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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht
Autoren: Joel Rosenberg
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hielt es Jason an die Lippen. »Setzt euch in Bewegung, Leute. Wir sind in Schwierigkeiten.«

Kapitel neunundzwanzig
Beruf - Berufung?
    Ein Held zu sein, ist so ziemlich der kurzlebigste Beruf der Welt.
    Will Rogers
    Sie versammelten sich um die restlichen Bomben. Walter Slowotski und Ahira waren nur außer Atem, Karls und Tennettys Wunden hatten sich geschlossen, doch konnte man sie keinesfalls als völlig geheilt bezeichnen; in Karls Schulter pochte unablässig ein dumpfer Schmerz, und das rechte Bein weigerte sich, ihn zu tragen.
    Bren Adahan und Aeia lagen nach Luft schnappend auf dem feuchten Sand, wie Fische auf dem Trockenen. Ganness wirkte halbbetäubt und war nach dem krampfhaften Erbrechen noch immer blaß.
    Doria schien körperlich in Ordnung zu sein, doch sie schwieg sich aus und sprach kaum ein Wort.
    Karl ergriff Jasons Hand. Jason ging es am schlechtesten. Zwar hatten der Heiltrank und ein Druckverband die Blutung der tiefen Stichwunde an seinem Arm gestillt, doch seine Rippen waren gesplittert, und die einzelnen Stücke hatten sich während des stolpernden, humpelnden Laufs zum Strand verschoben. Jason schrie jedesmal auf, wenn jemand ihn zu bewegen versuchte.
    »Du wirst den Jungen tragen müssen«, sagte Karl zu Ahira. »Und sei vorsichtig.«
    Slowotski nickte. »Bren - geh und schneid für Karl einen Stock; wir werden uns wie Invaliden von hier entfernen müssen.«
    Bren Adahan zog sein Messer und tauchte in der Dunkelheit unter.
    »Kein Junge mehr, Vater«, berichtigte Jason und bemühte sich mit zusammengebissenen Zähnen, die Worte gleichmäßig und deutlich herauszubringen. »Ich habe Ahrmin getötet.«
    »Bist du sicher?« erkundigte sich Walter Slowotski.
    Doria wandte Slowotski ihr schweißglänzendes Gesicht zu. »Er hat ihm den verdammten Kopf heruntergeschossen.«
    Karl zwang sich zu einem Lächeln. »Kein Junge mehr.« Er ließ Jasons Hand los und nahm den Stock, den Bren im Wald für ihn geschnitten hatte.
    Ahira half Karl auf die Füße. Er konnte nur sehr langsam gehen, dabei kam es in ihrer Lage darauf an, möglichst gut zu Fuß zu sein. Es sah alles nicht sehr vielversprechend aus.
    »Verschwinden wir von hier, Leute«, sagte er. »Ahira, du trägst Jason; Walter, du und ich, wir bilden die Nachhut und versuchen, die Verfolger aufzuhalten.«
    Slowotski nickte. »Gut. Und ...«
    Ein einzelner Schuß krachte.
    Nie in seinem Leben hatte Walter Slowotski sich schneller bewegt. Mitten im Sprung zog und warf Slowotski sein Messer, dann griff er im Aufkommen eine von Karls Pistolen, hob und spannte sie und betätigte den Abzug.
    Die Waffe spie Feuer in die Dunkelheit.
    Zwei Männer schrien.
    »Runter«, brüllte Karl und ließ sich fallen.
    Er schnappte eine Bombe, schnippte mit dem Daumennagel den Zünder an und schleuderte sie in die Richtung, in die Slowotski gefeuert hatte. Der oder die Sklavenjäger hatten einmal gefehlt; selbst wenn sie verwundet waren, verließ man sich besser nicht darauf, daß sie ein zweites Mal danebenschossen.
    »Augen zu«, befahl er und legte den Arm vor das Gesicht.
    Die Bombe explodierte mit einem flachen Knall, der die Schreie der Sklavenjäger übertönte. Heißer Sand überschüttete die Freunde.
    »In Ordnung, Leute«, meine Walter Slowotski. »Wir haben reichlich Aufmerksamkeit auf uns gelenkt.« Er lächelte auf Karl hinab und bot ihm die Hand. »Feiner Wurf, Karl. Jetzt aber ...«
    »Nein!« schrie Aeia. »Jason ...«
    Karl wälzte sich mühsam herum.
    Jason lag noch ausgestreckt am Boden, aber jetzt hielt er beide Hände gegen den Leib gedrückt, und dunkles Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor. Der Schuß des Sklavenjägers war nicht danebengegangen.
    O Gott, nein. Nicht Jason.
    »Heiltrank. Wir ...«
    »Wir haben keinen«, sagte Tennetty ausdruckslos.
    »Hilfe.« Jasons Gesicht verzog sich zu einer kaum noch erkennbaren Fratze. »Es tut so weh.«
    »Nein.« Karl hielt seinen Sohn in den Armen; er konnte fühlen, wie der hastige Herzschlag des Jungen schwächer wurde. »Bitte, lieber Gott, nein.«
    Dorias Stimme klang ruhig und gefaßt.
    »Laß ihn los, Karl«, sagte sie, und jedes einzelne Wort schien aus großer Ferne zu kommen. »Laß ihn los.«
    Sanfte Finger lösten mit unvermuteter Kraft seinen Griff um den Oberkörper des Jungen.
    »Du mußt ihn loslassen.«
    Sie ließ Jason auf den kalten, feuchten Sand gleiten. Der Körper des Jungen wirkte so kraftlos, als wäre er bereits tot.
    Nein. Nicht tot. Bitte nicht tot. Nicht
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