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Hotel van Gogh

Hotel van Gogh

Titel: Hotel van Gogh
Autoren: J.R. Bechtle
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wie erfüllt sich das Leben: im Weg oder im Ziel?
    Sie macht sich in der Küche zu schaffen. Später sitzt sie auf der Veranda bei einem Glas Wein. Eine seltsame Unruhe hat sie befallen. Sie geht früh ins Bett. Als das Telefon klingelt, ist sie völlig durcheinander, weiß erst nicht, wo sie sich überhaupt befindet. Es ist Peter.
    »Ich bin schon auf dem Weg zu dir, wollte aber vorsichtshalber anrufen, damit du nicht erschrickst, wenn es gleich klingelt.«
    Sie ist wie verwandelt. War das der Grund ihrer Unruhe? Allein zu sein? Aber das hat ihr doch noch nie etwas ausgemacht, ganz im Gegenteil, gelegentlich sucht sie gerade diese Inseln der Ruhe. Haben Paris und Auvers ihre Beziehung zu Peter verändert? Was heißt Lieben? Sie muss an Zibas Augen denken. Egal, sie weiß nur, wie froh sie über Peters überraschenden Besuch ist, und alles andere ist ihr gleichgültig.
    Sie verbringen eine wunderbare Nacht zusammen. Mit einem Mal spürt Sabine, ohne sich dies im Einzelnen erklären zu können, dass sich Peter ihrer Eigenständigkeit bemächtigt hat und sie sich nicht dagegen wehrt.
    Am Montag warten verschiedene Termine und eine Menge Arbeit in ihrer Kanzlei auf sie. Peter reist geschäftlich nach New York. Nach der Ankunft sendet er ihr eine kurze Nachricht, wie sehr er sie vermisse. Auch das ist neu.
    Bei der Arbeit schweifen ihre Gedanken zu Arthur Heller. Zehn Jahre lang war er für sie mehr oder weniger tot, und nun ist er ihr allgegenwärtig. Als sei er zu ihr zurückgekehrt, Teil ihrer Familie, ihrer Verantwortung dem Leben gegenüber.
    Manchmal kommt es ihr vor, als laufe sie vor etwas davon. Je mehr ihr altes Leben sich ihr aufdrängt, umso mehr sträubt sich etwas in ihr dagegen.
    Vielleicht hat es mit dem zudringlichen Verleger zu tun, der sie mit Anrufen überschüttet. Dabei will er sie nur auf dem Laufenden halten, wie er erfolgreich die bevorstehende Veröffentlichung von Sarahs Paris in jedem Aspekt im Griff behält.
    Einige Wochen später erhält sie einen Anruf aus Auvers.
    »Neuigkeiten, Monsieur Crosnier?«
    »Na ja, ich wollte mich nochmals melden, damit alles seine Richtigkeit hat. Bei unserem letzten Gespräch war ich wohl etwas kurz angebunden, aber es war einfach zu viel los. Entschuldigen Sie. Jedenfalls, die Untersuchung ist nun abgeschlossen. In einem wesentlichen Punkt ergibt sich allerdings ein völlig anderer Tathergang als ursprünglich angenommen. Von den beiden anderen Frauen, die nun mit der Hilfe eines Dolmetschers vernommen werden konnten, wissen wir definitiv, dass Frau Taleb plötzlich dort in der Küche auftauchte und ihren Schwager des Mordes an Arthur Heller beschuldigte. Völlig außer sich, und bevor er etwas erwidern konnte, hat sie sich auf ihn gestürzt und mit ihrem Messer auf ihn eingestochen. Er versuchte trotz seiner erheblichen Verletzungen, ins Schlafzimmer zu entkommen, wo er zusammenbrach und sie ihm dann noch die Kehle durchschnitt. Daraufhin ist nach Aussage der Zeuginnen Frau Taleb in aller Ruhe ins Wohnzimmer gegangen, hat dort aus seinem Versteck die Pistole genommen und sich erschossen. Die Aussagen der beiden Frauen sind insoweit deckungsgleich.«
    »Es war ihr Messer? Ziba hat das Messer mitgebracht und damit auf ihn eingestochen?«
    »Sie kam mit dem festen Vorsatz, ihn zu töten.«
    Sabine schweigt. Sie sieht wieder diesen sommerlichen Tag im Tal der Oise vor sich. Ziba musste Arthur Hellers Tod sühnen. Auch ihretwegen! Und deswegen hat sie sie noch einmal nach Auvers zurückgerufen, um sicherzustellen, dass Sabine es erfuhr.
    »Ist damit der Fall beendet?«
    »In jeder Hinsicht, was die beiden iranischen Toten angeht und auch den Mord an Arthur Heller. Bei dem Revolver des Schwagers handelt es sich zweifelsfrei um die Waffe, mit der Heller erschossen wurde. Es fehlten nur zwei Patronen. Deswegen wollte ich Sie in erster Linie anrufen. Übrigens, wir sind mit der Presse in Kontakt.«
    »Gut gemacht, Monsieur, alle Achtung!«
    »Und ohne die Pariser Polizei, wenn ich das noch sagen darf.«
    Peter befindet sich in einer langen Besprechung wegen einer Firmenübernahme. Sie muss sich bis zum Abend gedulden.
    »Ziba ist zu ihrem Schwager zurückgekehrt, um sich zu befreien, nicht um sich ihm zu unterwerfen«, sagt Sabine.
    »Wir hatten sie unterschätzt.«
    »Sie wusste genau, dass ihr Schwager der Mörder Arthur Hellers war. Aber sie hat uns das nicht eingestanden, weil sie längst entschlossen war, das Recht in die eigene Hand zu nehmen. Nur sie konnte
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