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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht
Autoren: Joel Rosenberg
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Zwerges für den rechten Zeitpunkt.
    Nun ja, er konnte nichts dafür.
    Fleisch und Blut sind nur Staub; die Welt zehrt sie auf,
    mit Elend und Jammer, Mühe und Plag'
    in ihrem täglichen Lauf.
    Leg ab nun die Last, denn es endet der Tag ...
    ... der vertraute Abendgesang begann, eine schlichte Erinnerung daran, daß die Nacht die Zeit war für Ruhe und Schlaf und daß die Sorgen des nächsten Tages ganz gut bis zum nächsten Tag warten konnten.
    Ein einfacher Gedanke, aber die Zwerge begriffen den Wert von Einfachheit. Es lag an der Gegend.
    Zeitgefühl war Teil dieser Einfachheit.
    Während die beiden Freunde miteinander plauderten, trafen die Zwerge, die in den Alten Höhlen wohnten - obwohl es sich keineswegs um die ältesten Höhlen in Endell handelte - Anstalten, den Tag zu beschließen und in die Sicherheit und Wärme der Höhlen zurückzukehren.
    Auf kleinen Pferden oder zu Fuß trafen sie bei den Höhlen ein und bereiteten sich auf den Einbruch der Nacht vor. Manche kamen schweißbedeckt und staubig von König Maherrelens Feldern, einige wenige brachten auf ihren hoch beladenen Wagen Handelsware aus dem Süden in die Heimat - doch allen gelang es, die letzte oder auch einzige Etappe ihres Weges so zu planen, daß sie das Tor knapp vor Sonnenuntergang erreichten und nicht später.
    Zwerge verfügten über das Talent der Zeitplanung, so wie Menschen sich im Schwimmen hervortun. Zwerge konnten natürlich nicht schwimmen, sich nicht einmal vom Wasser treiben lassen.
    Immerhin war auch das spezifische Gewicht des menschlichen Körpers nur wenig geringer als das von Wasser, weshalb es ihn nur unvollkommen trug; aufgrund der größeren Dichte von Muskeln und Knochen eines Zwerges würde er bei einem Schwimmversuch untergehen wie ein Stein.
    Das war bedauerlich. James Michael Finnegan hatte den Aufenthalt im Wasser genossen; getragen von einer Schwimmweste, hatte er den Pool als den einzigen Ort empfunden, an dem sein ungetreuer Körper ihn nicht behinderte.
    Schwimmen war eines der wenigen Dinge aus seinem Leben als Mensch, das Ahira vermißte, vielleicht das einzige. Sonst fiel ihm nichts ein. Aber schwimmen ...
    Menschen schwimmen ebenso leicht wie sie Verrat und Grausamkeiten begehen, dachte Ahira, und dann schämte er sich plötzlich.
    Schließlich waren einige seiner besten Freunde Menschen. Von allen Wesen, die er liebte, handelte es sich bei denen, die er am meisten liebte, um Menschen: Walter, seine Frau Kirah, Janie - sie war ihm ganz besonders ans Herz gewachsen - und die kleine Doria Andrea Slowotski. Wenn Doria nicht der süßeste Fratz im ganzen Universum war, dann nur, weil Janie als Erstgeborene einen kleinen Vorsprung hatte.
    Und dann gab es da noch Karl Cullinane, der ihn im wahrsten Sinne des Wortes von den Toten auferweckt hatte - auch Karl war ein Mensch. Wie Chak und all die anderen ...
    Und er selbst war einst ein Mensch gewesen.
    Er war der verkrüppelte James Michael Finnegan gewesen. Nie wieder, gnädigerweise, nie wieder.
    Also waren die Menschen nicht durch die Bank schlecht. Dennoch ... Zwerge waren anders. Wie ihr Lebensraum und ihre Lebensart.
    Die Nacht war eine gefahrvolle Zeit im Norden der Region Eren. Eine der wenigen Begabungen der großen, tapsigen Menschen bestand darin, Lebewesen zu töten, die ihnen nicht geheuer erschienen; Zwerge zogen es vor, Gefahren aus dem Weg zu gehen und nur zu kämpfen, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Ein Kreuzzug - ob nun die tollwütigen Unternehmungen einiger Päpste auf der Anderen Seite oder Karls nach den Maßstäben von Ahiras menschlicher Hälfte vollkommen berechtigter Kampf gegen die Sklaverei auf Dieser Seite - war Zwergen völlig wesensfremd.
    Mäßigung galt den Zwergen als natürlicher Charakterzug, doch selbst darin ließen sie Vernunft walten: Mäßigung in der Mäßigung. Gewalt war natürlich von Übel, doch man kämpfte, um sich zu verteidigen. Das Zwergengebiet im Norden war ein kaltes Land mit einer kurzen Pflanzzeit; hin und wieder war es nötig, gegen Bezahlung zu kämpfen. Doch nur, wenn es sich nicht vermeiden ließ.
    Nur, wenn es sich nicht vermeiden ließ.
    »Zeit hineinzugehen«, meinte Ahira.
    Mit einem Ächzen, das einem höheren Alter entsprach als seinen kaum vierzig Jahren, stand Walter Slowotski auf und wickelte sich enger in seinen Mantel.
    »Ich«, verkündete er, »werde langsam zu alt für so was.«
    »Du«, entgegnete Ahira, »redest Scheiße.«
    »Stimmt, stimmt«, gab Slowotski zu, während sie das
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