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Horror Factory - Die Herrin der Schmerzen

Horror Factory - Die Herrin der Schmerzen

Titel: Horror Factory - Die Herrin der Schmerzen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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– es war an dich gerichtet. Ich habe es im ersten gemeinsam verbrachten Jahrgang geschrieben. Ich verehrte dich, ich mochte deine Scheißdrauf-Mentalität. Du warst so unglaublich cool … Aber du hast mich einfach nur ignoriert. Also sprach ich dich an. Du erinnerst dich?«
    »Natürlich.« Nein, tat er nicht. Evi war belanglos gewesen, damals. Sie hatte ein Objekt dargestellt, über das man sich lustig machen konnte.
    »Ich hatte einen Vorwand gesucht, um dich auf mich aufmerksam zu machen und dir meinen kleinen Brief zuzustecken. Und weißt du was? – Du hast mich mit völlig kalten Augen angestarrt. Mit dem Interesse, das man an einem Insekt zeigt. Ja, genau das dachte ich mir damals. Ich glaubte, du würdest mich gleich mit einer Nadel aufspießen. Und du hast es auch getan. Indem du deine Freunde herbeiriefst. Sie haben sich rings um mich gesammelt. Und dann hast du mich vor ihnen niedergemacht. Hast gesagt, dass du mit so einer dummen Fut wie mir nichts zu tun haben wolltest. Zentimeter für Zentimeter hast du mir die Nadel durchs Herz getrieben. Weißt du noch?«
    »Ja, und ich wollte, ich könnte es wiedergutmachen …«
    »Du lügst, Marco«, sagte sie mit sanfter Stimme. »Du hast längst vergessen, was damals vorgefallen ist. Du weißt nicht mehr, dass du mein Liebesgedicht fandest und es laut vorgelesen hast. Du hast über meine Worte gelacht, das Stück Papier zerrissen und mich stehen lassen. Das alles war bedeutungslos für dich. Ebenso bedeutungslos wie das Aufspießen von Insekten, das Ausnehmen von Fischen, das Häuten von Katzen, das Töten von Ehemännern.«
    »Evi, bitte, es tut mir alles so schrecklich leid.« Jedes Wort schmerzte und kostete ihn größte Konzentration. Blink. Wo war er? Wie sollte er ihn jemals hier im Keller finden?
    »Du möchtest Zeit gewinnen, stimmt’s? Nicht einmal jetzt bist du ehrlich zu mir.« Sie tastete über seinen Körper, griff in die Hosentasche. »Sollte ich denn tatsächlich etwas übersehen haben? Hm? Etwa einen Anruf?« Sie nahm sein Handy, begutachtete es stirnrunzelnd. »Tatsächlich! Zwei Telefonate während der letzten Stunde. Der Notruf ist nicht durchgegangen, wie wir wissen. Das Gebäude ist abgeschirmt. Aber diese Nummer hier – ist das nicht die von Blink? Du hast ihn erreicht? Ist da etwas schiefgegangen?« Evelyn schüttelte den Kopf und seufzte. »Ich sollte ihn anrufen und ihm sagen, dass du bloß einen dummen Witz gemacht hast. Oder möchtest du es ihm selbst sagen?«
    Evelyn hielt ihm das Handy ans Ohr. »Ich bitte dich darum, mit ihm zu reden. Du kannst mir diesen kleinen Wunsch gewiss nicht abschlagen, oder?«
    Die hypnotische Wirkung, die sie auf ihn ausübte, wollte und wollte nicht nachlassen. Aber er musste sich wehren! Durfte unter keinen Umständen die einzige Hoffnung auf eine Errettung zerstören. Marco musste mit all seiner Kraft gegen die Beeinflussung durch die Wahnsinnige angehen.
    Sein Geist verwirrte sich, hin- und hergerissen zwischen den Anweisungen, die Evelyn gab, und seinem Wunsch, diesem grässlichen Alptraum zu entkommen. Sein Puls raste, und er meinte, warme Flüssigkeit die Hosenbeine entlang abwärts rinnen zu fühlen.
    »Es läutet, Marco. Vergiss nicht, was du zu sagen hast.« Sie war ihm ganz nah, Wange an Wange.
    Er meinte, Blinks Klingelton wahrzunehmen. Die ersten Takte des »Walkürenritt«. Es dauerte eine Weile, bis sein geschundener Geist akzeptierte, dass er sich nicht irrte. Dass er die prägnanten Töne tatsächlich hörte und sie sich nicht nur einbildete.
    »Oh«, sagte Evi, »was bin ich doch für ein unhöflicher Mensch! Ich habe ganz vergessen, dir von meinem letzten Gast zu erzählen?«
    Sie drehte einen weiteren Lichtschalter auf. Aus der Dunkelheit schälte sich ein riesiger, rostübersäter Kasten, der von Schläuchen und Metallrohren umgeben war.
    »Darf ich vorstellen? Blink, dein guter Freund. Beziehungsweise das, was von ihm übrig geblieben ist. Er war vor einigen Tagen so freundlich gewesen, mir bei einigen Reparaturen zur Hand zu gehen. Leider hat es nicht so geklappt, wie er es gerne gehabt hätte. Nicht wahr, Blink?«
    Zwischen all dem Gerümpel kam ein krebsroter Körper zum Vorschein, der auf krebsroten Beinstummeln ruhte.
    »Er hat sich leider in diesem Chaos verfangen und schafft es einfach nicht, sich daraus zu befreien. Mag sein, dass ich ein klein wenig Schuld daran trage.« Evelyn kicherte. »Na, ist das nicht nett hier unten? Man könnte es fast ein kleines Klassentreffen
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