Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Horror Factory 09 - Die Todesuhr

Horror Factory 09 - Die Todesuhr

Titel: Horror Factory 09 - Die Todesuhr
Autoren: Robert C. Marley
Vom Netzwerk:
wäre, das Fenster neben der Tür zu zerschlagen und auf diesem Wege zu fliehen. Er sah sich um. Doch er fand nichts, was er dazu benutzen konnte, die Glasscheibe zu zerbrechen. Im selben Augenblick, als ihm einfiel, seinen Mantel auszuziehen und ihn sich zum Schutz um den Arm zu wickeln, stürzte sich auch schon der zwei Meter große Riese mit den eisenbeschlagenen Stiefeln auf ihn, die mächtigen, muskulösen Arme wie Kohleschaufeln erhoben.
    Poe gelang es, ihm auszuweichen, aber er rutschte aus und schlug lang hin. Als es ihm schließlich gelang, wieder auf die Beine zu kommen, war der Riese bereits über ihm, packte ihn mit seinen mächtigen Pranken am Kragen und schmetterte ihn gegen die Wand. Der Aufprall trieb ihm die Luft aus den Lungen. Halb benommen vom Schmerz sackte Poe zusammen. Der riesige Kerl ergriff seine Rockaufschläge, zog ihn hoch und drückte ihn wieder gegen die Wand. Poes Hinterkopf schlug hart gegen die Fensterscheibe.
    »Wolltest wohl abhauen, was?«
    »Lassen Sie mich los, verdammt!«
    »Das könnte dir so passen.« Der Mann packte Poe im Gegenteil noch fester am Kragen, zog ihn ein Stück weit an sich, nur, um ihn dann abermals brutal gegen die Wand zu schmettern.
    Poe keuchte, und die Sinne begannen ihm zu schwinden. Der Kerl war eindeutig stärker als er. Kraft gegen Kraft funktionierte hier nicht. Wenn er auch nur die geringste Chance haben wollte, musste er dem Muskelpaket mit etwas kommen, mit dem er ganz und gar nicht rechnete. Und genau das tat Poe jetzt. Wenn der Riese ihn unbedingt gegen Wand und Fenster drücken wollte, sollte er doch!
    Er griff seinerseits den Hemdkragen des Mannes mit beiden Händen, zog mit aller Kraft daran und ließ sich zu Boden fallen. Durch den Schwung wurde der Kerl nach vorne geschleudert, und sein Kopf durchbrach die Fensterscheibe. Ein entsetzlicher Schrei ertönte, und der Kerl zuckte und strampelte noch drei, vier Sekunden lang, dann hing er still.
    Ein paar wenige Scherben rieselten auf Poe herab, als er unter dem Mann hervorkroch, der leblos im Fenster hing. Erst jetzt sah Poe richtig, was er angerichtet hatte.
    Die schartigen, scharfkantigen Bruchstücke der Scheibe hatten den Hals des Mannes aufgeschlitzt, offensichtlich die Halsschlagader zerfetzt und sein Gesicht bis zur Unkenntlichkeit zerschnitten.
    Kopf und Oberkörper des riesigen Kerls steckten blutverschmiert zwischen den zerborstenen Scheiben. Und auch die Hände, die er zum Schutz reflexartig vorgestreckt hatte, waren bis zu den Ellenbogen aufgerissen und voller Blut. Der Mann war binnen Sekunden verblutet. Gott sei Dank hatte sich ein Großteil des Blutes auf den Gehweg ergossen.
    Poe war von Grauen überwältigt. Er hatte gerade einen Menschen getötet! Und das auf die abscheulichste Art und Weise. Er zitterte dermaßen, dass ihm die Beine fast den Dienst versagten. Er musste hier raus! Und zwar so schnell wie möglich.
    Das Türblatt hatte sich als zu stark erwiesen, aber das Fenster bot nun einen geeigneten Weg in die Freiheit. Um sich nicht selbst zu verletzen, würde er das zerbrochene Glas aus dem Fensterrahmen schlagen und über den Rücken des toten Mannes hinaus auf die sichere Straße klettern müssen. Poe sah sich panisch nach einem Gegenstand um, der sich zum Zerschlagen der Scheiben eignete.
    Schließlich fand er einen Spazierstock mit kräftigem Silberknauf, der neben einem alten Staubmantel offenbar vergessen in einem Schirmständer bei der Garderobe stand. Mit vorsichtigen, mit Bedacht geführten Schlägen, klopfte er die verbliebenen Scherben aus dem Rahmen. Dann warf er den Mantel aus der Garderobe über die Leiche, stieg auf den Rücken des toten Mannes und sprang mit einem großen Satz durch das Fenster auf den Gehsteig hinaus, wobei er sorgsam darauf achtete, nicht in der noch immer größer werdenden Blutlache aufzukommen.
    Er hatte keine Ahnung, wie spät es war, aber es musste mitten in der Nacht sein. Auf der Straße waren keine Passanten zu sehen. Also gab es wenigstens keine Zeugen für das, was er getan hatte. Auf Mord stand in diesem Land noch immer die Todesstrafe. Und er hatte gemordet, ganz gleich, ob es in Notwehr geschehen war.
    Das Zittern seiner Knie ließ allmählich nach. Und die Kühle der Nachtluft tat ihm gut. Sie half ihm, wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
    Jetzt muss ich dieses Haus finden , dachte er. Und einen schrecklichen Moment lang befürchtete er, sich nicht mehr der Adresse zu entsinnen. Dann fiel sie ihm wieder ein.
    304 Barnham
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher