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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht
Autoren: Joel Rosenberg
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gegenteilige Order.« Das stimmte nicht; es marschierte keine Armee auf Arondael. Doch ließ sich diese Behauptung rasch wahrmachen, falls es nötig sein sollte.
    Aus Arondaels Gesicht wich die Farbe. Er öffnete den Mund, brachte keinen Ton heraus und schloß ihn wieder.
    »Oder«, erklärte Karl Cullinane, indem er sich erhob, »Ihr und Nerahan führt unter General Kevaluns Oberbefehl das erste gemeinsame Truppenmanöver von Holtun und Bieme durch.«
    Das gehörte zu Karls Plänen, doch seine nächsten Worte überraschten ihn selbst. »Ich habe vor, eine Versammlung aller Barone einzuberufen, aus Holtun wie aus Bieme. So ein Gemeinschaftsprojekt zwischen ehemaligen Gegnern würde mir eine glänzende Ausgangsposition sichern.«
    Der Baron biß sich auf die Lippen und zuckte die Achseln.
    »Spuckt es aus, Arondael.«
    »Eine gemeinsame Ratsversammlung? Seid Ihr sicher, das Richtige zu tun?«
    »Wäre ich nicht überzeugt, würde ich es nicht tun, oder? Ihr wollt Zeit schinden, Arondael; trefft Eure Wahl, Baron. Gemeinsame Manöver, oder machen wir Eure Burg dem Erdboden gleich?«
    *Er sucht nach einem Schlupfloch.*
    Überraschung, Überraschung.
    »Ich entscheide mich für ersteres, Sire«, erwiderte Arondael gelassen und liebenswürdig, als hätte man ihm die Wahl zwischen zweierlei Konfekt gelassen.
    Ich nehme einen Begriff aus Spalte B, Sokrates. Dennoch, Karl bewunderte die Haltung Arondaels; im Angesicht einer unhaltbaren Situation hatte der Baron schlicht seine Karten zusammengeschoben, scheinbar ohne einen bedauernden Blick auf den Topf, den Karl zu sich herüberzog.
    »Sehr gut«, sagte Karl. »Es gibt einen Punkt, der von besonderer Wichtigkeit ist. Ihr und Nerahan - beide - müßt dafür sorgen, daß es zu keinen Auseinandersetzungen kommt. Keinen. Selbst ein Faustkampf würde einen schlechten Eindruck machen.« Karl trat einen Schritt vor und pflückte Arondael die Teetasse aus den Händen. »Ich darf doch? Der Tee duftet zu verlockend.« Er trank einen Schluck. Etwas zuviel Honig für seinen Geschmack, doch eine bessere Teesorte, als man sie ihm gewöhnlich in Biemestren vorsetzte, wenn auch nicht mit dem Sassafras von Heim vergleichbar.
    Ganz zu schweigen von Kaffee.
    Er bemühte sich, das Wort nicht einmal zu denken. Seit annähernd zwanzig Jahren mußte er ohne auskommen, obwohl er immer noch die imaginäre Tasse zu schmecken vermeinte, die Arta Myrdhyn ihm vor beinahe zehn Jahren kredenzt hatte.
    »Verstanden, Sire.« Arondael verbiß sich ein wissendes Lächeln. »Ich werde noch einen weiteren Schluck nehmen, wenn Ihr es wünscht.«
    »Nicht nötig, Arrifezh. Und da wir jetzt wieder Freunde sind, bin ich für dich Karl, solange niemand sonst anwesend ist.«
    »Sehr gut, Karl.« Arondael stand auf und goß sich frischen Tee ein. »Du wolltest noch etwas zu den Manövern sagen.«
    »Es ist noch nicht lange her, daß du und Nerahan miteinander im Krieg gelegen habt, und ich bin nicht so dumm zu erwarten, daß deine und seine Männer sich ohne Schwierigkeiten vertragen werden. Daher lege ich besonderen Wert darauf, daß jeder einzelne deiner Männer sich im klaren darüber ist, daß es nicht nur keine Prügeleien geben darf, sondern auch keine Schimpfworte, keine Beleidigungen. Sollte jemand aus der Reihe tanzen, wünsche ich, daß er sofort zur Schnecke gemacht wird - dafür bist du mir persönlich verantwortlich. Verstanden?«
    Arondael nickte. »Verstanden, Karl.«
    »Noch eins«, sagte Karl und reckte sich zu voller Höhe, während er den letzten Schluck von Arondaels Tee nahm.
    »Fordere mich nicht noch einmal heraus. Gib mir keinen Anlaß zu der Vermutung, in Arondael sei noch etwas von der Saat der Rebellion zurückgeblieben. Oder ich ziehe dir diese Baronie unter dem Allerwertesten weg und gebe sie Nerahan.«
    Er wandte dem Baron den Rücken zu und bemühte sich, nicht unwillkürlich die Schultern hochzuziehen. Mit einiger Erleichterung vernahm er schließlich die gepreßten Worte: »Ja, Sire.«
    Gut. Karl hatte Arondaels Selbstbeherrschung aufs äußerste beansprucht. »Nicht doch. Es heißt ›Ja, Karl‹ - denk daran, wir sind wieder Freunde.«
    »Ja, Karl. Ich verstehe.«
    »Und wenn ich das nächstemal nach dir schicke?«
    »Werde ich sein, wo du mich haben willst und wann du mich dort haben willst, oder bei dem Versuch das Leben lassen.«
    »Schön gesagt.« Karl schenkte ihm einen langen Blick. »Sehr schön gesagt.«

Kapitel zwei
Rückblicke
    Vor zwei Jahren in Pandathaway: Ahrmin und
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