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Horror Factory 09 - Die Todesuhr

Horror Factory 09 - Die Todesuhr

Titel: Horror Factory 09 - Die Todesuhr
Autoren: Robert C. Marley
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dumpfen schnellen Pochen seines eigenen Herzens war nichts mehr zu hören. Wer oder was auch immer sich dort oben befand, es rührte sich nicht mehr.
    Er riss sich zusammen und ging mit langsamen, vorsichtigen Schritten die ausgetretenen Stufen bis ins nächste Stockwerk hinauf. Die Tür zur Linken hing wie die in der Etage darunter zerborsten in den Angeln. Die Tür rechter Hand aber war intakt. Sie war nicht nur intakt, sie sah sogar relativ neu aus. So, als sei sie vor gar nicht allzu langer Zeit erst eingebaut worden. Das musste die Wohnung sein, von der Reynolds gesprochen hatte.
    Die Tür war nicht verschlossen.
    Als Poe eintrat, spürte er deutlich den Unterschied zum übrigen Haus. Hier war es viel wärmer als im Treppenhaus, fast behaglich. Im Kamin glomm noch die schwindende Glut eines Kohlenfeuers. Im Dämmerlicht sah Poe eine Öllampe auf dem Tisch stehen. Ein verbeulter Becher mit Zündhölzern stand daneben. Er nahm eines heraus, riss es an der rauen Tischplatte an und entzündete die Lampe, deren flackernder Feuerschein den kleinen Raum sofort in warmes, gemütliches Licht tauchte.
    Poe sah sich um. Im krassen Gegensatz zu dem sonst so baufällig und marode erscheinenden Gebäude wirkte der Raum, als sei er bis vor Kurzem noch bewohnt gewesen. Der Fußboden war mit Teppichen und Läufern ausgelegt, und an den Wänden standen mit kunstvoll ausgeführten Intarsienarbeiten verzierte Mahagoniregale, die unter der Last all der aufgereihten Bücher schier zu bersten drohten. Rechts und links der drei Fenster, die allesamt zur Straße hinausgingen, waren dicke, rote Samtvorhänge drapiert, und in der Zimmerecke stand eine mächtige Standuhr. Eine einzelne Tür ging von dem Wohnraum ab. Sie führte in ein kleines aber ebenfalls gemütliches Schlafzimmer, in dem lediglich ein einfaches Bett und ein Nachtschränkchen standen und dem sich ein winziger Waschraum mit Toilette anschloss.
    Poe wandte sich wieder dem Wohnzimmer zu.
    Was hatte Reynolds zu ihm gesagt? Er würde die Antworten auf seine Fragen in der Standuhr finden.
    Die besagte Uhr war riesig. Gut einen Meter breit und zweieinhalb Meter hoch. Das glänzende Messingpendel schwang träge im Sekundentakt. Chhh. Chhh. Chhh.
    Es klang beinah wie das asthmatische Atmen eines Menschen. Das Zifferblatt war sehr schlicht gehalten und trug keinerlei Herstellernamen. Vorne gab es eine gläserne Tür, die man öffnen konnte, um an das Pendel zu gelangen. Darunter befand sich eine Schublade mit Perlmuttknauf. Poe musste sich hinknien, um sie zu öffnen. Er streckte die Hand danach aus und zog sie auf.
    Nichts! Sie war leer.
    Er wollte die Standuhr gerade genauer untersuchen, als er draußen auf dem Flur ein Geräusch hörte.
    Sssss… Ssssss… Ssssssss…
    Aus dem Treppenhaus kam das leise Maunzen einer Katze.
    Vielleicht streifte sie auf der Suche nach Ratten durch das alte Gemäuer, dachte er. Doch dann hörte er die kleinen, tapsenden Schritte, so als zöge ein lahmendes Tier sein Bein nach.
    Er stand wieder auf, als er ein Kratzen an der Tür hörte, gefolgt von einem leisen Miauen.
    Poe ging vorsichtig auf die Wohnungstür zu, drehte den Türknauf und
    Ssssss… Chhhhhh…
    öffnete sie mit einem Ruck.
    Nichts. Nur undurchdringliche Dunkelheit. Und die Kälte des Treppenhauses wehte ihm um die Beine. Dann erst bemerkte er die Katze. Sie kroch mehr über die Türschwelle, als dass sie lief. Die Zähne gefletscht, fauchte sie ihn an, und er machte instinktiv einen Schritt rückwärts.
    Die Katze machte ein, zwei tapsende Schritte in den Raum hinein und schien abzuwarten. Ein leises Knirschen, wie von zerbrochenem Glas, war zu hören. Die Augen des Tieres waren schwarz und undurchdringlich und sahen überhaupt nicht wie Katzenaugen aus. Es schien, als seien sie mit einer Masse aus flüssigem Pech gefüllt, das ihr jeden Moment aus den leeren Augenhöhlen tropfen würde.
    Poe wich bis zum Kamin zurück, griff hinter sich und bekam den Schürhaken zu fassen. Als die Katze das bemerkte, stellte sie sich auf die zerbrochenen Hinterbeine und zischte ihn an.
    Das Tier schien ihn direkt anzusehen, mit seinen pechschwarzen, ausdruckslosen Augen. Der ganze Leib der Katze war unförmig und aufgequollen. Und der bestialische Gestank der Faulgase, die die Zersetzung des Fleisches begleiteten, stieg ihm wie Ammoniak in die Nase. Beulen und Ausbuchtungen waren zu sehen, die sich immerfort veränderten und bewegten und das räudige Fell sträubten. Das Tier wirkte wie ein prall
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