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Hüter des Todes (German Edition)

Hüter des Todes (German Edition)

Titel: Hüter des Todes (German Edition)
Autoren: Lincoln Child
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dort. Er war losgerannt, die Gangway hinunter in Richtung Sektion Gelb.
    «Ethan!», rief Logan ihm hinterher. Der Doktor drehte sich nicht einmal um, während er sich durch die Menschenmenge kämpfte, die in die Marina strömte.
    Jetzt erreichte das zweite große Propellerboot die Marina. Es hatte die vergeblichen Löschbemühungen eingestellt und kündigte seine Ankunft mit einem ohrenbetäubenden Stoß aus dem Schiffshorn an. Menschentrauben reihten sich entlang dem Kai auf, in den Armen so viele der unbezahlbaren Artefakte, wie sie nur tragen konnten. Einige der kleineren Wasserfahrzeuge hatten bereits mit der Evakuierung der Station angefangen. Sie fuhren nach Norden, ohne darauf zu warten, dass die großen Propellerboote ihnen einen Weg bahnten. Sie lagen tief im Wasser und Schlamm des Sudd, überladen mit Menschen und Artefakten. Logan wandte sich um und bemerkte Christina Romero neben sich. Auch sie hatte inzwischen einen Laborkittel übergestreift.
    «Ich bin gleich wieder zurück!», sagte er, dann wirbelte er erneut herum und wollte hinter Rush her, doch sie packte seine Hand und hielt sie verzweifelt fest.
    «Nein!» , rief sie mit weit aufgerissenen Augen.
    Er hielt sie an den Schultern und sah ihr in die Augen. Sie stand immer noch unter Schock. «Steigen Sie in eines der Boote», sagte er eindringlich. «Ich bin gleich wieder zurück.» Dann drehte er sich um, nahm einem von Valentinos Männern das Funkgerät aus der Hand und rannte über die Gangway in die Richtung, in die Rush verschwunden war.

[zur Inhaltsübersicht]
    56
    Er rannte vorbei an den verlassenen Büros, Labors, Werkstätten und Lagerräumen von Sektion Grün. Die Evakuierung schien größtenteils abgeschlossen; das Labyrinth aus Gängen war nahezu verlassen. Es dauerte keine zwei Minuten, bis Logan die gesamte Sektion durchquert und die Barriere am anderen Ende erreicht hatte. Er duckte sich zwischen den Plastiklamellen hindurch und rannte über die gedeckte Pontonbrücke zur Sektion Gelb. Der Gestank von Rauch und Feuer schlug ihm ins Gesicht, und die Hitze wurde immer stärker. Einen Moment später war er durch die Barriere hindurch und im Bereitschaftsraum.
    Er blieb stehen. Der riesige Raum sah aus, als wäre er von einem Tornado heimgesucht worden. Regale mit Instrumenten waren umgekippt, und Hightech-Ausrüstung lag zerstreut auf dem Boden. Die Drähte und Stromkabel waren schwarz und verkohlt, aus einigen sprühten Funken. Die Monitorreihen waren ausnahmslos dunkel. Der Schlund selbst, das Zentrum des Raums, war nur noch ein qualmendes Loch. Große verbogene, zerrissene Metallpaneele, die zerfetzten, geschwärzten Überreste des oberen Rings des Umbilicus zeugten von der Wucht der Explosion, welche die letzte Expedition in die dritte Grabkammer so abrupt und endgültig beendet hatte.
    Und dort – direkt vor dem Schlund – stand Jennifer Rush. Ihr Krankenhaushemd war zerfetzt und ihr Haar zerzaust. In einer Hand hielt sie einen kleinen roten Kanister, in dem sich offensichtlich das Nitroglyzerin befand.
    Ethan Rush stand vor seiner Frau. Er hatte die Hände flehend nach ihr ausgestreckt. «Jennifer …», sagte er. «Bitte. Ich bin es, Ethan.»
    Jennifer Rush starrte ihn aus trüben, rot geränderten Augen an.
    Logan trat hinter Ethan Rush, doch der Doktor gab ihm ein Zeichen, im Hintergrund zu bleiben. «Jennifer, alles wird gut. Stell den Kanister weg und komm mit mir.»
    Sie blinzelte. «Ungläubiger!» , zischte sie.
    Logan spürte ein eisiges Erschauern. Er erkannte die Stimme – es war die trockene, raue, distanzierte Stimme, die er bei beiden Übergängen gehört hatte. Sein Eindruck von einer bösartigen Präsenz – die er zum ersten Mal beim Brand des Generators und seither allzu häufig gespürt hatte – verstärkte sich blitzartig, und er spürte, wie sein Herz wild in seiner Brust zu hämmern anfing.
    «Liebling», sagte Rush. «Komm mit mir. Bitte. Alles wird wieder gut.» Er machte einen weiteren Schritt auf seine Frau zu, dann hielt er inne, als Jennifer drohend den Kanister hob.
    «Du hast das dritte Tor überwunden», sagte sie mit dieser grausigen Stimme. «Jetzt wirst du in unauslöschlichem Feuer brennen, und mein Grab wird aufs Neue versiegelt – diesmal für alle Zeiten! » Sie wich zum Schlund zurück, die Hand mit dem Kanister ausgestreckt, bereit, ihn in die Tiefe schleudern.
    Das Funkgerät in Logans Hand quäkte. Er zog sich zur Tür zurück, hob es an die Lippen und meldete sich. «Logan
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