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Huendisch fuer Nichthunde

Huendisch fuer Nichthunde

Titel: Huendisch fuer Nichthunde
Autoren: Martina Braun
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reagieren. Dazu gehört auch, dass Sie auf gewisse Aktionen des Hundes schlicht keine Reaktion zeigen.
     
     
     
    Dieser Hund würde auch knurren und seine Zähne zeigen, wenn eine Hand versuchen würde, ihm den Knochen wegzunehmen.
    (Foto: Tierfotoagentur.de/K. Mielke)

 
     
     
    Nun könnte vielleicht der Eindruck entstanden sein, dass Ihr Hund ein absoluter Egoist ist. Wir wären keine Goldschürfer, wenn wir nicht an der Oberfläche kratzen würden; uns interessiert, wie das wirklich ist. Hunde handeln – wie alle Lebewesen – einfach nur nach dem Prinzip der Selbsterhaltung. Sie sind Opportunisten. Das bedeutet: Sie tun lediglich nur das ihnen Nützliche (nicht das Richtige oder das Gute).
    So wie wir vor dem Kauf eines neuen Autos abwägen: „Wie viel bekomme ich noch für das alte Auto, was kostet das neue, was spare ich an Steuern, was kosten mich Unterhalt, Benzin und Versicherung – was hingegen würde mich die Reparatur des alten Autos kosten?“ Dieser Vorgang läuft beim Hund nicht wie bei uns auf bewusster Ebene ab, sondern im Unterbewusstsein, ganz automatisch und im Sinne der Arterhaltung. In der Ethologie reden wir von einer Kosten-Nutzen-Analyse , die wir im Übrigen im ganzen Tierreich beobachten können.
    Ein Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie stehen an einer Lichtung und sehen am angrenzenden Waldrand ein Reh. Das Reh zögert. Auf der Lichtung wächst wunderschönes saftiges Gras. Das Reh braucht das Gras, denn es weiß instinktiv: Dieses Gras ist natriumhaltig. Natrium ist wichtig für die Wasserspeicherung im Gewebe. Da das Reh die Feuchtigkeit im Körper braucht, braucht es das Gras. Andererseits hat das Reh Ihre Gegenwart aber schon akustisch und olfaktorisch (es riecht Sie) wahrgenommen. Es steht da, zögert, und währenddessen läuft in ihm eine Kosten-Nutzen-Analyse ab: Der Nutzen beim Betreten der Lichtung ist, das Gras fressen zu können. Die Kosten sind die Gefahren, die vom Menschen ausgehen (Sie könnten ja ein Jäger sein). Und so wird das Reh seine Entscheidung fällen, je nachdem, welche Erfahrungen es schon mit Menschen gemacht hat und je nach Dringlichkeit seines Bedarfs: flüchten oder die Lichtung vorsichtig betreten und beginnen zu fressen.
    Nicht nur Säugetiere sind so „schlau“.
    Ein weiteres Beispiel: Der männliche Frosch, der am Rande des Biotops sitzt, stellt (unbewusst!) eine Kosten-Nutzen-Analyse an. Er muss möglichst laut quaken, damit er ein Weibchen zur Paarung anlocken kann. Gleichzeitig gibt er aber damit seinen Feinden seinen Aufenthaltsort preis und begibt sich dadurch in Gefahr. Es gibt da ganz raffinierte „Satellitenfrösche“. Die dicksten, stärksten Frösche können am lautesten quaken. Die Satellitenfrösche sind aber kleiner und haben keine so starke Stimme. Sie setzen sich in die Nähe eines stimmgewaltigenFrosches und warten, bis ein Weibchen daherkommt, um es abzufangen. Der lauthals schreiende Frosch hatte die Kosten, das Risiko: Er hat gequakt und seinen Standort preisgegeben. Der Satellitenfrosch hat den Nutzen – er hat eine Partnerin ergattert, ohne Kosten aufgewandt zu haben.
    Ihr Hund „kalkuliert“ genauso: Fifi darf grundsätzlich nicht auf den schönen, neuen Fernsehsessel. Eines Tages kommen Sie früher heim und ertappen ihn dabei, wie er doch auf diesem Sessel liegt. Bevor Sie schimpfen können, krabbelt Fifi schnell hinunter und rutscht Ihnen demutsvoll auf dem Bauch mit unsicher klopfendem Schwänzchen entgegen. Hat er ein schlechtes Gewissen? Nein, er hat kein schlechtes Gewissen. Auch in ihm läuft eine instinktive Kosten-Nutzen-Analyse ab:
     
    •    Nutzen des Sessels = saubequem und voller Überblick!
    •    Kosten = Herrchen/Frauchen wird sicher schrecklich sauer.
     
    Fifi weiß aber auch genau, wie er Ihnen den Wind aus dem Segel nehmen kann: Wer wird es schon übers Herz bringen, mit so einem demütigen Häufchen Elend zu schimpfen? Na ja – und Sie drücken ein Auge zu …
     
     
    Ein Hund weiß genau, was er tun muss, um unser „Geschimpfe“ zu mildern oder gar zu vermeiden.
     
    Was hat unser Fifi daraus gelernt? Er kriecht von nun an immer, wenn er was ausgefressen hat, anscheinend reumütig auf dem Bauch über den Boden und manchmal pfötelt er auch beschwichtigend. Was vergibt er sich schon, wenn er doch auf diese Weise trotzdem seine Privilegien ausbauen kann! Und der Mensch fällt jedes Mal darauf rein. Man nennt das in der Ethologie eine submissive Strategie. Hunde dieses Schlags wenden
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