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Horror Factory 09 - Die Todesuhr

Horror Factory 09 - Die Todesuhr

Titel: Horror Factory 09 - Die Todesuhr
Autoren: Robert C. Marley
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lösen. Etwas, worin er bislang immer sehr gut gewesen war.

2
    Baltimore, 44 East Lombard Street, fünf Tage zuvor
    Der Kopf brummte ihm, als er die Augen aufschlug. Er lag zwischen Bündeln von aufgeschichtetem Stroh. Bis auf eine kleine Lampe, in der schwach ein Kerzenstummel glomm, war es dunkel ringsum.
    Wo zum Teufel war er?
    Er konnte sich nur bruchstückhaft erinnern. Die letzten Bilder, die ihm in den Sinn kamen, waren verschwommen und unzusammenhängend: Da waren drei Männer gewesen, die ihn angesprochen hatten, als er nicht weit von seinem Hotel Rast gemacht und sich den Mantel über dem Gehrock zugeknöpft hatte. Sie waren untersetzt und kräftig gewesen, typische Schläger, wie man sie anstellte, um einen Schuldner davon zu überzeugen, dass es ratsamer war, die ausstehende Summe besser so rasch wie möglich zu begleichen. Doch hatten sie ihn nicht weiter behelligt, als er ihnen mit einem scharfen Blick signalisiert hatte, dass es besser war, die Finger von ihm zu lassen.
    Außerdem hatte er, Edgar Poe, keine nennenswerten Schulden. Im Gegenteil. Die letzte Vortragsreise war ausgesprochen lukrativ gewesen. Nie zuvor im Leben hatte er so viel Geld mit sich geführt.
    Er richtete sich ruckartig auf. Vielleicht war gerade das der Grund für seine jetzige Lage!
    Das Letzte, woran er sich noch erinnerte, war der Tee, den er gegen die Kälte bestellt hatte. Und dass er sich ein Zimmer genommen hatte. Langsam schlichen sich die Erinnerungsfetzen wie feiner Nebel in sein Bewusstsein zurück. Ja, da war dieses Hotel gewesen. Ein ordentliches Hotel; keine von diesen heruntergekommenen Spelunken, die er manchmal besuchte, um Charakterstudien für seine Erzählungen zu machen.
    Tee? – er erinnerte sich noch sehr genau daran, wie der Barkeeper die Augenbrauen hochgezogen und ihn mit einer Mischung aus Skepsis und Amüsement angesehen hatte.
    Er kannte Reaktionen wie diese. Richtige Männer bestellten einen Gin oder Whiskey; kein Mensch fragte zu solch vorgerückter Stunde nach einem Tee – nicht mal Engländer. Gerade die nicht. Doch Alkohol vertrug er nicht. Schon eine winzige Menge davon genügte, und er bekam einen Vollrausch. Das war schon immer so gewesen. Wie andere Leute seines Alters Schnaps und Bier literweise zu trinken vermochten, war ihm ein Rätsel. Nach nur ein paar Tropfen wurde ihm jedes Mal dermaßen schwindelig und übel, als hätte er Gift zu sich genommen.
    Während seiner Militärzeit hatte er es mehrmals versucht, und auch später in Baltimore, wenn man ihn zu den literarischen Treffen eingeladen hatte – das Ergebnis war indessen immer dasselbe gewesen: Ein kleiner Schluck Alkohol, und er war nicht mehr er selbst. Seine Kameraden in Westpoint hatten ihn oft damit aufgezogen und ihm in ihrer jugendlichen Dummheit ab und an etwas Gin in die Limonade oder Rum in den Tee geschüttet, nur um ihn zum Gespött der ganzen Kompanie zu machen. Diese Streiche waren es auch, die ihn letztlich seine Militärkarriere gekostet und zu seiner unehrenhaften Entlassung geführt hatten.
    Vielleicht – nein, sehr wahrscheinlich sogar –, dachte er nun, war genau das auch in der vergangenen Nacht geschehen. Ob es der Wirt selbst gewesen war, oder ob ihm jemand anders den Alkohol in den Tee getan hatte, wer wusste das schon zu sagen. Trotzdem konnte er sich die pochenden Kopfschmerzen und die Gedächtnislücke nur so erklären. Jemand musste seine Unverträglichkeit ausgenutzt und ihn vorsätzlich vergiftet haben!
    Poe schloss die Augen und schüttelte den Kopf, um klarer denken zu können. Wo war er hier?
    Überall auf dem Boden lag Stroh. Über ihm die feuchten, mit graugrünen Flechten bewachsenen Mauern eines Kellergewölbes. An der hinteren Wand standen mehrere Fässer – Wein oder Bier. Er wusste es nicht. Er rappelte sich auf die Ellenbogen.
    Allem Anschein nach befand er sich im Keller einer Kneipe. Wie war er hierhergekommen? Und warum war er hier? Wenn ihn jemand absichtlich betrunken gemacht hatte, dann hatte dieser Jemand mit Sicherheit auch einen ganz bestimmten Grund dafür gehabt.
    Poe zwang sich, die stechenden Kopfschmerzen zu ignorieren. Er musste seine Lage einschätzen.
    Vor ihm, in etwa vier Metern Entfernung, befand sich eine niedrige Holztür. Sie sah stark und bruchsicher aus. Hielt man ihn hier gefangen?
    Er dachte noch immer darüber nach, wie er hierhergelangt war, als er irgendwo ein Stück neben sich jemanden stöhnen hörte.
    »Hallo?« Poe setzte sich auf, und der Schmerz in
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