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Huebsch in alle Ewigkeit Roman

Titel: Huebsch in alle Ewigkeit Roman
Autoren: Emma Flint
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weiß, hihihihi, lustig, was? Sie grüßt ihre Schwestern in Holland, der Heimat der Windmühlen.«
    »Das ist doch Blödsinn«, sagt er. Sein Gesicht nimmt dennoch langsam wieder eine normale Farbe an, und ich merke, wie meine Reißzähne schrumpfen. Sein Blick fällt auf unsere kleinen Fenster, von denen man auf den Gehsteig schauen kann. Normalerweise. Wir haben sie natürlich ziemlich verrammelt. Bevor er darüber meckern kann, sage ich: »Hören Sie, Herr Hennes, wir würden gerne eine Sicherheitsstahltür einbauen lassen, hihihihi.«
    »Wie bitte? Was denn noch alles?«
    »Zwei so junge Mädchen alleine in der großen Stadt müssen sich doch absichern«, sage ich und klimpere mit den Augenlidern. Meine Augen sind zwar nicht ganz so hypnotisierend wie Vivians, aber er wäre nicht der erste Mann, der meine graugrünen Pupillen faszinierend fände.
    »Das ist solides Holz!«, sagt Herr Hennes und klopft gegen die dünne Tür, mit dem Effekt, dass der Rahmen bebt. Er scheint plötzlich selber irritiert und fasst an die wackligen Scharniere, die irgendwie schief aussehen. »Außerdem ist hier noch nie was passiert.«

    »Ja, das sagt man immer. Bis es zu spät ist«, meldet sich Vivian von hinten zu Wort.
    »Wir brauchen diese Tür. Wir würden uns auch an den Kosten beteiligen«, sage ich, da steht Vivian wieder neben mir und stößt mir den Ellenbogen in die Rippen.
    »Herr Hennes, sehen Sie es mal so: Der Einbau einer Stahltür würde den Wert dieser Wohnung erheblich steigern, und davon würden Sie ja auch profitieren.« Vivian schaut ihm tief in die Augen. Er ist sichtlich irritiert. »Äh, ich überleg es mir«, sagt er, wendet sich schnell ab und schiebt ein »vielleicht« hinterher.
     
    »Warum hast du ihm gesagt, dass wir uns an den Kosten beteiligen?«, faucht Vivian, als er weg ist. »Wir sind doch sowieso fast pleite.«
    »Keine Ahnung. Okay?«, gebe ich pampig zurück.
    »Du bist einfach immer viel zu nett«, stellt sie fest. Ich will auf ihren gönnerhaft versöhnlichen Ton nicht eingehen. »Entschuldigung, ich wusste nicht, dass Nettsein jetzt auch schon ein Verbrechen ist.«
    »Dann lass es mich so sagen, Leni: Die Grenze zwischen nett und dämlich ist fließend…«
    »Ach, es ist einfach dieses nervige Umziehen«, unterbreche ich sie. »Jedes Mal der gleiche Mist.« Das ist jetzt schon die achte Wohnung in zwanzig Jahren. Schließlich altern wir nicht, und das würde selbst dem tumbesten Nachbarn irgendwann auffallen. Deswegen müssen wir spätestens alle drei Jahre umziehen. »Es wird Zeit, dass wir in ein Vampirhaus einziehen«, sage ich, »damit wir das nicht mehr machen müssen.«

    »Ach, nur unter Vampiren ist doch total öde. Die meisten Vampire sind alte Knacker und total spießig«, antwortet Vivian, die sich wieder an den Computer setzt, um den Artikel über den Vampirkiller zu Ende zu lesen.
    »Aber hier müssen wir jetzt in Angst und Schrecken leben, obwohl wir eigentlich von Amts wegen Angst und Schrecken verbreiten müssten«, maule ich.
    »Das Tatwerkzeug bestand aus einem klassischen Holzpflock und einer rasierklingenscharfen Axt«, liest Vivian vor.
    »Igitt! Pfählen und köpfen…«, ich schüttele mich. »Jetzt ist wirklich ein für allemal Schluss mit lustig.« Ich nehme mir, ohne dass ich es richtig merke, die Packung mit den Choco Crossies. »Stell dir vor, er erwischt uns. Du weißt doch, was man über den Tod eines Vampirs sagt: Die Qualen aller Höllenkreaturen vereinen sich im Todeskampf des Vampirs«, zitiere ich das Handbuch Vampirismus für Dummies . Ich bekämpfe die Panik mit einer Handvoll Schokowaffeln.
    »Stell dich nicht so an«, sagt Vivian und kichert. »Wenn er dich erwischt, bist du wenigstens deine Frisurprobleme los.«
    »Ha ha«, sage ich, »das ist natürlich total beruhigend.« Ich knuspere weiter.
    »Jetzt hör endlich auf, diese Sachen in dich reinzustopfen«, schimpft sie. »Davon wird dir doch nur schlecht.«
    »Na und? Nur weil ich davon kotzen muss, ist das noch lange kein Grund, es nicht zu essen.«
    »Als du noch lebtest, hast du auch nicht gefressen wie ein Scheunendrescher.«

    »Nein, aber ich hätte so gerne, das kannst du mir glauben. Aber mein ganzes echtes Leben habe ich Diät gemacht. Unfassbar!«
    »Aber Bulimie hättest du auch früher haben können.«
    »Ich habe keine Bulimie. Ich esse und kotze. Das ist alles.« Ich nehme mir eine Packung Pralinen. Vivian wendet sich angewidert ab. »Du bist krank.«
    »Zu deiner Erinnerung. Ich bin
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