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Horror Factory 09 - Die Todesuhr

Horror Factory 09 - Die Todesuhr

Titel: Horror Factory 09 - Die Todesuhr
Autoren: Robert C. Marley
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und zog die Vorhänge zu.
    Das zerbrochene Holzkästchen, in dem sich die sonderbare Pistole befunden hatte, lag noch immer auf dem Boden. Er hob es auf und betrachtete es eingehend. Sein Detektiv Dupin fiel ihm ein. Was hätte der wohl in einem Fall wie diesem getan? Was hätte er aus diesem Kästchen, der Waffe und dem schwarzen Blut der Würmer gemacht? Zunächst hätte Dupin vermutlich gesagt, es müsse eine rein rationale Erklärung für deren Existenz geben, denn so etwas wie Gespenster oder Dämonen gab es nicht. Und obgleich ein Teil von Poe geneigt war ihm zuzustimmen (jener Teil seines Intellekts, den er bei der Kreation Dupins seiner eigenen Persönlichkeit entlehnt hatte), sagte ihm sein Gefühl etwas ganz und gar anderes: Solange noch niemand zweifelsfrei bewiesen hatte, dass es schwarzblütige Dämonen nicht gab, musste man zumindest ihre mögliche Existenz in Betracht ziehen. Noch vor ein paar hundert Jahren hatte man Blitz und Donner für die zornbebende Stimme Gottes gehalten. Nur, weil man nicht immer eine natürliche Lösung bei der Hand hatte, war das nicht gleichbedeutend damit, dass es sie nicht gab.
    Das Kästchen war aus edlem, fast schwarzem Holz gearbeitet und mit weißem Samt ausgeschlagen. Die Waffe selbst glich keiner der Pistolentypen, die er kannte.
    Nach einer Weile legte er Kästchen und Pistole auf den schlichten runden Holztisch beim Fenster und wandte sich wieder der Standuhr zu. Die Wesen hatten ihn angegriffen, als er die Standuhr untersucht hatte. Wollten sie ihn womöglich davon abhalten, sich ihren Inhalt anzusehen?
    Tastend fuhr er mit der rechten Hand ein weiteres Mal in den verborgenen Hohlraum im Bauch der Uhr. Und tatsächlich – da war etwas. Seine Fingerspitzen berührten Papier!
    Vorsichtig zog er es hervor.
    Es handelte sich um einen dünnen Stapel Dokumente, zusammengebunden mit einem Stück Paketschnur. Obenauf lag ein Briefumschlag. Als er ihn öffnete, glaubte Poe seinen Augen nicht zu trauen! Es waren einige Bilder darin. Er sah sich das erste an und bekam eine Gänsehaut. Das war sein Gesicht, gar kein Zweifel!
    Konnte das, was er da vor sich hatte, eine kolorierte Daguerreotypie sein? Wohl kaum. Das Bild war viel klarer und erstrahlte in lebensechten Farben. In der Tat so klar, als habe man wahrhaftig eine Zauberschere genommen und es aus der Wirklichkeit herausgeschnitten.
    Und da waren noch mehr solcher sonderbaren Bilder. Eines zeigte ihn in fremdartigen Kleidern vor einem hoch aufragenden Gebäude, das in der Sonne grünlich schimmerte und ihn in seiner Form an eine Gurke erinnerte. All das mussten sehr geschickte Fälschungen sein. Anders ließ es sich kaum erklären.
    Zwischen den Bildern versteckt fand er einen Brief.
    Mein lieber Mr Poe,
    dass Sie diese Zeilen lesen, beweist: Sie sind noch am Leben. Das ist schon mal ein sehr guter Anfang.
    Um Ihrer Sicherheit willen muss ich darauf bestehen, dass Sie sich bis zu Ihrer Abreise hier in diesen Zimmern versteckt halten. Keinesfalls dürfen Sie versuchen, Reynolds zu finden. Unter den Papieren, die Sie vor sich sehen, befindet sich eine Schiffspassage von Baltimore nach Portsmouth in England. Ihr Schiff, die Basilisk, geht am 8. Oktober. Und ich kann Sie nur eindringlich davor warnen, diese Räume vorher zu verlassen. Auch wenn Sie es jetzt noch nicht verstehen, müssen Sie mir glauben, dass all dies nur zu Ihrem Besten geschieht.
    Bewahren Sie Stillschweigen über die Vorfälle, die sich seit Ihrer Flucht aus dem Keller der Gaststube ereignet haben. Und vor allem: Gehen Sie nicht ins Krankenhaus. Je weniger Sie sich in der Öffentlichkeit blicken lassen, umso besser. In Portsmouth werden Sie von einem unserer Mitarbeiter in Empfang genommen. Bis dahin versuchen Sie, so unauffällig wie eben möglich zu bleiben.
    Darwin Night
    PS: Die Pistole dient Ihrem Schutz. Benutzen Sie sie nur im äußersten Notfall.
    Ratlos legte Poe den Brief wieder zu den Bildern zurück, ging ins Nebenzimmer hinüber und ließ sich aufs Bett fallen. Er war todmüde und musste dringend ein paar Stunden Schlaf bekommen. Die Pistole steckte er unter das Kopfkissen. Dann legte er sich, angezogen wie er war, ins Bett und zog die Decke bis zum Hals hoch.
    Eine Minute später war er eingeschlafen.

4
    London, 2012
    Der Mann saß hinter seinem großen Mahagonischreibtisch, den Blick auf die Papiere vor sich gerichtet. Er trug einen maßgeschneiderten Anzug. Er legte den Füller aus der Hand, schob den Stuhl zurück und stand auf.
    Die
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