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Hotel der Sehnsucht

Hotel der Sehnsucht

Titel: Hotel der Sehnsucht
Autoren: Michelle Reid
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fielen ihr nur lauter neue Fragen ein.
    Zum Beispiel die, ob er überhaupt die Wahrheit sagte - selbst wenn es mehr als
    unwahrscheinlich war, dass ein Mann wie er sich ohne Not mit einer Frau abgeben würde, die physisch wie psychisch in einer derart schlechten Verfassung war wie sie, Samantha.
    Doch wenn sie wirklich verheiratet waren, warum hatte er dann ein ganzes Jahr damit gewartet, sich zu melden und ihre Ungewissheit zu beenden? Bedeutete das nicht, dass ihre Ehe längst gescheitert gewesen war, als der Unfall passierte? Das würde auch erklären, warum sie ihren Hochzeitstag nicht gemeinsam verbracht hatten.
    Andererseits hatte er erzählt, dass ihn die Nachricht von ihrem Schicksal in New York erreicht habe. Wenn er, wie sein Akzent nahe legte, wirklich dort lebte, dann war es nicht ausgeschlossen, dass ihn erst der Zufall auf ihre Fährte gebracht hatte.
    Was allerdings wiederum die Frage aufwarf, wo sie sich kennen gelernt hatten. Denn dass sie, Samantha, Engländerin war, war eines der ganz wenigen Dinge, an denen kein Zweifel bestehen konnte.
    Doch selbst wenn ihn sein Beruf für längere Zeit nach England geführt haben sollte, blieb die Frage, bei welcher Gelegenheit sie, Samantha, dem Inhaber einer renommierten Hotelkette begegnet sein sollte. Denn so, wie sie sich derzeit fühlte, hielt sie es für ausgeschlossen, dass sie in denselben Kreisen verkehrten.
    Und selbst wenn. Einem Mann wie ihm, der nicht nur reich war, sondern auch noch
    blendend aussah, wäre eine Frau wie sie doch kaum aufgefallen. Nicht, dass sie unattraktiv war. Die langen roten Haare und die helle Haut hatten durchaus ihren Reiz. Doch um sich als wirklich schön zu empfinden, war sie einfach zu dünn. Was durch die Sorgen und Ängste, die sie seit dem Unfall ausgestanden hatte, nicht besser geworden war.
    Schon wollte Panik sie überfallen, weil sie auf keine der Fragen eine Antwort hatte, als plötzlich die Tür aufging. Mit einem Glas in Händen betrat Andre' Visconte das Zimmer und kam langsam auf Samantha zu.
    „Hier", sagte er, als er direkt vor ihr stand, und hielt ihr das Glas hin. „Du kannst bestimmt auch einen Drink gebrauchen."
    „Lieber nicht", lehnte sie ab. „Immerhin habe ich eben erst ein starkes Schmerzmittel genommen."
    Nachdenklich stellte er das Glas ab, schob die Hände in die Taschen und sah Samantha an, als wartete er darauf, dass sie irgendetwas sagte.
    Doch was hätte sie einem Fremden sagen sollen? Und ein Fremder war er für sie. Daran änderte auch nichts, dass er steif und fest behauptete, mit ihr verheiratet zu sein. Im Gegenteil, Samantha hatte das eigenartige Gefühl, dass dieser Mann ihr schon immer fremd und unverständlich gewesen war - ganz egal, wie gut sie sich kennen mochten.
    Und so hätte es sie auch nicht gewundert, wenn er sich mit den Worten „Schön, dich mal wieder gesehen zu haben" von ihr verabschiedet hätte.
    „Wie geht's deinem Knie?" erkundigte er sich stattdessen.
    „Schon viel besser", erwiderte Samantha verlegen und hob reflexartig eine Hand, um die feine Narbe, die sich durch die Strumpfhose abzeichnete, vor seinem Blick zu verbergen.
    „Wie wär's, wenn wir woanders hingehen?" schlug er völlig überraschend vor und sah sich missbilligend im Zimmer um. „Dieser Kasten ist doch wirklich das Letzte."
    Natürlich war das Tremount eine Zumutung. Jedenfalls gemessen an den Ansprüchen
    eines Mr. Visconte. Für Samantha jedoch war es der Ort, an dem sie sich sicher und geborgen fühlte. „Ich habe diesen Kasten sehr lieb gewonnen", machte sie aus ihrer Verärgerung über Andres Bemerkung keinen Hehl. „In all den Monaten, in denen ich nicht wusste, wo ich hingehöre, ist er mir ein Zuhause geworden."
    Andre schien begriffen zu haben, wie sehr er Samantha gekränkt hatte. „Ich wollte dir nicht zu nahe treten", sagte er entschuldigend. „Ich dachte nur, dass wir uns in einer etwas freundlicheren Umgebung besser unterhalten können. Zum Beispiel in meinem Hotel in Exeter;"
    „In Ihrem Hotel in Exeter", wiederholte Samantha und hatte deutlich den schönen großen Neubau vor Augen, der erst im letzten Jahr eröffnet hatte.
    „Meinst du nicht, dass wir dort besser aufgehoben wären?" fragte Andre und sah sie erwartungsvoll an.
    Doch so verlockend die Vorstellung auch war, in einem Luxushotel zu wohnen, fand
    Samantha den Vorschlag doch ziemlich befremdlich. Sie beschäftigte eine ganz andere Sorge. „Bevor ich irgendeine Entscheidung treffe, verlange ich
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