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Horror Factory - Der Behüter(German Edition)

Horror Factory - Der Behüter(German Edition)

Titel: Horror Factory - Der Behüter(German Edition)
Autoren: Malte S. Sembten
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Foto von dir hinzugefügt.‹ Nur war es nicht das einzige Foto von ihr. Die ›Chronik‹ der Seite enthielt noch mindestens ein Dutzend weitere, auf denen mehr von Alenka zu sehen war. Meistens waren ihre Augen geschlossen. Sie hatte ja versucht, die Außenwelt auszublenden und sich in einen winzig kleinen Panikraum tief in ihrem Innersten zu verkriechen, wo ihre Seele geschützt war, während ihr Körper geschunden wurde. So war ihr entgangen, dass einer der drei von der Seite her mit dem Handy gefilmt hatte.
    Auf den Fotos sahen Alenkas geschlossene Lider trotz des zugeklebten Mundes genießerisch aus. Die Nässe der Tränen auf ihren Wangen konnte man für Schweißglanz halten und die Röte ihres Gesichts auch auf sexuelle Erregung zurückführen. Alenkas Geschlechtsteil und die Brustwarzen waren verpixelt.
    Unter jedem der Fotos standen obszöne Kommentare von den bereits über dreihundert ›Fans‹ der Seite.
    Der Name der Facebook-Seite lautete: Valeska – einsam und unersättlich . Unter ›Info‹ stand zu lesen: ›Alenka Hatenbur aus (hier folgte die Nennung ihres Wohnortes) wirkt so brav und ist so scharf! Bevor sie demnächst 30 wird, will sie sich noch mal so richtig austoben. Drei stramme Jungs sind ihr jederzeit willkommen. Sie macht alles mit. Wirklich A-L-L-E-S! Nichts ist ihr zu extrem! Das könnt ihr auf unseren Fotos sehen. Leider mussten wir Alenkas Kostbarkeiten verpixeln, damit Facebook diese Seite nicht schließt. Aber bei YouTube präsentieren wir euch Valeska unzensiert und – in Bewegung!‹ Hierauf folgte der Link zu einem YouTube-Kanal.
    Die nächsten zwanzig Minuten verbrachte Alenka auf der Toilette und kotzte und heulte, bis sie keinen Bissen ihres späten Frühstücks und keine Träne mehr in sich hatte.
    Als sie zurückkehrte, hatte sie weitere Post bekommen. Nach der Freundschaftsanfrage von Arslan Hanssen waren zwölf weitere Freundschaftsanfragen seiner Kumpane eingegangen.
    Gegen diesen neuen Angriff fühlte sich Alenka machtlos. Sie konnte nichts tun. Juristisch war das, was diese drei ihr schon wieder antaten, garantiert ohne jeden Belang. Eine klitzekleine Verletzung ihres Persönlichkeitsrechts, falls überhaupt. Eine Unartigkeit – schlimmstenfalls. Ohnehin würden die Schweine behaupten, Alenka sei mit den Fotos einverstanden gewesen. Wer sollte ihr denn diesmal glauben, wenn sie das Gegenteil beteuerte?
    Hanssen (von der Anklagebank aus, schmierig grinsend): ›Sie hat doch darum gebettelt, dass wir sie filmen und alles bei Facebook und bei YouTube veröffentlichen!‹
    Mike, ihr Ex-Freund (vom Zeugenstand aus): ›Ja, ich erinnere mich. Einmal wollte sie, dass ich Nacktfotos von ihr schieße und sie ins Internet stelle.‹
    Der Richter (mit einem vernichtenden Blick auf das Opfer/die Zeugin): ›Dann wäre dieser Punkt ja zufriedenstellend geklärt!‹
    Auch gegenüber Facebook und YouTube besaß sie keinerlei Handhabe. Facebook beanstandete zwar umgehend jede entblößte weibliche Brustwarze. Andererseits unternahm Facebook nach allem, was sie gehört hatte, nur wenig gegen Hassbotschaften und Verleumdung. Es sei denn, eine ausreichend große Anzahl von Nutzern des Netzwerks beschwerte sich über einen Inhalt. Doch wer außer Alenka selbst sollte sich denn über eine Seite namens Alenka kriegt’s gern hart besorgt beschweren? Während die Seite wahrscheinlich bald fünfhundert oder tausend Fans verzeichnen würde, hatte Alenka niemanden, der ihr beistand.
    Nein, die Fotos bei Facebook und der YouTube-Film blieben folgenlos. Außer darin, ihre seelischen Wunden aufzureißen und ihre aus dem Gleichgewicht gerissene Existenz endgültig in den Abgrund zu stoßen …
*
    Zwei Stunden später hatte Alenka einen Entschluss gefasst.
    Wenn ihr Leben schon zum Albtraum werden sollte – dann wenigstens zu einem bizarren Albtraum. Wer nichts mehr zu verlieren hatte, konnte sein Heil überall suchen. Sogar bei einer rätselhaften Sekte.
    Alenka saß vor ihrem Rechner und googelte nach ›Kirche der Behüter‹ und ›Sakrament der Offenbarwerdung‹. Vergeblich. Die seltsame Website, die sie in den frühen Morgenstunden zufällig entdeckt hatte, blieb unauffindbar. Seufzend erkannte sie, dass sie die Verlaufsliste ihres Browsers würde durchforsten müssen.
    Doch selbst nach mehrmaliger konzentrierter Durchsicht des Browserverlaufs wurde sie nicht fündig. Es war, als existierte die gesuchte Seite überhaupt nicht … Als hätte Alenka die Seite nur geträumt.
    Apropos
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