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Huehnerhoelle

Huehnerhoelle

Titel: Huehnerhoelle
Autoren: Herbert Beckmann
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und Silberpapier darin, brachte die Harke zurück zum Brunnen und verließ den Friedhof, von keinem Menschen gesehen. Auch nicht von ihrem Mann, der mit Hanne Spiekers Laufpass in der Tasche erst später den Weg zurück über den Friedhof nahm, um zum Brooker Hof zurückzukehren.
    Â»Als er nach Hause kam, etwa ein halbe Stunde nach mir, erzählte ich ihm gleich alles. – Alles.« So wie jetzt ihnen. »Von Anfang an, verstehen Sie?«
    Bruno war schockiert gewesen. Aber anscheinend mehr darüber, dass seine Frau schon seit Langem von seinen Verhältnissen mit Corinna Wagner und Hanne wusste, als darüber, dass sie soeben seinem Vater das Hirn punktiert hatte.
    Er deutete es als einen Unfall, als Folge unglücklicher Umstände, und sie freundete sich scheinbar mit der Auslegung an. Obwohl sie es besser wusste.
    Sie rekonstruierten den Abend, begriffen, dass er kein Alibi hatte, dass er im Gegenteil sehr schnell als einer der Hauptverdächtigen gelten musste, wenn Hanne aussagte, dass er sich noch kurz vor der Tat mit seinem Vater vor ihrem Haus gestritten hatte.
    Er rief sie am anderen Morgen an, gleich nachdem die Leiche gefunden worden war, versicherte ihr, dass er mit dem Mord nichts zu tun habe, und bat sie, ihn aus dem Schussfeld zu nehmen, indem sie zumindest nicht gegen ihn aussagte – »Du musst nur schweigen!« –, sodass er die Polizei glauben machen konnte, er sei längst zu Hause gewesen, als sein Vater auf dem Friedhof ermordet wurde.
    Am Ende sprach sogar auch Vera mit Hanne, beschwor sie, Bruno nicht zu belasten, führte ihr vor Augen, welche verheerenden Folgen schon der Verdacht gegen ihn und erst recht seine Verhaftung auch für sie und Maik haben würden.
    Hanne ließ sich darauf ein, das reichte ihnen. Sollte sie später ihre Aussage ändern wollen, wäre sie bereits unglaubwürdig geworden.
    Â»So dachten Sie sich das also«, sagte Hufeland abschließend. Jetzt wussten auch sie, wie die ganze Kock-Familie, dass es immer anders kam.

61
    Â»Warum nehmen wir sie nicht fest, Herr Hufeland?«, wunderte sich Kevin Kuczmanik, als sie das Haus verließen. »Sie hat einen Mord begangen.«
    Â»Totschlag, Kevin. Außerdem wird sie uns in der kurzen Zeit bis zur Haft nicht fortlaufen. Ihre Fußfessel heißt Maik.«
    Sie überquerten die Straße und gingen die Hauptstraße entlang, um zum Ortskern zurückzukehren, wo ihre Wagen vor dem Brooker Hof parkten.
    Â»Wie sind Sie eigentlich darauf gekommen, Herr Hufeland, dass es nicht Bruno Kock war? Sondern seine Frau?«
    Â»Der Weg zurück über den Friedhof, Kevin. Bruno Kock musste doch annehmen, sein Vater sei längst fort, zurück im Brooker Hof oder zu Hause. Und von dem Unkrautstecher auf dem Brunnenrand hatte er keine Ahnung. Das hat er vorhin, ohne es zu wollen, nur noch mal bestätigt. Andererseits der Tatort. Kock lag nicht zufällig auf seinem eigenen späteren Grab. Ausgeschlossen. Die vermeintliche Symbolik hat mich lange Zeit verwirrt. Aber die Details, die du bei Kock-Juniors beobachtet hattest, Kevin, erzählten auf einmal eine ganz andere Geschichte. Das Kindergrab, der Name des Jungen, seine Mutter. Vera Kock.« Mit ihr als Täterin gab plötzlich alles einen Sinn. Wenngleich ihm der genaue Ablauf der Tat bis zum Schluss nur schemenhaft vor Augen gestanden hatte. »Gute Arbeit übrigens, Kevin!«, lobte er seinen Azubi. »Fein beobachtet.«
    Der kleine Kuczmanik kratzte sich verlegen mit den kurzen Fingern die mondrunde Glatze. »Komischer Zufall eigentlich«, sagte er gedankenvoll, »dass so ein Hühnerbaron auch noch Kock heißt.«
    Â»Ach was, bloß ein billiger Gag von dem da oben!«, lachte Hufeland und blickte in den violettschwarzen Himmel.
    Â»Sie meinen, vom Autor?«
    Â»Na klar. Der hat sich diesen ganzen Hühnermist doch ausgedacht!«, bekräftigte Hufeland.
    Trotzdem, dachte Kevin Kuczmanik. Egal, wer sich das ausgedacht hatte, es gehörte in seine Sammlung. Überzufälligkeit Nummer zweiunddreißig.
    Unheilige Nacht. Gegen drei Uhr am Morgen des ersten Weihnachtstags kam Kock oshima über Vennebeck. Von Ferne hörte es sich zunächst an wie das Rauschen des Fernsehers früher, als es noch so etwas wie Sendeschluss gab, gepaart mit hohen Pfeiftönen. Aus der Nähe war es ein wütendes Lodern von Flammen, ein Prasseln, Fauchen und Trommeln des
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