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Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters

Titel: Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters
Autoren: Joe Rosenberg
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Zauberbücher zu haben, und Karl wollte deswegen nicht mit ih m streiten. Sie hatten aber Pro viant und noch zusätzliche Waffen, mehrere kleinere Zelte und andere notwendige Dinge.
    Als letzter in ihrem etwas wilden Haufen ging Walter Slowotski, der Dorias schlaffen Körper in Brusthöhe trug. Karl drehte sich um und sah, wie Walter Doria beruhigend zunickte, als könnte sie ihn sehen.
    Dunkle Korridore führten in eine riesige, hohe Halle, wo ihre Schritte von den Marmorwänden und dem glatten grauen Fußboden widerhallte. Drei reich verzierte Lüster hingen von der Decke und erleuchteten den Raum. Ansonsten war er leer und verlassen mit Ausnahme eines Thrones mit hoher Lehne, der nach drei Vierteln des Wegs durch den Saal auf einem weißen, steinernen Podest stand. Hinter dem Thron konnten sie durch einen schmalen Fensterschlitz die grünen Bäume östlich vom Tabernakel sehen. Morgens fiel zweifellos mehr Licht in die Halle als jetzt bei Sonnenuntergang.
    Karl legte den Sack auf den Boden.
    Die Akoluthin nickte. »Die Matriarchin wird euch hier empfangen«, sagte sie und streckte die Arme nach Doria aus. »Und ich werde mich um meine Schwester kümmern.«
    Walter schaute zu Karl herüber. Na, was meinst du? sagte sein leichtes Achselzucken.
    Das ist hier nicht unser Gebiet, aber …
    »Also wirklich!« sagte die Akoluthin und verzog leicht verächtlich ihr zartes Gesicht. »Vertraut Ihr uns so wenig? Warum seid Ihr dann gekommen, Karl Cullinane?«
    Wir haben noch kein einziges Wort gesprochen; aber sie kennt meinen Namen. Ich werde sie aber nicht fragen, woher. Zweifellos erwartet sie das.
    »Wir werden sie heilen und für sie sorgen. Doria gehört zu uns jetzt – nicht zu euch«, erklärte sie. »Ich muß Euch warnen, daß Ihr jetzt Eurer Sache schadet.«
    Das klang ominös. Er unterdrückte die natürliche Reaktion des Kriegers auf eine Herausforderung. »Nur zu, Walter«, sagte er. »Wenn sie so viel Macht haben, wie wir hoffen, könnten wir sowieso nicht viel gegen sie ausrichten.«
    Die Akoluthin nahm Dorias schlaffen Körper, ohne sich dabei anzustrengen. Offensichtlich war sie stärker, als sie aussah.
    »Die Matriarchin wird gleich kommen«, sagte sie und ging zum Eingang der Halle. Dann war sie verschwunden.
    Andy-Andy legte ihm die Hand auf die Schulter. »Mach dir keine Sorgen, Karl – sie werden ihr nichts antun. Außerdem«, fügte sie seufzend hinzu, »was könnten sie tun, um ihr zu schaden, so, wie sie ist.«
    Walter lachte kurz wütend. »Und wenn das kleine Miststück gelogen hat, können wir später immer noch versuchen, sie auseinanderzunehmen, oder ihr verdammte Angst einjagen, wie du es bei Deighton gemacht hast. War keine schlechte Vorstellung – hättest du ihn wirklich tranchiert, bis er nachgegeben hätte?«
    Karl lächelte. »Werde ich nicht verraten.« Und ich werde es auch nie wissen. Ich weiß, daß ich ihn hätte umbringen können, ohne daß es mir leid getan hätte. Folter ist etwas anderes. »Tut mir leid, Ari – wenn ich ihm etwas härter zugesetzt hätte, hätten wir vielleicht mehr als nur ein paar Zauberspruchbücher.«
    Aristobulus preßte den Lederband fest an sich, und sein faltiges Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. »Du hast doch noch nicht gehört, daß ich mich beschwert habe. Für jemanden, der kein Talent zur Führungspersönlichkeit hat, hast du die Sache nicht schlecht gemacht. Außerdem bin ich nicht der, der in Pandathaway gesucht wird – ich kann jetzt zurückgehen und mich für die Aufnahme in der Zunft bewerben und … «
    »Nicht unbedingt«, sagte eine tiefe, leicht rauhe Stimme hinter Karls Rücken her.
    Karl drehte sich um und zwang sich zu langsamen Bewegungen, als er das Gewicht auf die Ballen verlagerte. Der Thron war nicht mehr leer.
    Eine beinahe unfaßbar dünne Frau saß dort, in ein leuchtend weißes Gewand gehüllt. Der Kragen war verschieden von dem Dorias oder der Akoluthin. Er bedeckte ihren Kopf wie eine Art Kapuze, so daß ihr Gesicht im Schatten blieb und man ihre Gesichtszüge nicht erkennen konnte, so verdeckt, als würde sie eine Maske tragen. »Ich grüße Euch. Ihr mögt nähertreten!« Ihre Stimme war sehr seltsam. Sie war so dünn wie die einer alten Frau, aber ohne jedes Zeichen von Gebrechlichkeit, und sie war laut. Wenn das ihre nor male Sprechstimme war, konnte sie mit einem Schrei steinerne Mauern einstürzen lassen.
    Karl beugte sich hinunter, um den Sack mit Ahiras Leiche hochzuheben, und richtete sich dann wieder auf.
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