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Horror Factory - Die Herrin der Schmerzen

Horror Factory - Die Herrin der Schmerzen

Titel: Horror Factory - Die Herrin der Schmerzen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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knöpfte die Bluse zu. Ihre Haut schimmerte gespenstisch hell im Licht einer Laterne. Da und dort zeigten sich Druckstellen, die während der nächsten Stunden sicherlich blau und grün werden würden.
    Marco reichte einen der Glimmstängel weiter, Evi setzte sich neben ihm. Sie hielt Abstand, viel zu viel für seinen Geschmack. Er hätte sie gerne neben sich gespürt, sie umarmt und ihren Kopf an seiner Schulter gespürt. Doch sie war offenbar nicht daran interessiert.
    Sie rauchten und schwiegen, blickten über den kleinen Teich, beobachteten einige Enten. Sie glitten durchs Wasser, halb schlafend, die Köpfe eng an die Flügel gezogen.
    »Entenfleisch ist für sich alleine schon lecker«, sagte Evi, »aber unvergleichlich gut schmeckt es, wenn man die Marinade mit Honig, Sojasoße und einem Hauch Ingwer anreichert.« Sie schnippte die Kippe weit weg, in Richtung des Teichs. »Auch die Garnierung ist wichtig. Das Auge isst mit. Man nimmt die schönsten Federn des gerupften Tiers und steckt sie tief ins gebratene Fleisch … Ich muss gehen.«
    Sie stand auf. Marco erhob sich ebenfalls, starrte sie ungläubig an, wollte nach ihren Schultern greifen. »Einfach so? Ich meine …«
    »Es war schön.« Sie hauchte ihm Küsse auf die Wange. »Das sollten wir wiederholen. Irgendwann. Vielleicht mal in einem Bett?«
    »Wann, Evi? Und wie …«
    »Ich rufe dich an.« Sie winkte zum Abschied, drehte sich um und ging. Sie schlug nach einem Nachtfalter, fischte ihn aus der Luft und zerquetschte ihn, bevor sie ihren Weg fortsetzte und in der Dunkelheit verschwand.
*
    »Diese Frau ist gefährlich«, behauptete Blink. »Ich rate dir, dich nicht weiter mit ihr einzulassen.« Er setzte die Brille auf und setzte einen Schweißpunkt am abgerissenen Kofferträger des Motorrads.
    Marco schloss geblendet die Augen. Der Abdruck eines blauen Punkts brannte sich in seine Netzhaut, er hatte wieder mal nicht gut genug aufgepasst. Verflixt, warum war er bloß so unkonzentriert?
    »Evi mag seltsam sein; aber wenn du das erlebt hättest, was sie mit mir anstellte, würdest du alles dafür geben, sie wieder und wieder zu sehen.«
    »Du wirst schwach auf deine alten Tage, Marco.« Blink nahm das Werkstück aus der Zwinge und betrachtete es prüfend von allen Seiten. »Bist du verknallt in sie?«
    »Nein. Es ist mehr. Und anders. Diese Frau spielt mit mir. Sie gibt mir in einem Moment das Gefühl, das Wichtigste in ihrem Leben zu sein, um mich im nächsten wie Dreck zu behandeln. Es ist, als hätte sie zwei Gesichter.«
    »Oder gar zwei Persönlichkeiten?« Blink legte den Träger beiseite und nahm die Brille ab. Dort, wo der Gummirand auf der Haut aufgesessen war, stand der Schweiß. »Wir sollten mal wieder eine Ausfahrt machen. Pack Schlafsack, Zelt und Zahnbürste zusammen, und wir fahren irgendwohin.«
    »Das geht leider nicht, Blink. Ich warte auf ein Job-Angebot. Es wird wohl in den nächsten Tagen bei mir eintrudeln, und dann geht alles schnell wie immer. Du kennst das ja.«
    »Ich kenne dich , Marco. Du lügst mich an. Die Arbeit ist dir scheißegal. Du stehst Gewehr bei Fuß und hoffst auf einen Anruf von Evi.«
    »Bin ich denn so ein schlechter Lügner?«
    »Ja. Vor allem bist du derzeit zu nichts zu gebrauchen. Ich warne dich nochmals: Vergiss diese Braut und lebe endlich wieder dein eigenes Leben.« Blink schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Lust, mir dein Liebesgesülze anzuhören. Du verstehst keinen Spaß mehr, bist ein schlechter Gesellschafter. Und wenn du nun auch zum Motorradfahren keine Lust mehr hast … Du bist stinklangweilig geworden, Marco.«
    »Ist schon gut, Blink.« Er verabschiedete sich mit einem Nicken und verließ die Werkstatt. Sein Freund widmete sich wieder dem kaputten Kofferträger und bedachte ihn keines Blickes mehr. Sie beide verstanden sich seit jeher ausgezeichnet. Aber diese Sache mit Evi trieb einen Keil zwischen sie. Blink kapierte es nicht. Er hatte keine Ahnung, wie es war, wenn alle Gedanken nur um einen Menschen kreisten, um dieses eine Wesen.
    Sie beide hatten langjährige Beziehungen hinter sich, hatten Ehen geführt, hatten sich aus den Augen verloren und irgendwann wiedergefunden. Aber sie hatten einander immer verstanden und die Meinung des anderen respektiert. Doch diesmal war es anders. Blink wollte ihm Evi abspenstig machen, ganz klar.
    Hatte er etwa selbst seine Fühler nach ihr ausgestreckt? Marco fühlte Zorn hochsteigen. Es wäre Blink zuzutrauen. Wenn der Kerl an einer Frau
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