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Hotel der Sehnsucht

Hotel der Sehnsucht

Titel: Hotel der Sehnsucht
Autoren: Michelle Reid
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Arbeitsplatz, sondern auch das Dach über dem Kopf verlieren würden, denn selbstverständlich wohnten alle Angestellten auch im Hotel.
    Für Samantha wären die Konsequenzen allerdings ungleich dramatischer als für ihre Kolleginnen und Kollegen. Während diese Freunde und Verwandte hatten, zu denen sie wenigstens vorübergehend ziehen konnten, war ihr das Tremount längst zu einem Zuhause geworden. Und sollte sie je ein anderes gehabt haben, so gehörte das zu dem Teil ihres Lebens, an den sie sich nicht mehr erinnern konnte ...
    Als Samantha wieder aufblickte, sah sie, dass sich der fremde Gast unvermittelt erhob, Geld auf den Tisch legte und die Bar verließ, ohne sich noch einmal nach ihr umzusehen.
    Er schien es auf einmal ungeheuer eilig zu haben - wie ihr Freddie, der Nachtportier, bestätigte, der wenige Minuten später in die Bar kam. „Was habt ihr denn mit dem Typen vom Visconte-Konzern gemacht? So wie der mit seinem Auto vom Hof gedonnert ist, müsst ihr ihn ja ziemlich geärgert haben."
    „Hat er wenigstens vorher bezahlt?" fragte Carla ungerührt. „Ich nehme eher an, dass er das Hotel gewechselt hat, um nicht noch eine Nacht in einem Zimmer ohne Bad verbringen zu müssen."
    „Dann hätte er doch wohl sein Gepäck mitgenommen", entgegnete Freddie schlagfertig.
    „Ich hatte eher das Gefühl, dass er noch eine Verabredung hatte. Vielleicht ist er zum Bahnhof ..." Als sein Blick auf Samantha fiel, unterbrach er sich vor Schreck. „Was ist los mit dir, Sam?" erkundigte er sich besorgt. „Du bist auf einmal so blass."
    „Wirklich?" Es war Samantha mehr als unangenehm, dass ihr so deutlich anzusehen war, welchen Schreck sie bekommen hatte, als Freddie den Namen der Firma nannte, für die dieser Mr. Payne arbeitete.
    Visconte. An irgendetwas erinnerte sie dieser Name. Und zwar an etwas, das ziemlich lang zurücklag, länger jedenfalls, als ...
    Samantha beruhigte sich mit dem Gedanken, dass sie schon immer ein lausiges
    Namensgedächtnis gehabt hatte. „Mir fehlt aber nichts", erwiderte sie und rang sich ein Lächeln ab. „Das Übliche, Freddie?"
    Doch auch wenn Freddie sie vor weiteren Nachfragen verschonte, wollte ihr der Name den ganzen Abend nicht mehr aus dem Kopf gehen. Visconte. Vielleicht bildete sie es sich nur ein, aber konnte das nicht eine Spur in ihre Vergangenheit sein?
    Und wenn sie je herausfinden wollte, wer sie wirklich war, dann musste sie jeder Spur nachgehen - so schwach sie auch sein mochte. Zwölf lange Monate wartete sie nun schon darauf, dass jemand sie erkannte. Sogar die Presse hatte sie eingeschaltet. Noch vor einer knappen Woche hatte die Lokalzeitung einen langen Artikel über ihr Schicksal abgedruckt und die Leser aufgefordert, sich zu melden, wenn sie auch nur den geringsten Anhaltspunkt dafür hätten, um wen es sich bei der jungen rothaarigen Frau auf dem Foto handelte. Nicht einer hatte reagiert.
    Weil auch die Polizei ihre Nachforschungen mittlerweile eingestellt hatte, schien es fast, als müsste sich Samantha damit abfinden, dass alles, was vor dem Unfall lag, eine andere Person betraf als die, die in letzter Sekunde aus dem brennenden Autowrack gerettet wurde und später wochenlang im Krankenhaus liegen musste.
    Doch genau damit wollte sie sich nicht abfinden. Sie wollte endlich wissen, wer sie war.
    Und so gering die Hoffnung war, dass ihr ausgerechnet der fremde Gast dabei helfen konnte, musste sie es riskieren. Bei der nächsten Gelegenheit, die sich bot, würde sie ihn ansprechen.
    Am Mittag des nächsten Tages stand Samantha an der Rezeption und ging den Belegungsplan für die kommende Nacht durch, als sich die alte Drehtür des Hotels in Bewegung setzte und Mr. Payne in die Halle kam.
    Als er unschlüssig mitten im Raum stehen blieb, beschloss Samantha, die Gelegenheit beim Schopf zu packen und ihn anzusprechen. Doch kaum war sie hinter dem Schalter
    hervorgekommen, betrat ein weiterer Mann das Foyer und ging direkt auf Mr. Payne zu.
    Man hätte die beiden für Brüder halten können, wie sie so nebeneinander standen. Beide waren etwa ein Meter neunzig groß und schlank, hatten eine sportliche Figur und trugen Anzüge, deren Qualität über jeden Zweifel erhaben war.
    Und doch war es nicht allein der dunkle Teint, der dem Fremden eine ganz besondere Ausstrahlung verlieh, die Samantha davon abhielt, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen.
    Gebannt beobachtete sie, wie er mit seinen dunkelbraunen Augen die Umgebung
    musterte. Und während er den Blick langsam
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