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Hüter des Todes (German Edition)

Hüter des Todes (German Edition)

Titel: Hüter des Todes (German Edition)
Autoren: Lincoln Child
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von Deguello. «Haben Sie eine Blutgruppe?», fragte der Doktor.
    Der Sanitäter nickte. «Null negativ.»
    Es wurde fieberhaft gearbeitet, Infusionsschläuche wurden gelegt, Monitore angeschlossen, ein Reanimationswagen rollte herbei. Der Arzt wandte sich an einen Assistenten. «Rufen Sie die Blutbank an. Drei Einheiten.» Er dachte an die Blutspur auf dem Linoleum. «Nein, verlangen Sie vier.»
    «O-zwei ist voll!», rief eine der Schwestern, als Corbin dazukam.
    Deguello trat an den Kopfteil des Tisches und musterte mit zusammengekniffenen Augen das bewusstlose Opfer. «Sieht zyanotisch aus», bemerkte er.
    «Schaffen Sie eine Blutgas-Maschine her», drängte der Doktor. Seine Aufmerksamkeit war auf den Unterleib der Frau gerichtet, inzwischen entblößt und glänzend nass vor Blut. Hastig zog er den notdürftigen Verband beiseite. Eine grässliche offene Wunde, hastig vernäht von den Sanitätern. Sie blutete unablässig weiter. Der Doktor drehte sich zu einer Schwester um und gab ihr ein Zeichen. Sie tupfte das Blut weg, und er untersuchte die Stelle erneut.
    «Massives Abdominaltrauma», sagte er. «Möglicherweise supiner subpulmonaler Pneumothorax. Wir müssen eine perikardiale Punktion vornehmen.»
    Er wandte sich dem Sanitäter zu. «Wie zum Teufel ist das passiert? Hatte das Auto keinen Airbag?»
    «Untendurch gerutscht», antwortete der Mann. «Das Armaturenbrett ist in der Mitte durchgebrochen wie ein dürrer Zweig und hat sie aufgespießt. Sie mussten sie von oben mit den Klauen befreien. Ein schlimmer Anblick, Doc – ihr Porsche war total zerquetscht vom SUV dieses besoffenen Bastards.»
    Porsche. Der kleine kalte Strom in seinem Hinterkopf wurde stärker. Er richtete sich auf, versuchte einen Blick auf das Gesicht des Opfers zu erhaschen, doch Deguello war im Weg. «Signifikantes stumpfes Trauma», sagte Deguello. «Wir brauchen eine CT vom Schädel.»
    «Blutdruck ist runter auf achtzig zu fünfunddreißig!», sagte eine Schwester. «Pulsoxymetrie neunundsiebzig.»
    «Druck aufrechterhalten!», befahl Deguello.
    Der Blutverlust war zu groß, die Verletzungen zu schwer: Sie hatten eine Minute, höchstens zwei, um die Verwundete zu retten. Eine weitere Schwester kam mit Blutbeuteln herein und hängte sie sofort an das Infusionsgestell.
    «Das wird nicht reichen», sagte der Doktor. «Wir brauchen einen größeren Infusionstropf. Sie blutet zu schnell aus.»
    «Ein Milligramm Epi», sagte Corbin zu einem Assistenten.
    Die Schwester drehte sich zum Nähwagen um, packte eine größere Infusionsnadel, zog die schlaffe Hand der Bewusstlosen zu sich, um die Nadel einzuführen. Dabei fiel der Blick des Doktors auf die Hand: schlank, sehr blass, mit einem einfachen Ring – einem Platin-Ehering mit einem wunderschönen Sternsaphir, whiskeyfarben auf schwarzem Grund. Aus Sri Lanka und sehr teuer. Er wusste es, weil er ihn gekauft hatte.
    Unvermittelt übertönte ein scharfer Alarm alle Geräusche im Schockraum. «Herzstillstand!», rief eine Schwester.
    Für einen Moment stand der Doktor nur reglos da, paralysiert von Entsetzen und Ungläubigkeit. Deguello wandte sich an einen der Assistenten, und jetzt konnte der Doktor auch das Gesicht der Frau sehen. Die Haare verfilzt und durcheinander, die Augen offen und ins Leere starrend, Mund und Nase vom Beatmungsgerät verdeckt.
    Sein Mund war trocken. «Jennifer …», krächzte er.
    «Lebenszeichen werden schwächer!», rief die Schwester.
    «Wir brauchen Lidocain!», rief Corbin. «Lido! Sofort!»
    Und dann, so schnell wie sie gekommen war, wich die Erstarrung wieder von ihm. Der Doktor drehte sich zu einer der Notfallschwestern um. «Defibrillator!», rief er.
    Sie rannte in eine Ecke des Raums und rollte den Wagen herbei. «Lädt auf!»
    Ein Assistent trat an den Tisch, injizierte der Bewusstlosen das Lidocain, trat zurück. Der Doktor packte die Paddles, kaum imstande, die eigenen zitternden Hände zu kontrollieren. Das konnte nicht sein. Das musste ein Albtraum sein, nur ein schlimmer Traum, nichts weiter. Er würde aufwachen und sich im Pausenraum wiederfinden, zusammengesunken, mit Deguello im Sessel nebenan.
    «Geladen!», rief die Schwester.
    «Zurücktreten!» Der Doktor hörte die verzweifelte Schärfe in seiner Stimme. Während die anderen zurücktraten, platzierte er die Paddles auf ihrer nackten, blutüberströmten Brust und löste den Stromstoß aus. Jennifers Körper bäumte sich auf und fiel auf den Tisch zurück.
    «Nichts», rief die Schwester
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