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Horror Factory - Die Herrin der Schmerzen

Horror Factory - Die Herrin der Schmerzen

Titel: Horror Factory - Die Herrin der Schmerzen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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ich an die Sache mit den angesengten Haaren denke. Oder an den alten Fisch, den wir ihr in die Sporthose gelegt haben.«
    »Und dann waren da noch die wirklich schlimmen Dinge …« Blink kratzte sich am Kragen, wischte Schweiß von der Stirn. »Und du hast wirklich mit ihr geschlafen?«
    »Das trifft die Sache nur bedingt.« Es war nicht gut, die Erinnerungen an diese wenigen Minuten zurückzurufen, gar nicht gut. Es tat weh. »Wir sind übereinander hergefallen. Oder sie über mich. Ich habe so etwas noch nie erlebt.«
    »Und wie geht’s nun weiter?«
    »Ich weiß es nicht. Evi hat sich seit dem Klassentreffen nicht mehr gerührt. Aber ich würde alles stehen und liegen lassen, sollte sie anrufen.«
    »Das hört sich ganz und gar nicht nach dir an, Marco.«
    »Sie reizt mich. Mehr, als du dir vorstellen kannst. Außerdem muss ich rausfinden, was mit ihr geschehen ist. Ein Mensch ändert sich nicht einfach so.«
    »Schade, dass wir Bertl und Funke nicht mehr fragen können.«
    Marco beugte sich interessiert vor. »Sag bloß, die beiden hatten ebenfalls was mit ihr?«
    »Wusstest du das nicht? – Ja. Bertl machte sich während der Schulzeit an sie heran. Er war ziemlich enttäuscht, wenn ich mich recht erinnere. Funke hatte es in den Monaten nach dem Abitur auf sie abgesehen. Er erzählte mir einmal, dass sie sehr … hm … dankbar gewesen wäre. Aber mit der Zeit wäre ihm Evi auf den Nerv gegangen. Also hat er sie versetzt. Danach hat sie sich offenbar den feinen Herrn Zapfreiter geangelt.«
    Marco hätte sich gerne mit den beiden ehemaligen Freunden unterhalten. Doch Bertl war tot. Er hatte sich einen Drogencocktail zubereitet, der eine ganze Elefantenherde ins Koma geschickt hätte, seines reizlosen Lebens überdrüssig. Funke war nach Feuerland ausgewandert, bereits vor fünfzehn Jahren. Der Kontakt zu ihm war immer geringer geworden. Marco hatte seit mindestens einem Jahr nichts mehr von ihm gehört.
    Das Handy klingelte, Marco hob ab. Er wartete auf die Zusage für einen neuen Job, der ihn diesmal nach Oberitalien bringen würde. »Ja?«
    »Es ist unhöflich, sich nicht mit dem Namen zu melden, Marco«, sagte Evi mit ihrer ruhigen, sanften Stimme. »Wie geht es dir?«
*
    Marco traf sich noch am selben Abend mit ihr in einem Restaurant mit portugiesischer Küche, das er nicht kannte. Es war klein und intim, das Licht schummrig, der Platz beengt. Fliegen umlagerten die Lampen, ungewöhnlich für die frühe Jahreszeit. In einem überdimensionierten Aquarium tummelten sich Meerestiere aller Art. Ein Gast suchte sich eben eines der Tiere aus, ein krabbenähnliches Vieh, das der Koch Santola nannte. Er versicherte seinem Gast in gebrochenem Deutsch, dass er die Meeresspinne mit besonders viel Knoblauch zubereiten und die Soße mit Piripiri-Chilischoten anreichern würde. Eine schwarze Katze streifte um seine Beine, er verscheuchte sie ungeduldig.
    Marco setzte sich, bestellte ein Glas Portwein und gab vor, in einem Buch zu lesen. Er musste lange warten. So lange, dass er mehr als einmal daran dachte, das Lokal wieder zu verlassen.
    Versetzte Evi ihn? Spielte sie ihm einen bösen Scherz?
    Seine Blicke wanderten immer wieder zum Eingang, vorbei am Aquarium, das von der Katze stetig umkreist wurde. Jedes Mal, wenn ein Gast eintrat, schreckte Marco hoch.
    Da war sie, endlich! Fast eine halbe Stunde zu spät. Sie betrat das Lokal mit federndem Schritt, winkte und kam zielsicher auf ihn zu. Sie gab sich selbstbewusst, lächelte den Kellner freundlich an und wechselte einige Worte mit ihm. Man kannte sie hier, man trat ihr mit Respekt entgegen.
    Kaum war sie an Marcos Tisch getreten, stellte der Mann auch schon ein Glas vor ihr ab, halb voll, mit heller, harzig wirkender Flüssigkeit. 
    Marco stand auf und wollte sie zur Begrüßung küssen. Evi wich ein winziges Stückchen aus, sodass sein Mund bloß ihre Wange berührte. Ihr Lächeln blieb freundlich, aber unverbindlich. Sie setzte sich ihm gegenüber nieder.
    »Schön, dich wiederzusehen, Evi«, sagte er.
    »Ich freue mich ebenfalls. – Ich hoffe, du bist hungrig? Hier gibt’s einen ausgezeichneten Fisch …«
    »Warum hast du mir eine falsche Telefonnummer gegeben, und warum hast du dich so lange nicht bei mir gemeldet?«
    Verdammt! Er wollte souverän und gelassen wirken! Doch das schaffte er nicht. Nicht gegenüber Evi, die ihm so viele Rätsel aufgab und die er so sehr begehrte, dass es schmerzte.
    »Ach, habe ich das?« Sie schlug die Beine übereinander,
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