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Hüter des Todes (German Edition)

Hüter des Todes (German Edition)

Titel: Hüter des Todes (German Edition)
Autoren: Lincoln Child
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kämpfte sich weiter.
    Seine Hände trafen erneut auf etwas Hartes, Metallisches, Glattes. Metall. Das war es. Endlich. Er hatte die Station erreicht! Hoffnung, beinahe gestorben, erfüllte ihn aufs Neue. Noch fünf Sekunden, vielleicht zehn, und er wäre erledigt gewesen. Es war haarscharf gewesen. Er streckte die andere Hand aus, versuchte sich in der Schwärze zu orientieren, um sich nach oben und draußen zu ziehen …
    Und dann bemerkte er etwas anderes. Das harte, glatte Stück Metall ging in ein weiteres Metallstück über, gerundet und mit schweren Nieten überzogen. Welcher Teil der Station war das? Die Pontons waren allesamt glatt, und die Kriechräume unter den zahlreichen Quartieren hatten lediglich –
    Dann ertastete er etwas anderes, etwas, das an einer der Nieten befestigt war. Ein schweres Stück gummiertes Gewebe, rau an den Enden, als wäre es gewaltsam abgerissen worden.
    Die Wahrheit traf ihn mit niederschmetternder Wucht. Er war nicht an der Station angekommen. Er war unten, an der Schleuse. Irgendwie hatte er, vielleicht beim Zusammenprall mit dem Stück Holz, in der Finsternis die Orientierung verloren. Er hatte um einhundertachtzig Grad gewendet – und war zum Grund zurückgestrampelt. Zum Grab.
    Nein. Nein! Nein, das konnte nicht sein! Er musste halluzinieren. Es war Panik. Panik und Sauerstoffmangel. Er würde die Illusion ignorieren, würde sich hochziehen, und dann endlich einatmen, die süße, süße Luft einatmen.
    Er packte die Runge, zog sich daran nach oben, bis sie seine Brust berührte. Seine Bewegungen waren immer noch langsam, wie eine Fliege in Honig, und seine Augen waren blind, doch es spielte keine Rolle. Er war oben, war an der Oberfläche angekommen. Es musste so sein.
    Er öffnete den Mund …
    Und in einem einzigen Augenblick strömten Schlick, Wasser, Steinchen und verrottete Materie, so alt wie das älteste Grab, in seine Mundhöhle, füllten sie aus bis in den letzten Winkel. Es war die widerlichste, ekelhafteste, abscheulichste aller Empfindungen, doch Kowinsky ignorierte sie. Es war der letzte Akt der Verzweiflung, und in seiner allerhöchsten Not öffnete er den Mund noch weiter und atmete ein .

[zur Inhaltsübersicht]
    55
    Sie durchbrachen die Oberfläche ihres Schlammgefängnisses und fanden sich in einer Welt aus Feuer und Flammen wieder. Mit Christina Romero dicht neben sich schwamm Logan um den Perimeter der Station, während er in großen, zitternden Zügen Luft in seine Lungen saugte. Vier der fünf Sektionen der Station – Rot, Braun, Weiß und Gelb – hatten Feuer gefangen. Flammenzungen leckten unter den schweren Planen hervor und fraßen sich durch die Moskitonetze über den Pontonbrücken, als wären sie aus Seide. In den Labors und medizinischen Einrichtungen von Sektion Rot schien das Feuer besonders wütend zu toben – die Überdruckkuppel über diesem Bereich der Station leuchtete von innen in höllischem Orangerot. Logan sah einen großen Feuerball in die Höhe schießen, der sich durch die Planen der Kuppel fraß und in kochenden, rollenden Wolken aus Schwarz und Purpur in die Höhe schoss, um das Krähennest einzuhüllen. Wenigstens ein halbes Dutzend Boote – kleine Schlepper sowie eines der großen Propellerboote und andere Fahrzeuge – umrundeten unablässig die Station und lenkten in hohem Bogen Fontänen von Löschwasser auf die Flammen. Doch das Feuer hatte sich so weit ausgebreitet, und der Wasservorrat war so beschränkt – das Wasser des Sudd war viel zu zähflüssig, um durch die Pumpen zu gehen. Logan spürte die infernalische Hitze im Gesicht, wo sie die bereits antrocknenden Reste des Sudd buk, und er wandte sich ab.
    Nun konnte er weitere Gestalten erkennen, die sich halb schwimmend, halb kriechend durch den Sumpf auf die brennende Station zubewegten. Sie waren über und über verkrustet mit dem gleichen braunschwarzen Schlick und unmöglich voneinander zu unterscheiden. Trotzdem meinte Logan, in einer von ihnen Stone zu erkennen, und ein anderer war möglicherweise Ethan Rush. Sie schienen in Richtung Grün zu strampeln, wo die Marina und die Werkstattsektion untergebracht waren. Diese Sektion hatte das brüllende Inferno bisher noch nicht erreicht. Logan zog die erschöpfte Christina Romero hinter sich her und schlug die gleiche Richtung ein.
    Ein Jetski-Fahrer, der die Station umkreiste, entdeckte sie und kam herbei. Er zog zuerst Christina und dann Logan auf das Heck seiner Maschine, wendete und fuhr in Richtung Grün und
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