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Hotel der Sehnsucht

Hotel der Sehnsucht

Titel: Hotel der Sehnsucht
Autoren: Michelle Reid
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konnte es keinen Zweifel geben. Noch am gleichen Tag hat er mich in New York angerufen und mir ..."
    Unvermittelt unterbrach er sich. Ihm schien die Kehle mit einem Mal wie zugeschnürt, und vor Anspannung ballte er die Hände zu Fäusten. „Allein der Gedanke daran, dass sechs Menschen bei dem Unfall sterben mussten und nur du ..."
    Abrupt erhob er sich und ging im Zimmer auf und ab, bis er schließlich vor dem Fenster stehen blieb. „Und ich hatte nichts Besseres zu tun, als dich zu verfluchen", sagte er nachdenklich, ohne Samantha anzusehen.
    Verwundert blickte sie zu dem Fremden hinüber. Dass er sie kannte, war wohl nicht länger zu leugnen. Nur womit mochte sie ihm Anlass gegeben haben, so über sie zu denken?
    Der Gedanke trug nicht dazu bei, dass ihr der Fremde weniger unheimlich wurde. Im Gegenteil, langsam, aber sicher begann Samantha, sich regelrecht vor ihm zu fürchten - vor ihm und vor dem, was er über sie zu wissen schien.
    Glücklicherweise kam Carla in diesem Augenblick zurück. Sie beugte sich zu Samantha herunter und reichte ihr das Medikament und ein Glas Wasser.
    Weil die Schmerzen eher schlimmer geworden waren, beschloss Samantha, gleich zwei Tabletten zu nehmen. Kaum hatte sie sie heruntergeschluckt, lehnte sie sich in ihrem Sessel zurück. Das Schmerzmittel war ziemlich stark, und lange konnte die Wirkung nicht auf sich warten lassen.
    „Kann ich sonst noch was für dich tun, Sam?" Carla war deutlich anzumerken, wie unwohl sie sich in ihrer Haut fühlte. „Sonst würde ich jetzt wieder in die Rezeption gehen."
    Die Aussicht, mit dem Mann allein zurückzubleiben, war Samantha alles andere als
    angenehm. Doch wie sie einsah, dass sie nicht das Recht hatte, Carla länger von der Arbeit abzuhalten, war sie sich im Klaren darüber, dass sie sich über kurz oder lang der Wahrheit stellen musste. Also rang sie sich ein Lächeln ab und nickte zum Zeichen des
    Einverständnisses.
    Carla richtete sich auf und warf ihr einen aufmunternden Blick zu. Nachdem sie sich noch einmal zu dem Fremden umgesehen hatte, verließ sie das Zimmer.
    Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, setzte ein eisiges Schweigen ein. Keiner sprach ein Wort. Sie vermieden es sogar, sich anzusehen. Während Samantha auf das Glas in ihren Händen starrte, sah der Mann unverwandt aus dem Fenster. Plötzlich drehte er sich um, ging entschlossen auf Samantha zu, setzte sich ihr gegenüber und nahm ihr das Glas aus der Hand.
    Die leise Berührung seiner Finger reichte aus, um Samantha einen Schauer über den Rücken zu jagen. Doch kaum glaubte sie, sich einigermaßen gefangen zu haben, nahm der Fremde ihre Hand. Augenblicklich begann ihr Herz zu rasen, und das Zittern, das sie am ganzen Körper spürte, war so stark, dass es ihrem Gegenüber unmöglich verborgen bleiben konnte.
    „Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie dir zu Mute ist", sagte er ruhig. „Trotzdem ist es wohl an der Zeit, dass du erfährst, warum ich hier bin."
    Sicherlich war es das, wie Samantha zugeben musste. Gleichzeitig sträubte sich etwas in ihr dagegen. Wie sich alles in ihr dagegen sträubte, dass der Fremde ihre Hand hielt. Und doch war sie außer Stande, dagegen zu protestieren oder sich sogar zur Wehr zu setzen.
    So ließ sie es auch geschehen, dass er mit der anderen Hand ihr Kinn anhob und sie regelrecht zwang, ihn anzusehen. Was ihr Gelegenheit gab, sich davon zu überzeugen, dass ihr erster Eindruck keinesfalls getäuscht hatte. Der Fremde sah unverschämt gut aus. Er hatte von Natur aus einen dunklen Teint, schwarzes kurzes Haar, dunkle und buschige Augenbrauen und lange schwarze Wimpern. Die gerade Nase und der schmale, sinnliche Mund verliehen dem Gesicht eine Entschlossenheit, die überaus anziehend wirkte.
    Und doch vermochte Samantha in diesem Gesicht nichts wieder zu erkennen - nichts
    jedenfalls, was den durchdringenden Blick gerechtfertigt hätte, mit dem er sie ansah und dem sie nicht länger gewachsen war. Um ihm auszuweichen, stand sie auf und ging unsicher zum Fenster. „Wollen Sie mir nicht endlich sagen, wer Sie sind?" fragte sie aus sicherer Entfernung.
    „Mein Name ist Visconte", sagte der Fremde und erhob sich, um Samanthas Reaktion besser beobachten zu können. „Andre Visconte."
    „Visconte", wiederholte sie leise den Namen, den schon Freddie am Vortag erwähnt und damit eine erste Spur in die Vergangenheit gelegt hatte. „Haben Sie mit der gleichnamigen Hotelkette zu tun?"
    Zur Antwort nickte Andre Visconte nur. Ganz
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