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Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Titel: Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)
Autoren: Mark Twain
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Nacht ihr Wesen getrieben haben, um all das fertig zu kriegen, Schwester Phelps. Seht nur einmal das Hemd an: jeder Zoll davon mit geheimnisvoller afrikanischer Blutschrift bedeckt. Eine ganze Schar, sag' ich, muß dahinter hergewesen sein all die Wochen! Ich gäb' wahrhaftig zwei Dollar, wenn mir einer das Zeug erklären könnte, und die Kerle, die's geschrieben haben, würd' ich peitschen, bis...«
    »Eine ganze Schar zum Helfen, Bruder Marples, sagt ihr? Ja, das will ich meinen! Ich wollt' nur, ihr wäret in dem Unglückshaus gewesen und hättet die letzten Wochen miterlebt. Die Kerls haben gestohlen, was ihnen unter die Finger kam. Und wir immer hinter allem her, und trotzdem stahlen sie weiter! Sie haben das Hemd unter meiner Nase von der Wäscheleine weggenommen und auch das Leintuch, aus dem sie die Leiter gemacht haben – ich weiß gar nicht, wie oft sie Leintücher von der Wäscheleine gekrippst haben! Und Mehl und Kerzen und Leuchter und Löffel und die alte Pfanne und tausend Dinge, auf die ich mich jetzt nicht besinnen kann, und mein neues Kattunkleid, und dabei waren ich und Silas und mein Tom und Sid immer dahinter her, Tag und Nacht, wie ich schon gesagt habe, und keiner von uns konnte auch nur ein Haar von ihnen entdecken. Und jetzt, zu guter Letzt, führen die Kerle nicht nur uns an, sondern noch dazu die Räuberbande vom Indianer-Territorium, und kriegen wahrhaftig den Neger weg mit heiler Haut, trotz der sechzehn Mann und zweiundzwanzig Hunde, die ihnen auf den Fersen sind. Da mach' sich einer einen Vers drauf! Ei, Geister hätten's nicht besser besorgen können, nicht flinker und gewichster. Und ich glaub' wahrhaftig, es müssen Geister gewesen sein, denn nehmt nur einmal unsere Hunde an; ihr kennt sie alle, beßre gibt's gar nicht. Und hat auch nur einer von ihnen die leiseste Spur von den Kerlen entdeckt, he? Das erklär mir einer, wenn er kann! He?«
    »Ja, das übersteigt denn doch...«
    »Hat man je so was gehört, so...«
    »Herr du mein Gott, ich...« »Hausdiebe, sowohl als ...«
    »Herr, du meine Güte, ich hätt' mich zu Tode gefürchtet, wenn ich in dem Hause ...«
    »Zu Tode gefürchtet? Ei, ich bin auch beinah gestorben vor Angst! Ich hab' kaum gewagt, ins Bett zu gehen oder aufzubleiben, zu liegen oder zu stehen, Schwester Ridgeway, ihr könnt mir's glauben. Ei, die waren imstande, mir das Tuch unterm... Na, ihr könnt euch denken, in welcher Aufregung ich war, als gestern Mitternacht herankam. Ich war so weit, daß ich jeden Augenblick dachte, mein bißchen Verstand müsse auch noch mit draufgehen. Ich glaubte wahrhaftig, sie würden zum Schluß noch anfangen, die Kinder zu stehlen. Jetzt bei Tag hört sich's freilich, komisch an, aber, sag' ich zu mir selbst, da sind meine zwei armen, unschuldigen Jungen da oben und schlafen und wissen nichts in dem einsamen, dunklen Zimmer, und wahrhaftig, ich wurde bei dem Gedanken so unruhig, daß ich hinaufkroch und die Tür verschloß. Wahrhaftig, das tat ich! Und das hätte jeder an meiner Stelle auch getan. Denn, wißt ihr, wenn man erst einmal anfängt sich zu fürchten und es geht weiter und wird schlimmer und schlimmer und man verliert den Kopf und kriegt das Zittern und weiß kaum mehr, was man tut, da befürchtet man jeden Augenblick etwas Schreckliches. Ich dachte, wenn du so ein armer Junge wärst und schliefst da oben allein, und das Zimmer wäre nicht verschlossen und man...« Da hielt sie auf einmal ein, und ihr Auge nahm einen starren, verwunderten Ausdruck an, als wolle sie sich auf etwas besinnen, und sie wandte mir langsam den Kopf zu, und ihr Blick streifte mich, und ich dachte, es sei gesünder für mich, einen kleinen Spaziergang zu unternehmen, ehe sie zu Worte kam.
    Sag' ich zu mir selber: Huck du wirst's besser erklären können, wie's kam, daß ihr am Morgen trotz verschlossener Tür nicht im Zimmer wart, wenn du jetzt ein bißchen hinausgehst und darüber nachdenkst. Und das tat ich denn auch. Weit weg aber wagte ich mich nicht, aus Furcht, sie könne nach mir schicken und dann erst recht ein Verhör anstellen. Gegen Abend gingen allmählich die fremden Leute weg, und ich erzählte ihr, wie Sid und ich in der Nacht vom Lärm und vom Schießen aufgewacht seien, und daß wir hätten sehen wollen, was es gebe, und da wir die Tür verschlossen gefunden, am Blitzableiter hinuntergerutscht seien, wobei wir uns beide ein wenig weh getan und deshalb geschworen haben, es nie wieder zu probieren. Und dann erzählte ich ihr
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