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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht
Autoren: Joel Rosenberg
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all dem Wasser, das er geschluckt hatte.
    Oder vielleicht war die Sache mit dem Wasser nur eine Ausrede, dachte Slowotski. Vielleicht fürchtete der Zwerg, seine Stimme könnte ihrvverraten, wenn er jetzt den Mund auf tat.
    Doch einer mußte es aussprechen.
    »Jason?« rief Walter laut.
    Doria half dem Jungen in eine sitzende Stellung.
    »Walter ...« Er wollte etwas sagen, schluckte, schüttelte den Kopf und brachte schließlich die Worte heraus: »Viel Glück.«
    »Wie dein Vater schon sagte, wir haben keine Zeit für lange Abschiedsszenen. Nur eins: Du erbst etwas mehr als nur eine Krone. Verstanden?«
    Jason Cullinanes tränenüberströmtes Gesicht war grimmig. »Verstanden.«

Epilog
Requiem
    Laßt keinen mich mit Tränen ehren, noch weinend mich zu Grabe tragen.
    Quintus Ennius
    Einige Zehntage später, in Biemestren
    Die kühle, klare Stimme Ellegons hallte durch Biemestren: *Ich habe sie an der Grenze entdeckt, und jetzt kommen wir. Mit trauriger Kunde.*
    Alle traten sie ins Freie, warteten nicht im Thronsaal, sondern im Hof, unter dem Fenster von Karls Arbeitszimmer.
    Sie standen dicht beeinander - die Regenten Andrea Cullinane, Listar Baron Tyrnael und Thomen Baron Furnael; die Soldaten Garavar, Garthe, Pirojil, Durine und Kethol sowie eine vollständig angetretene Kompanie der Palastwache; Chefingenieurin Ranella mit den Gesellen Avram und Bibuz und einem Dutzend Lehrlinge; die füllige U'len mit den Küchenjungen Jimuth und Kozat; Mägde und Schreiber, Böttcher und Hufschmiede und Stallknechte - sie warteten schweigend.
    Über ihren Köpfen tauchte am Himmel ein dunkler Punkt auf, wurde langsam größer und erhielt Form und Gestalt, als der Drache sich herabsenkte und seine ledernen Schwingen mit unwiderstehlicher Gewalt die Luft peitschten.
    *Wir kommen.*
    Staub wirbelte auf, als das gewaltige Geschöpf zur Landung ansetzte.
    Als die im Hof Wartenden sich die Augen ausgewischt hatten, sprang Bren Adahan bereits zu Boden und streckte die Arme aus, um erst Aeia herunterzuhelfen, dann Tennetty, Jason und schließlich Doria.
    »Doria!« Andrea Cullinane betrachtete sie mit weitgeöffneten Augen. »Bist du es wirklich?«
    Das blonde Mädchen nickte, während Jason und Aeia zu Andrea liefen.
    Thomen Furnael schaute zu Bren, mit stillen Augen und starrem Gesicht. Bren schüttelte den Kopf.
    »Er ist tot«, sagte Andrea Cullinane und suchte in seinem Gesicht nach einem Hoffnungsschimmer, während sie ihren Sohn und ihre Adoptivtochter an sich drückte.
    Die Hoffnung, derer du bedarfst, kann ich dir nicht geben, Fürstin, dachte Bren, auf dessen Gesicht sich keine Regung zeigte.
    Auf dem Heimweg hatte er geglaubt, sich an die Vorstellung gewöhnt zu haben, daß Karl Cullinane tot sein sollte. Doch er hatte sich etwas vorgemacht, und das merkte er jetzt, als er Andrea Cullinane sagen sollte, daß sie eine Witwe war.
    Einen endlosen Augenblick standen sie reglos im Burghof, und keiner war fähig, in Worte zu fassen, was jeder der Anwesenden wußte.
    Doch der Moment ging vorüber. Langsam, als koste es ihn ungeheure Mühe, nickte Jason Cullinane. »Ja.«
    »Er ist tot, Andrea«, sagte Tennetty.
    Es war immer noch unvorstellbar. Bren hatte als Junge Geschichten von Karl Cullinane, dem Gesetzlosen, gehört; als er dem Riesen zum ersten Mal gegenüberstand, war Bren nur wenig jünger gewesen, als Jason heute. Karl Cullinane überragte sein ganzes Leben.
    Ellegons Gedankenstimme klang ruhig und gefaßt.
    *Ihr wißt es sicher.* Es war keine Frage; es war eine Feststellung.
    Andrea nickte, langsam. Auf ihrem Gesicht malten sich weder Schmerz noch sonst eine Empfindung.
    Fühlt sie nichts?
    *Sie trägt ihren Kummer nicht zur Schau, Mensch*, sagte der Drache, der über ihm aufragte und mit tellergroßen Augen auf ihn hinabschaute. *Sowenig wie ich. Es ist eine Familienangelegenheit.*
    Jason löste sich aus den Armen seiner Mutter. Seine Augen waren trocken und klar.
    Er stützte die Hände auf den Gürtel. »Es gibt einige Dinge, die sofort geregelt werden müssen«, sagte er und sprach damit Thomen an. »Ich mag der Erbe meines Vaters sein, doch die Herrschaft über Holtun-Bieme habe ich nicht geerbt. Die Krone bleibt, wo sie ist. Ihr werdet meiner Mutter auch weiterhin bei den Regierungsgeschäften zur Seite stehen.«
    »Jason!« Andrea trat erschüttert einen Schritt zurück. »Du bist eben erst ...«
    »Ich mag eben erst nach Hause zurückgekehrt sein, aber es gibt Dinge, die keinen Aufschub dulden, Mutter.« Der Junge
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