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Horror Factory - Der Behüter(German Edition)

Horror Factory - Der Behüter(German Edition)

Titel: Horror Factory - Der Behüter(German Edition)
Autoren: Malte S. Sembten
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eine gute Entscheidung, Alenka, mich in die wirkliche Welt zu holen.«
    Während er dies sagte, begann er sich im Sonnenglast aufzulösen wie eine Alka-Seltzer-Tablette im Wasserglas. Seine Gestalt wurde immer durchscheinender.
    Dann war er fort.
*
    Alenka erwachte mit verklebten Augen und einem ekelhaften, pelzigen Geschmack im Mund. Durch die Gardinen schimmerte trübes Licht. Ihr Blick wanderte zum Weckerdisplay. Sie hatte bis tief in den Tag hinein geschlafen. 
    Sie setzte sich an den Bettrand, gähnte, krallte die Zehen in den Teppich und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Beim Gähnen glitt ihr Blick über den Arbeitstisch. Als sie die Blätter im Ausgabefach des Druckers sah, wurde sie an den nächtlichen Besucher erinnert. 
    Alenka streckte den Arm aus und betätigte den Schalter der Nachttischlampe. Die Glühbirne flammte auf und zeichnete einen schwachen Lichtkreis aufs zerdrückte Kissen.
    Es war ein Traum, was sonst, dachte Alenka, während sie die Lampe wieder ausknipste. Sie lächelte über den Anflug von Enttäuschung, den sie verspürte. Wohl eher ein Wunschtraum!
    Nach dem Duschen kochte sie Kaffee und frühstückte. Mehr aus Langeweile denn aus Neugier rief sie dabei ihre E-Mails ab. Schon beim ersten Blick auf den Posteingang ließ sie das angebissene Brot auf den Teller fallen. Sie spürte die Gänsehaut im Nacken und Feuchtigkeit an den Handflächen.
    Sie hatte drei Benachrichtigungs-E-Mails von Facebook erhalten.
    Erstens eine Freundschaftsanfrage:
    Arslan Hanssen möchte mit dir auf Facebook befreundet sein.
    Zweitens eine Benachrichtigung, dass sie auf einem bei Facebook neu eingestellten Foto zu sehen war:
    Arslan Hanssen hat ein Foto von dir hinzugefügt.
    Drittens die Aufforderung, Fan einer Facebook-Seite zu werden:
    Arslan Hanssen lädt dich ein, seine Seite zu liken.
    Arslan Hanssen. So hieß der ehemalige Fahrschüler. Der Anführer der Bande, die sie überfallen hatte. Der ›Bullige‹.
    Sie hatte ihre Facebook-Seite unter ihrem Klarnamen Alenka Hatenbur eingerichtet. Das entsprach ihrer offenen Wesensart. Doch diese Offenheit, Nicknames zu verschmähen, hatte sich ja bereits bei der Gerichtsverhandlung gerächt, dachte sie bitter.
    Alenka war nie ein Facebook-Junkie gewesen. Sie hatte das wahre Leben und echte Freunde der virtuellen Facebook-Gemeinschaft vorgezogen. In beiden Welten, im Leben wie in dem sozialen Netzwerk, hatte sie nur eine begrenzte Anzahl Freundschaften geschlossen.
    Alenka wühlte ihr Facebook-Passwort aus dem Gedächtnis hervor und meldete sich an. Sie rief das Befreundungsersuchen auf.
    Antworte auf deine Freundschaftsanfrage
    Darunter gab es zwei Optionen zur Auswahl:
    Bestätigen / Anfrage löschen
    Normalerweise hätte Alenka sich jetzt auf der Facebook-Seite des Befreunders umgeschaut. Wäre dort nichts über ihn zu erfahren gewesen, hätte sie ihm eine Facebook-Nachricht geschickt und nachgefragt, warum er mit ihr befreundet sein wollte. Beides erübrigte sich in diesem Fall.
    Allein der Anblick von Hanssens Profilbild, das ihren feixenden Peiniger zeigte, war schon zu viel für sie. Reflexartig klickte sie auf Anfrage löschen .
    Sie atmete mühsam. Ihre Feinde gaben sich also nicht mit ihrem Sieg in der Wohnung des Opfers zufrieden. Und auch nicht mit dem zweiten Triumph im Gerichtssaal. Sie verfolgten Alenka darüber hinaus.
    Gerne hätte sie sich einen winzigen Rest an Seelenfrieden bewahrt. Einfach dadurch, dass sie die anderen beiden Facebook-Benachrichtigungen ebenso löschte wie die widerliche Freundschaftsanfrage.
    Aber sie wusste, dazu war es zu spät.
    Widerstrebend und langsam, als wäre diese zentnerschwer, bewegte Alenka die Computermaus. Dann öffnete sie die E-Mail mit dem Betreff ›Arslan Hanssen hat ein Foto von dir hinzugefügt‹.
     Auf das, was sie tatsächlich erwartete, war sie nicht im Entferntesten vorbereitet.
    Der Cursor blinkte über dem blauen Button mit der Beschriftung ›Seite anzeigen‹. Alenka klickte den Befehl an.
    Das breitformatige Titelbild der aufgerufenen Facebook-Seite, das daraufhin erschien, sprang ihr wie mit ausgefahrenen Krallen ins Gesicht:
    Ein Bett. Auf dem Bett kniete ein Mann. Man sah ihn nur von hinten Er war voll bekleidet. Sogar die Schuhe hatte der Mann anbehalten. Hinter dem Bauch des Mannes ragten gespreizte Frauenschenkel hervor. Sonst waren von der Frau nur die ans Kopfteil des Bettes gefesselten Hände zu erkennen.
    Jetzt wusste Alenka, was damit gemeint war: ›Arslan Hanssen hat ein
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