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Hotel der Sehnsucht

Hotel der Sehnsucht

Titel: Hotel der Sehnsucht
Autoren: Michelle Reid
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offensichtlich enttäuschte ihn die
    Tatsache, dass Samantha nichts anderes zu dem Namen eingefallen war. „Sonst sagt dir der Name nichts?"
    „Sollte er das?"
    „Eigentlich schon", erwiderte er, ohne Samantha aus den Augen zu lassen. „Schließlich trägst du denselben Namen. Seit unserer Hochzeit, um genau zu sein ..."

3. KAPITEL
    Starr vor Schreck stand Samantha da und erwartete atemlos, dass die Mauer, die sie von ihrer Vergangenheit trennte, unter der Last der Wahrheit zusammenbrechen und den Blick auf ihr bisheriges Leben freigeben würde.
    Doch nichts dergleichen geschah. Der Gedanke, dass sie den Mann, der ihr
    gegenüberstand, einst so sehr geliebt haben sollte, dass sie seine Frau geworden war, blieb ihr so fremd wie der Name, den er genannt hatte. Samantha Visconte, wiederholte sie stimmlos, ohne dass sich auch nur der Hauch einer Erinnerung einstellen wollte.
    „Der Name sagt mir absolut nichts." Sie sprach mehr zu sich als zu dem Mann, der, wenn er nicht gelogen hatte, sie einst so sehr geliebt haben musste, dass er sie zur Frau genommen hatte.
    Die Heftigkeit, mit der er reagierte, machte ihr augenblicklich klar, wie sehr sie ihn verletzt hatte. Denn er wandte sich unvermittelt ab und barg das Gesicht in Händen.
    „Es tut mir Leid", entschuldigte sich Samantha, „aber vielleicht brauche ich einfach noch ein wenig Zeit, um mich an den Gedanken zu gewöhnen ..."
    „Vielleicht", schnitt er ihr das Wort ab. „In der Zwischenzeit gehe ich in die Hotelbar. Ich brauche jetzt einen Drink."
    Samantha vernahm mit Erleichterung, dass Andre sie allein lassen wollte. Das würde ihr Gelegenheit geben, Ordnung in das Chaos zu bringen, das in ihrem Kopf herrschte. Und doch kam sie nicht umhin, ihm nachzusehen, wie er sich langsam der Tür näherte.
    „Wann haben wir denn geheiratet?"
    Warum sie das genau in dem Moment fragte, in dem er im Begriff war, das Zimmer zu verlassen, wusste sie selbst nicht. Vielleicht wollte sie sich einfach vergewissern, dass sie sich das Ganze nicht doch eingebildet hatte.
    Der Erfolg gab ihr Recht, denn Andre ließ die Türklinke wieder los und drehte sich um.
    „Vor zwei Jahren", antwortete er, und sein Ton verriet eine Trauer, die Samantha das Blut in den Adern gefrieren ließ. „Um genau zu sein, ist übermorgen unser zweiter Hochzeitstag", fügte er hinzu, bevor er den Raum verließ.
    Benommen blickte Samantha auf die Tür, die er hinter sich geschlossen hatte. In zwei Tagen beging sie also ihren zweiten Hochzeitstag. Doch noch ein anderes Ereignis sollte sich in zwei Tagen jähren: der Unfall.
    Was bedeutete, dass sie ihren ersten Hochzeitstag nicht gemeinsam mit ihrem Mann
    verbracht hatte. Denn es stand fest, dass sie allein in ihrem Auto gesessen hatte, als sich auf der Gegenfahrbahn plötzlich der Tankwagen auf der regennassen Straße quer stellte und außer ihrem Wagen noch drei andere Autos mit sich riss, bevor er in einem riesigen Feuerball explodierte.
    Nachträglich hatte es sich als riesiges Glück erwiesen, dass sie als Erstes mit dem schweren LKW zusammengestoßen war. Denn durch die Wucht des Aufpralls wurde ihr Wagen
    gewissermaßen aus der Gefahrenzone hinauskatapultiert, während die nachfolgenden
    Wagen direkt in das Inferno hineinfuhren, das durch die Explosion entstanden war.
    Und bevor das Feuer auch auf ihren Wagen hatte übergreifen können, war ein anderer Autofahrer zu Hilfe geeilt und hatte die bewusstlose Samantha aus dem Wrack gezerrt. Dass er dabei wenig Rücksicht auf ihre Verletzungen hatte nehmen können, lag auf der Hand, schließlich war es um Bruchteile von Sekunden gegangen. So hatte er einfach ihren Arm gegriffen und, obwohl er mehrfach gebrochen gewesen war, sie so aus dem Auto gezerrt.
    Dabei war ihr ohnehin lädiertes Knie an einer der scharfen Metallkanten hängen geblieben und förmlich aufgeschlitzt worden.
    Übermorgen war das ein Jahr her, und nicht zuletzt dank regelmäßiger
    Krankengymnastik hatte sich Samantha in der Zwischenzeit von den Verletzungen ziemlich gut erholt. Wenn ihr nicht gerade ein Missgeschick wie vorhin passierte, erinnerte sie beim morgendlichen Blick in den Spiegel allein die Narbe auf ihrer Schläfe an den Unfall.
    Mit einem tiefen Seufzer ließ sich Samantha in den Sessel sinken. Durch das Auftauchen dieses Andre Visconte hatte sich ihre Situation zwar von Grund auf geändert, allerdings anders, als sie es sich immer gewünscht und die Ärzte es vorausgesagt hatten. Denn statt irgendwelcher Antworten
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