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Hotel der Sehnsucht

Hotel der Sehnsucht

Titel: Hotel der Sehnsucht
Autoren: Michelle Reid
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Beweise."
    „Beweise?" Verwundert runzelte Andre' die Stirn. „Wofür?"
    „Dafür, dass tatsächlich stimmt, was Sie behaupten."
    Zu ihrer großen Überraschung reagierte er auf ihr unverhohlenes Misstrauen erstaunlich souverän. Denn statt sich aufzuregen oder beleidigt den Kaum zu verlassen, zog er ohne jedes Anzeichen von Nervosität einige Unterlagen aus der Innentasche seines Jacketts. „Hier hast du deine Beweise", sagte er ruhig und hielt sie Samantha entgegen.
    Doch anstatt ihm die Unterlagen abzunehmen und sie zu prüfen, verschränkte Samantha die Arme vor dem Bauch und sah zu Boden. Eine namenlose Angst machte sich in ihr breit, die sie daran hinderte, sich die Papiere anzusehen. Dabei hatte sie sich insgeheim längst damit abgefunden, dass jedes Wort, das Andre gesagt hatte, der Wahrheit entsprach.
    Dass es ihr trotzdem unmöglich war, sich mit den Beweisen, die sie eingefordert hatte, auseinander zu setzen, hatte einen anderen Grund. Und dieser Grund war derselbe, weshalb sie ihr Gedächtnis verloren hatte.
    Denn die Ärzte waren von Anfang an davon überzeugt gewesen, dass daran kaum der
    Unfall schuld sein konnte. Sicherlich hatte er ihre Amnesie begünstigt und möglicherweise sogar verstärkt, aber verursacht haben konnte sie ihrer Meinung nach nur ein Schock, den Samantha vor dem Unfall erlitten haben musste.
    Und sowenig sie bezweifelte, dass sich mit dem Blick auf die Papiere, die Andre ihr entgegenhielt, schlagartig eine Tür zu ihrer Vergangenheit öffnen würde, so sehr bezweifelte sie, dass sie dem gewachsen war.
    „Du warst doch früher nicht ängstlich, Samantha." Andre schien genau zu wissen, was sie davon abhielt, ihm die Unterlagen abzunehmen.
    „Jetzt bin ich es aber", erwiderte sie mit schwacher Stimme, und zur Bestätigung begann sie, am ganzen Körper leicht zu zittern.
    Kaum hatte er es bemerkt, nahm Andre' neben ihr Platz und legte ihr eine Hand auf den Arm. Anders als vorhin machte Samantha dieses Mal nicht den geringsten Versuch, sich seiner Berührung zu entziehen. Im Gegenteil, sie hatte sich schon ein bisschen danach gesehnt.
    „Dann werden wir sie uns eben gemeinsam ansehen", entschied Andre, und ohne eine Antwort abzuwarten, überreichte er Samantha ein Dokument, das sie unschwer als USamerikanischen Reisepass identifizieren konnte.
    Als sie es öffnete, blickte ihr das Foto eines gut aussehenden, strengen und stolzen Mannes entgegen, dessen Name mit Andre Fabrizio Visconte angegeben war.
    „Das Bild würde sich auch gut auf einem Steckbrief machen, findest du nicht?"
    kommentierte Andre mit einem Lächeln, bevor er Samantha ein weiteres Dokument
    überreichte.
    Erneut handelte es sich um einen Reisepass, dieses Mal jedoch, wie schon die Vorderseite verriet, um den eines britischen Staatsbürgers. Mit klammen Fingern schlug Samantha ihn auf - und hatte große Mühe, sich selbst auf dem Foto wieder zu erkennen. Denn dem Gesicht, das ihr lachend entgegenblickte, war nicht die geringste Anspannung oder gar Sorge anzusehen. Vielmehr wirkte die Person, die laut Eintrag Samantha Jane Visconte hieß, richtiggehend glücklich.
    Wie auch auf dem Foto, das Andre1 ihr als Nächstes entgegenhielt und das zweifellos auf ihrer Hochzeit entstanden war. Es zeigte Samantha, die ein weißes Brautkleid trug und ihrem frisch angetrauten Ehemann verliebte Blicke zuwarf. Der erwiderte ihr Lächeln mit einem Gesichtsausdruck, der mehr als nur Freude oder Genugtuung enthielt. Das reinste Glück sprach aus seinen Augen.
    Ohne dass sie wusste, wie ihr geschah, begann Samantha, am ganzen Körper zu zittern.
    Reflexartig sprang sie auf, als könnte sie so vor der Erinnerung Reißaus nehmen, die das Foto in ihr wachzurufen drohte. Im selben Augenblick wurde ihr schwarz vor Augen, und um sie her begann sich alles zu drehen.
    Schon fürchtete sie, in sich zusammenzusacken, da spürte sie zwei starke Arme, die sie auffingen und hielten - nur um in ihr ein Gefühl der Bedrohung auszulösen, das nichts mit dem Schreck zu tun hatte, den das Foto verursacht hatte.
    Und bevor sie sich nach den Gründen für die Heftigkeit des Gefühles auch nur fragen konnte, senkte sich ein Schleier vor ihren Augen und raubte ihr das Bewusstsein.
    Als sie wieder zu sich kam, saß sie in dem Sessel. Andre" stand an ihrer Seite und sah besorgt zu ihr herab. „Bleib sitzen", ordnete er an, als Samantha sich aufrichten wollte.
    Auch wenn er sicherlich Recht hatte und sie sich noch schwach fühlte, gehorchte sie nur
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