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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht
Autoren: Joel Rosenberg
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stracks zum Schloß marschieren würdest. Das ist ja auch viel wichtiger, als sich auf die naheliegenden Probleme zu konzentrieren. Warum machst du dir nicht ein paar Sorgen darüber, wie Jason daheim mit seinen Hausaufgaben zurechtkommt?*
    Ellegon ...
    *Vielleicht könntest du über Jasons Schwierigkeiten mit ungekürzten Divisionen meditieren, statt dich mit der, zugegeben, weit unerheblicheren Gefahr zu beschäftigen, daß dir jemand sein Schwert in die Eingeweide mogelt.*
    Sarkasmus steht dir nicht.
    *Dummheit steht niemandem besonders gut. Kennst du den Fachausdruck für die Kinder unvorsichtiger Soldaten?*
    Schon gut, ich beiße an: Wie nennt man sie?
    *Waisen.*
    Rechts von ihm versuchten General Garavar und die hinter ihm aufgereihten sechs Soldaten, den Eindruck zu erwecken, Ellegon habe sie nicht in seine Mentalunterhaltung einbezogen.
    Mit einer Ausnahme. Allerdings trug der sorgfältig berechnete, verächtliche Schnaufer nur ein paar Meter weit.
    *Tennetty ist meiner Meinung, wie gewöhnlich.*
    »Seid still, allesamt. Wir haben einen Job zu erledigen.«
    »Euer Majestät«, wisperte Garavar. »Ich kann nur wiederholen: Kaiser tun so etwas nicht.«
    »Ich habe gesagt, Mund halten. Ich will keine Aufmerksamkeit erregen.« Noch nicht.
    Doch Garavar gehörte noch zur alten Schule, nach deren Maßstäben Treue mehr galt als Gehorsam.
    Dennoch, als Karl ihn mit einem strengen Blick bedachte, schloß Garavar seinen zu Widerworten geöffneten Mund.
    Karl mußte sich eingestehen, daß Garavar nicht ganz unrecht hatte. Das ganze Unternehmen war nicht direkt eine schlechte Idee, aber nicht Karl Cullinane hätte es anführen dürfen.
    Wahrhaftig nicht, dachte er. Besser geeignet wäre jemand mit herausragenden Fähigkeiten im verstohlenen Herumschleichen, jemand wie Walter Slowotski. Das hier war eine Aufgabe für Walter Slowotski, nicht für Karl Cullinane.
    *Es gibt niemanden wie Walter Slowotski. Kann es sein, daß du ihn vermißt?*
    Gut geraten. Slowotski wäre inzwischen längst in die Burg eingedrungen, hätte ein oder auch mehrere hübsche Mädchen verführt, seine Taschen mit Münzen und Juwelen gefüllt, delikate Verabredungen für später getroffen, sich in der Küche die besten Happen einverleibt und mit dem kostbarsten Wein heruntergespült und nebenbei wundersame Sinneswandlungen bei dem Baron bewirkt.
    Ohne auch nur einen Tropfen Schweiß zu vergießen vermutlich.
    *Hmm ... Ich frage mich, ob er auch eine dermaßen überzogene Meinung von deinen Fähigkeiten hegt. Übrigens, du hättest die.Sache durchaus auf normalem Wege regeln können. Du kennst das Wort ›normal‹?*
    Die übliche Art, einen Baron aus seiner Burg herauszuholen, bestand in einer Abordnung seiner adligen Nachbarn, die an seine Tür klopften und ihn höflich aufforderten, sie zum Kapitol zu begleiten.
    Das war ein beinahe narrensicheres Verfahren: Kein Baron ließ sich auf einen offenen Zweikampf mit seinen Standesgenossen aus der Nachbarschaft ein, außer er hatte ohnehin nichts mehr zu verlieren, denn ein solches Gefecht bedeutete seinen sicheren Untergang. Selbst wenn er seinen Männern Befehl gab, die Abordnung anzugreifen, mußte er damit rechnen, daß sie den Gehorsam verweigerten; Prinzen und Kaiser neigten dazu, derartige Vorkommnisse mit einem Stirnrunzeln zu betrachten und ihrem Unwillen mit Axt und Galgen Ausdruck zu verleihen.
    Setze Garavar davon in Kenntnis, dachte Karl Cullinane in Richtung des Drachen, daß ich nicht da wäre, wo ich heute bin, wenn ich stets nach Schema F gehandelt hätte. Und da wir gerade davon sprechen, bisher war ich der Ansicht, daß auch Generäle nicht auf allen vieren durchs Gras zu kriechen pflegen.
    Keine Antwort.
    Nur Tennetty ließ sich nicht so leicht zum Schweigen bringen. »Es soll ein paar Leute geben«, flüsterte sie, »die sich um deine zarte Haut Sorgen machen.«
    Natürlich hatte auch Ellegon noch etwas beizutragen. *Und seit wann findest du es so großartig, da zu sein, wo du bist?*
    Still jetzt. Ich muß nachdenken.
    *Oh - eine neue Kriegslist!*
    Pssst!
    Es hatte eine Zeit gegeben, da sorgte Karl Cullinane sich bei seinen Überfällen keinen Deut um das Schicksal der Überfallenen, doch das gehörte der Vergangenheit an, als er noch der Anführer eines Stoßtrupps aus Heim war und seine Opfer die Aufseher von Sklavenkarawanen.
    Jetzt lagen die Dinge anders. Bei den Wachen hier handelte es sich eigentlich um seine Untertanen - ein schreckliches Wort -, und ein Kaiser lief nicht
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