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Horror Factory - Der Behüter(German Edition)

Horror Factory - Der Behüter(German Edition)

Titel: Horror Factory - Der Behüter(German Edition)
Autoren: Malte S. Sembten
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aufeinander. In jeder wurde ihre Schräglage so stark, dass erst ihre rechte, dann ihre linke Kniescheibe nur eine Handbreit davon entfernt waren, vom Asphalt weggefräst zu werden. Die Frau kniff die Lider gegen den Fahrtwind zusammen. Ihre Augen tränten.
    Vor der fünften Kurve streckte sich die Straße.
    Sie löschte den Scheinwerfer.
    Sie schloss die Augen.
    Sie gab Gas.

1
    Alenka hatte einen entspannten Abend vor sich, den sie ganz allein genießen würde. Darauf freute sie sich schon seit Langem.
    Ruhe und Entspannung, genau das brauchte sie jetzt. Entspannung von der Fahrschularbeit … von Partys und anderen gesellschaftlichen Verpflichtungen … und vom Trennungsstress, den sie mit ihrem Ex-Freund Mike gehabt hatte.
    Nur drei Dinge durften ihr heute Abend Gesellschaft leisten: Eine eisgekühlte Literflasche mit Diät-Cola. Eine Maxi-Tüte Erdnussflips. Und Inspektor Morse. Sie begriff nicht, warum diese TV-Serie in Deutschland nie gelaufen war. Alenka liebte gepflegte britische Kriminalfälle mit psychologischer Raffinesse. Außerdem liebte sie alles, was zwei oder vier Räder hatte. Deshalb fand sie, dass Inspector Morse auch eine erotische Komponente besaß. Sie bekam jedes Mal Herzklopfen und weiche Knie, wenn der burgunderrote 1960er Jaguar Mark 2 des Inspektors ins Bild rollte.
    Alenka schenkte sich Cola ein und riss die Flipstüte auf. Sie kuschelte sich ins Sofa ein und nahm die Fernbedienung des DVD-Abspielgeräts zur Hand.
    In diesem Moment schrillte die Türklingel.
    Frau Opper! , schoss es Alenka durch den Kopf. Ihre Nachbarin kam manchmal mit einem Teller Selbstgebackenem herüber. Alenka mochte die alleinstehende alte Dame. Aber musste es ausgerechnet jetzt sein?
    Nein, dachte sie im nächsten Augenblick erleichtert. Frau Opper weilte ja im Kururlaub.
    Wieder erklang das Schellen aus dem Flur. Diesmal länger.
    Alenkas Körper versteifte.
    M-i-k-e.
    Wer sonst … Sie schmiss die Fernbedienung aufs Sofa. In ihrem Zorn hätte sie um Haaresbreite die offene Flipstüte hinterhergepfeffert.
    Sie erhob sich. Starrte eine Sekunde lang auf die lackierten Zehennägel, die zwischen dem Flor des Kuschelteppichs hervorblitzten. Sie war häuslich gewandet – trug nur eine Jogginghose und einen bequemen Wollpulli. Wehe dem, der ihr diesen Abend versaute!
    Barfuß stapfte Alenka zur Haustür. Mit jedem Schritt, den sie zurücklegte, wurde sie kampfeslustiger.
    Wart du nur, Mike!
    Als sie den Flur betrat, begann das Schellen von Neuem. Bis sie die Tür erreichte, war sie schon auf hundertachzig und kochte vor Wut.
    Sie fingerte den Riegel zurück, zerrte die Sicherheitskette aus der Halterung und riss die Haustür auf.
    Es war nicht Mike.
    Kaum hatte Alenka das begriffen, da explodierte ein furchtbarer Schmerz in ihrem Gesicht, und sie wurde rücklings durch die Diele geschleudert.
    Die Haustür krachte ins Schloss.
    Alenka spürte einen Tritt in die Nieren. Jemand packte sie am Handgelenk und schleifte sie ins Wohnzimmer.
    Auf dem Florteppich wurde sie fallen gelassen. Eine Faust griff in ihr Haar und zog ihren Kopf ins Genick. Sie wehrte sich, warf den Kopf nach vorn. Dadurch landete das Stück Aluminiumklebeband, das jemand in diesem Moment auf ihre Lippen klatschte, zum Teil auf ihren Nasenlöchern. Alenkas ohnehin schwache Gegenwehr erlahmte sofort. Sie bekam keine Luft. Ihr Gesicht lief dunkel an, ihre Augen quollen hervor. Erstickungspanik packte sie. Vor ihren geweiteten Augen erschien eine Messerklinge. Die Messerspitze schnitt durch den Rand des Klebestreifens und verletzte ihre Nasenflügel.
    Plötzlich konnte sie wieder atmen. Hektisch sog sie Luft durch die Einkerbungen, vor denen Blutblasen platzten. Entkräftet sank Alenka in sich zusammen und blieb schwer atmend liegen.
    Zwischen den Haarsträhnen hindurch, die in ihrem Gesicht klebten, starrte sie auf die Eindringlinge. Zu dritt ragten sie über ihr auf. Das Trio kam ihr bekannt vor. Unter anderen Umständen hätte sie jetzt gekichert: jedem mussten die weißen Gesichter mit den roten Bäckchen, den gewölbten Brauen, dem dünnen Knebelbart und dem starren Grinsen bekannt vorkommen. Es waren Masken – Anonymous -Masken. Oder Guy-Fawkes-Masken wie aus dem Film V wie Vendetta .
    Sonst hatten ihre Angreifer nichts mit dem Aussehen des Spinners aus dem Film gemein. In ihren Sneakers, Jeans und Kapuzensweatshirts waren sie gekleidet wie Jugendliche von der Straße. Von bösen Absichten zeugten außer den Masken nur die Handschuhe, die jeder von
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