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Huehnerhoelle

Huehnerhoelle

Titel: Huehnerhoelle
Autoren: Herbert Beckmann
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den Pesthauch der Kock’schen Hühnerfarm, der über dem ganzen Ort lag wie ein Teufelsfurz, tief in seine Lungen ein.
    In aller Ruhe nahm er sein Handy aus der Halterung an seinem Gürtel und rief Wagner an.

2
    Â»Vennebeck, örtliche Polizeistation, Wagner!«
    Â»Morgen, Jochen, schon im Dienst?«
    Â»Was denkst du denn? Als Polizist bist du immer im Dienst.«
    Oder immer der Dumme, dachte Lanfermann.
    Â»Was gibt’s denn, Paul? Fehlt dir ’ne Leiche auf deinem Friedhof?«
    Â»Im Gegenteil.«
    Â»Wieso das? Drück dich mal klarer aus, Paul. Ich hab nicht alle Zeit der Welt für dich. Ich checke soeben eine neue Buchung für die Riviera. Corinna steht auf Italien.«
    Corinna stand wohl eher auf Italien er . Aber was ging das ihn an. Im Augenblick gab es Interessanteres.
    Â»Im Gegenteil heißt, es gibt eine Leiche zu viel.«
    Â»Wo? Auf dem Friedhof, ch-ch?« Wagner lachte auf seine hechelnde Art. Lanfermann mochte das wie eine fette Fliege im Kaffee.
    Â»Genau, Jochen. Auf dem Friedhof liegt ein Toter. Und ich meine oben auf dem Grab. Nicht drin. Kapiert?«
    Â»Nä.« Wagner ließ drei Sekunden verstreichen. Dann sagte er gedehnt und breit wie mit einem Kaugummi im Maul: »Paul, du hast dir nicht zufällig schon einen Kurzen oder zwei hinter die Binde gekippt?«
    Â»Wahrscheinlich sogar mehr als zwei, Jochen. Wenn ich mal alle zusammenzähle bis heute. Sso! Und jetzt hör genau zu. Ich verrate dir nämlich, wer da tot auf dem Friedhof liegt, oben auf der Erde.«
    Er sagte es ihm.
    Â»Nee, oder?«
    Â»Doch, Jochen. Guck ihn dir an. Er liegt hier sicher noch ’ne Weile.«
    Keine fünf Minuten später stoppte Wagners blau-silberner Einsatzwagen vor dem Haupteingang des Friedhofs. Im Comic hätten seine Reifen gequalmt, im Fernsehen hätten sie gequiekt wie abgestochene Schweine. Wagner sprang mit einem Riesensatz aus seinem Wagen.
    Lanfermann erwartete ihn genüsslich rauchend vor dem hohen gusseisernen Tor des Eingangs.
    Â»Wo?«, brüllte der Polizist ihn an. »Wo liegt das Schwein?«
    Lanfermann grinste und machte eine Bewegung mit seinem gekrümmten Daumen über die Schulter. »Hinten rechts, auf Lenes Grab.«
    Wagner schoss an ihm vorbei wie ein verirrter Dartpfeil und eilte über den rechten Hauptweg weit voraus.
    Als auch Lanfermann das Grab erreichte, auf dem Kock mit der steifen Nase auf geweihten Kieseln lag, kniete Wagner beinahe andächtig neben der Leiche und bewegte mit beiden Händen den feisten Kopf des Toten von einer Seite zur anderen, dass es knackte und knirschte.
    Â»Kock ist tot, Mann! Willst du ihn wieder lebendig machen? Hier aufm Friedhof?«, fauchte Lanfermann ihn an.
    Wagner lachte, ohne den Kopf der Leiche aus den Händen zu geben. Er erinnerte an einen Fußballspieler, der sich den Ball in aller Ruhe zum Strafstoß zurechtlegt.
    Â»Lang ist der jedenfalls noch nicht hinüber. So Pi mal Daumen würd ich sagen, na ja  …«, schätzte der Polizist.
    Er hob den Kopf mit beiden Händen an den Schläfen noch ein wenig mehr an.
    Und jetzt sahen sie beide, was den Kock erledigt hatte.
    Ein Unkrautstecher war ihm bis zum abgegriffenen hölzernen Griff ins Auge gefahren. Die Spitze des Metallteils aus Edelstahl bestand aus einem kleinen Zweizack, wusste Lanfermann, sehr praktisch, um damit Unkraut, Pflanzenwurzeln und offenbar auch Hühnerbaronen den Garaus zu machen.
    Wagner richtete sich abrupt auf und ließ dabei den Kopf des Toten fallen wie faules Obst. Es gab ein leicht schmatzendes Geräusch, das ihnen beiden wie Musik in den Ohren klang.
    Â»Mausetot, das Schwein«, sagte Wagner und schnaufte zufrieden.
    Â»Kräht kein Hahn mehr nach«, bemerkte Lanfermann, und Wagner lachte heiser dazu.
    Sie betrachteten noch eine Weile halb ungläubig den Toten in seinem seidenfeinen blauen Anzug.
    Â»Meine Oma früher, die hatte noch Hühner«, fing Lanfermann wieder an. Er schüttelte leicht den Kopf. »So eine unkaputtbare Rasse.« Er blickte auf und sah Wagner grienend an. »Und jetzt rate mal, wie die hieß.«
    Wagner zuckte die Achseln.
    Â»Westfälischer Totleger!«
    Beide schauten wieder hinunter auf die Leiche zu ihren Füßen.
    Wagner sagte: »Ein westfälischer Totleger war hier auch am Werk.«
    Â»Auf alle Fälle«, stimmte Lanfermann zu und steckte sich noch Eine an.
    Vom Eingang des
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