Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hüter des Todes (German Edition)

Hüter des Todes (German Edition)

Titel: Hüter des Todes (German Edition)
Autoren: Lincoln Child
Vom Netzwerk:
der schützenden Marina unter der Plane. Dort angekommen, bedankte Logan sich bei dem Fahrer und half Christina von dem Jetski herunter und auf einen Steg. Er trug nur seine Unterwäsche, doch mit dem ganzen Schlamm am Körper hätte er genauso gut in einem Raumanzug stecken können.
    Auf der Marina herrschte das Chaos. Der Lärm gebrüllter Kommandos, schrillender Alarme und heulender Maschinen war unerträglich. Die Luft war erfüllt von beißendem Qualm. Techniker, Laboranten, Handlanger und selbst Köche stürzten aus anderen Bereichen der Station herbei, nicht wenige von ihnen mit rußverschmierter Kleidung und geschwärzten Gesichtern, unter dem Arm Dokumente, Essen und so viele der kostbaren Artefakte, wie sie nur tragen konnten. Logan sah wenigstens ein Dutzend Behälter für Artefakte, hastig an der Wand übereinandergestapelt. Selbst der sargähnliche Transportbehälter, der Narmers Mumie enthielt – oder besser, Neithoteps Mumie –, stand mit leichter Schlagseite in einer Ecke. Andere karrten eilig Objekte auf das große Propellerboot, das am Nachbarkai festgemacht hatte. Plowright, der Chefpilot der Expedition, stand neben der vorderen Planke des Bootes und bellte Befehle.
    Unterdessen rannten einige Männer und Frauen in Schutzkleidung aus der Marina und in die tieferen Sektionen der Station, allem Anschein nach auf der Suche nach Versprengten. Ein Mann in einem Laborkittel mit einem blauen Container in der Hand stolperte über eine Rolle Kupferdraht, ließ den Container fallen und schlug der Länge nach hin. Der Deckel des Containers sprang auf, und zahllose Edelsteine, Ringe, Anhänger und winzige goldene Statuen purzelten hervor, ein jedes Artefakt mit einem Etikett versehen und in einen kleinen Plastikbeutel gehüllt. Aus dem Nichts kam Porter Stone herbeigerannt, kniete nieder und machte sich daran, die Beutel mit ungeschickten, nervösen Bewegungen zurück in den Container zu stopfen. Über seine Wangen rann Schweiß – oder vielleicht auch Tränen – und hinterließ dünne weiße Spuren in einer ansonsten beinahe unberührten Maske aus Schwarz.
    Logan blickte sich suchend um und entdeckte Frank Valentino, der aufgebracht mit einer ganzen Traube von Sicherheitsleuten sprach. Instinktiv näherte sich Logan der Gruppe. Aus den Augenwinkeln sah er, wie auch Ethan Rush herankam. Rush, Stone, Valentino – wenigstens diese drei waren dem Inferno ebenfalls entkommen.
    «Wie viele Tote?», fragten Logan und Rush gleichzeitig, als sie bei Valentino angekommen waren.
    Der Chefingenieur sah die beiden an. Schlamm tropfte von seinem fleischigen Gesicht. «Ich habe bis jetzt keine genauen Zahlen. Fünfzehn, vielleicht zwanzig, eingeschlossen in den Flammen.»
    Jemand warf Logan einen Laborkittel zu. Er schlüpfte hinein und knöpfte ihn zu.
    «Es ging alles so schnell. Die Explosionen folgten unmittelbar aufeinander», berichtete einer von Valentinos Leuten. «Das Methan hat sich in den Kriechräumen unter den Sektionen gestaut und schlagartig entzündet.»
    «Was ist denn genau mit dem Methansystem passiert?», wollte Logan wissen.
    «Es wurde manipuliert», antwortete der Mann.
    «Kann man die Überdruckventile denn nicht versiegeln?», fragte Rush.
    Valentino schüttelte den Kopf. «Dazu ist es zu spät. Der einzige Weg zu den manuellen Kontrollen führt durch die Sektionen Rot oder Weiß – beide stehen in Flammen. Völlig unmöglich . Die Feuersbrunst frisst sich in Richtung des zentralen Konverters und des Speichertanks vor. Uns bleiben vier, vielleicht fünf Minuten, bis alles hochgeht. Bis dahin machen wir besser, dass wir so weit weg sind wie möglich!»
    «Wie konnte das passieren?», fragte Logan, obwohl er befürchtete, dass er die Antwort längst kannte.
    «Wir wissen es nicht genau», sagte der Mann. «Aber wir glauben, es war Mrs. Rush.»
    «Jennifer?», fragte Rush entsetzt.
    «Sie tauchte im Bereitschaftsraum auf, als Sie alle unten in der dritten Kammer waren. Sie hatte zwei Kanister mit Nitro dabei. Einen davon warf sie in den Umbilicus. Den anderen hat sie noch bei sich.»
    «Sie meinen, sie ist immer noch da drin?», fragte Logan. «Beim Schlund?»
    «Sie hat alle in Schach gehalten mit dem Kanister», antwortete der Mann.
    «Jetzt reicht es!», sagte Valentino. «Ich gebe meinem letzten Team den Befehl, sich augenblicklich zurückzuziehen. Wir müssen die Station sofort evakuieren. Diese verrückte, verrückte Frau!» Er drehte sich zu Rush um. «Scusi.»
    Doch Rush stand nicht mehr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher