in deinem Büro hast du erwähnt, dass du Narkosearzt warst, bevor du das Center gegründet hast. Wenn dem so war, wieso hattest du Schichtdienst in der Notaufnahme an dem Tag, an dem deine Frau eingeliefert wurde? Das hättest du als Anästhesist doch normalerweise seit Jahren hinter dir gehabt.»
    Das Lächeln auf Rushs Gesicht erlosch. «Das ist eine Frage, die ich mir damals ständig anhören musste. Vor Jennifers Nahtod-Erfahrung, meine ich. Ich gab immer schnippische Antworten. Tatsache ist, ich hatte ursprünglich eine Ausbildung als Notarzt und Unfallspezialist, aber irgendwie konnte ich mich nicht an den Tod gewöhnen.» Er schüttelte den Kopf. «Ironie des Schicksals, oder? Oh, ich konnte mit natürlichen Todesursachen umgehen, kein Problem, mit Krebs und Lungenentzündung und Nierenversagen und allem. Aber plötzlicher, gewaltsamer Tod …»
    «Für einen Notarzt ein ziemlicher Mühlstein», sagte Logan.
    «Du sagst es. Die Angst vor dem plötzlichen Tod – oder der Konfrontation damit – war der Grund, aus dem ich das Fach gewechselt hatte und Anästhesist wurde statt Notarzt. Doch meine Angst verfolgte mich. Wegzulaufen half nicht weiter – ich musste imstande sein, dem Tod ins Auge zu sehen. Also machte ich alle zwei Wochen Dienst in der Unfallstation, um quasi in Kontakt zu bleiben, die Hand im Spiel zu behalten. Eine Art Buße.»
    «Wie Mithradates», sagte Logan.
    «Wer?»
    «Mithridates VI., König von Pontos. Er lebte in ständiger Angst davor, vergiftet zu werden. Also versuchte er, sich zu immunisieren, indem er tagein, tagaus subletale Dosen einnahm, bis er tatsächlich immun wurde.»
    «Gift nehmen, um immun zu werden», sinnierte Rush. «Klingt tatsächlich nach dem, was ich getan habe. Nun ja, nach dem Erlebnis mit meiner Frau gab ich das Praktizieren vollkommen auf
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