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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht
Autoren: Joel Rosenberg
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Großmeister Lucius seine Kräfte mit ihm maß, verwandelten sie den Wald von Elrood in die Wüste von Elrood - möchtet Ihr die Wüste von Pandathaway auf Euer Gewissen laden? Möchtet Ihr eine Einöde hinterlassen, als Erinnerung an unsere Zeit als Gildemeister?«
    Nein, dachte Ahrmin, das ist nicht alles, was ich hinterlassen möchte. Was ich hinterlassen möchte, ist Karl Cullinanes Kopf.
    »Die Zeit kann noch kommen, Ahrmin«, beschwichtigte ihn Yryn. »Die Zeit kann noch kommen, da wir ihm den Kopf abschlagen. Aber die Zeit ist nicht jetzt. Nicht, solange er bleibt, wo er ist; nicht, solange sein Anspruch sich nur auf ein kleines Gebiet beschränkt. Solange er sich innerhalb der Grenzen seines armseligen kleinen Kaiserreichs aufhält, werdet Ihr ihn in Ruhe lassen. Ganz und gar. Verstanden?«
    Ahrmin bemühte sich, ein Zögern vorzutäuschen. »Verstanden, Gildemeister, Meister, Freunde und Brüder«, verkündete er förmlich. »Ich beuge mich dem Willen des Rats.« Er ließ den Blick von einem Gesicht zum anderen gleiten.
    »Ich gehorche«, sagte er.
    Genug, dachte er entschlossen.
    Genug gewartet, genug Geduld bewiesen - genug. In den letzten fünf Jahren hatte er keine Anschläge auf Karl Cullinanes Leben unternommen und seit dem Fiasko des Krieges zwischen Holtun und Bieme nur heimlich ein paar Meuchelmörder ausgesandt. Immer in der Hoffnung, doch noch die Unterstützung des Rats zu gewinnen, aber Unterstützung oder nicht, er war mit seiner Geduld am Ende.
    Es mußte sich eine Gelegenheit bieten. Die Zeit des Abwartens mußte demnächst vorüber sein, oder er würde die Sache selbst in die Hand nehmen. Trotz allem - trotz des Widerstands der anderen Mitglieder der Ratsversammlung; trotz des Wunsches der erbärmlichen Magiergilde, sich in einer Ecke zu verkriechen, sobald der Name Arta Myrdhyn fiel - er würde handeln.
    Allerdings mußte man behutsam vorgehen. Es galt, einen narrensicheren Köder zu finden sowie die rechte Zeit und den rechten Ort zu bestimmen.
    Natürlich war es sinnlos, etwas zu unternehmen, solange Cullinane sich in Holtun-Bieme aufhielt; da gab es einfach zu viele Möglichkeiten, daß etwas fehlschlug.
    Doch gab es auch noch andere Orte auf der Welt außer diesem winzigen Kaiserreich, andere Orte, die unter einem anderen Zauber lagen.
    Wieviel, fragte er sich, würde Großmeister Lucius für das Schwert bezahlen, das Magier zu töten vermochte?
    Und wieviel für den Kopf der einen Person, die es herbeischaffen konnte?
    Und wieviel würde Karl Cullinane für die Menschen riskieren, die er liebte?
    Die Antworten waren dieselben: alles, selbstverständlich.
    Doch mußte man die entscheidende Gelegenheit selbst herbeiführen. Größte Sorgfalt war angezeigt. Es waren Gerüchte auszustreuen, mit einfühlsamer Zurückhaltung; Gerüchte, denen man hier einen Hauch von Unglaubwürdigkeit verleihen mußte, damit sie dort um so glaubhafter erschienen. Nur so konnte man den Weg bereiten, um Karl Cullinane aus seinem Schlupfloch hervorzulocken.
    Nein. Nicht zu locken. Ihn zu zwingen.
    Ich bin klüger als du, Karl Cullinane. Ich tue den ganzen Schritt. Die Gerüchte ausstreuen und abwarten. Das war der Schlüssel zum Erfolg. Der Kaiser würde sich eines Tages auf die Suche nach dem Schwert machen. Vielleicht konnte man den Aufbruch etwas beschleunigen.
    Es war verzwickt, aber nicht unmöglich. Nur galt es langsam vorzugehen, verstohlen, behutsam.
    Es muß gelingen. Und es wird gelingen.
    Ein Jahr zuvor, in Wehnest: Doria und Elmina
    Ich mache mir Sorgen um Karl, dachte Doria.
    »Doria, Doria«, tadelte Elmina kopfschüttelnd, wobei die Haube ihrer Kutte herabfiel und das strähnige schwarze Haar zum Vorschein kam.
    Die Leichenblässe von Elminas Haut hätte unter anderen Umständen abstoßend gewirkt, doch hier war sie verständlich, beinahe ermutigend, denn sie sprach von Heilung. Heilen, selbst wenn es - wie in diesem Fall - nur darum ging, den Zustand ihres böse zugerichteten Patienten zu stabilisieren, zehrte an den magischen, physischen und sogar geistigen Kräften, und Elmina hatte die ihren soeben fast vollkommen verausgabt.
    »Sorge steht uns nicht zu, Doria. Wir müssen trösten, wiederherstellen, heilen.« Zitternd vor Schwäche legte Elmina beruhigend die Hand auf den Arm des Verletzten, eines ungewaschenen Bauern, der mehr tot als lebendig in den Tempel der Hand in Wehnest gebracht worden war - von demselben Ochsenkarren, der ihn zuvor versehentlich überrollt und mit den
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