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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht
Autoren: Joel Rosenberg
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halb ohnmächtigen Jason aufrechthielt. Ganness hielt für einen Augenblick in seiner Beschäftigung inne, dann teilte er weiter die Ruder aus.
    Ahira krallte die Finger in den Dollbord. Sein Griff war so fest, daß das Holz splitterte.
    Nur Tennetty erschien unbewegt; ihr Gesicht war starr, die Augen kalt und ausdruckslos. »Wir haben keine Zeit zu verschenken. Steigt ein.«
    Mit einer draufgängerischen Munterkeit, die er gewiß nicht empfand, wandte Walter sich an den Zwerg. »Scheiße. Wir können das nicht durchgehen lassen. Was meinst du?«
    »Verdammt, nein.« Ahira lächelte und rieb sich die Hände. »Und wir werden es auch nicht. Außerdem hasse ich Boote.«
    Tennetty erhob sich halb von ihrem Sitz im Heck des Bootes, doch als Ahira und Walter die Jolle ins Wasser schoben, setzte sie sich wieder. »Was glaubt ihr, was ihr da tut?«
    »Das sieht man doch.« Für die Ohren der anderen klang das unterdrückte Lachen Ahiras bestimmt ganz natürlich, aber Walter kannte ihn besser. »Wir bleiben hier«, erklärte der Zwerg. »Sollte Karl überlebt haben, werden wir ihn finden und seinen Hals retten, ganz egal was es kostet.«
    Walter warf Aeia eine Kußhand zu. »Ich weiß, es hört sich merkwürdig an, aber ich möchte dich bitten, für meine Frau und meine Töchter zu sorgen - Ellegon soll sie zu dir bringen, sobald es ihm möglich ist, Holtun-Bieme zu verlassen.«
    Frau und Kinder in die Obhut der Geliebten zu geben, mochte etwas ungewöhnlich sein, doch gerade das sagte Walter zu. Abgesehen davon erreichte er mit diesem Schachzug, daß Janie und D. A. die nächste Zeit in Biemestren wohnen würden. Jason war der Erbe der Krone; womöglich gefiel es ihm, wie die Spielgefährtin seiner Kindheit sich herausgemacht hatte. Einen Versuch war es wert.
    »Nein«, krächzte Jason. Da sein Arm zitterte, als er sich aufzurichten versuchte, sank er wieder in Dorias Schoß zurück. »Keine Opfer mehr. Auf keinen Fall. Tennetty, halt sie zurück.«
    »Ja, Jason.« Eine Hand auf die Wunde an ihrer Seite gepreßt, zog Tennetty mit der anderen ihre Pistole und richtete die Mündung auf den freien Raum zwischen den beiden Freunden. »Er soll nicht umsonst gestorben sein.« Sie winkte mit dem Lauf. »Steigt ein.«
    »Richte nie eine Waffe auf jemanden, den du nicht töten willst«, sagte Walter, kreuzte heimlich die Finger und hoffte, daß sie ihn tatsächlich nicht töten wollte oder wenn doch, ihm wenigstens vorher den Grund erklärte, statt gleich abzudrücken. »Und wer hat was von Opfern gesagt?
    Wir beide können uns besser verstecken als sonst jemand. Vertrau mir.«
    »Jason?« Sie wandte sich an den jungen Cullinane.
    »Nein. Sie sollen nicht auch noch getötet werden.«
    Tennetty schaute Walter Slowotski in die Augen. »Es ist nicht meine Gewohnheit, den Befehlen eines Cullinane zuwiderzuhandeln.«
    Walter erwiderte ihren Blick. »Mach eine Ausnahme. Es muß sein.«
    Ahira nickte. »Gib deinem Herzen einen Stoß, Tennetty.«
    Sie schwieg einen langen Augenblick. Dann: »Ich hoffe, ihr seid tatsächlich so gut, wie ihr immer sagt.« Tennetty ließ den Hahn behutsam wieder zuschnappen und steckte die Waffe in den Gürtel zurück. »Dann stoßt uns wenigstens ab.«
    »Nein.« Wieder versuchte Jason sich aufzurichten, und wieder gelang es ihm nicht.
    Tennetty ergriff die Hand des Jungen. »Tut mir leid, Jason. Dies eine Mal richten wir uns nach jemand anderem. Bren, Aeia, Ganness, an die Riemen«, befahl sie, kämpfte mit ihrem freien Arm um die Herrschaft über ihr eigenes Ruder und schob es in die kunstlose hölzerne Dolle. »Ihr zwei, stoßt uns ab.«
    »Und was ist der Zweck des Ganzen?« schrie Ganness.
    »Der Zweck ist, daß niemand nach Pandathaway zurückkehren wird, um damit zu prahlen, Karl Cullinane getötet zu haben«, erklärte Ahira und packte den Dollbord. »Auch wenn sie ihn tatsächlich getötet haben. Jetzt macht euch davon. Wenn wir heil aus dieser Sache herauskommen, sehen wir uns eines Tages wieder.« Der Zwerg gab der Jolle einen so kräftigen Stoß, daß er mit dem Gesicht voran ins Wasser stürzte, als das Boot davontrieb.
    Walter Slowotski watete eilig zu ihm hinaus und half ihm auf die Füße.
    Die Riemen wurden eingetaucht. Ganness gab den Takt an, und die Jolle zog in Richtung der Insel davon, in deren Schutz Ganness' Schiff ankerte.
    Kaum daß sie wieder am Ufer standen, drehte Ahira sich keuchend und spuckend herum und winkte den Freunden im Boot ein Lebwohl zu. Sprechen konnte er nicht, mit
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