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Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir

Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir

Titel: Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir
Autoren: Christian Endres
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schimmert, und jeden zerquetschten Zigarettenstummel.
    Der Wolf ist näher denn je.
    Wundert mich nicht.
    Hat Blut geleckt, das elende Biest.
    Vermutlich hofft er, abermals von der Leine gelassen zu werden, und dass ich ihn nicht noch mal so leicht zurückdrängen kann.
    Da hofft er allerdings vergebens.
    Ich spucke zur Seite aus.
    Mein Mund fühlt sich wund an und schmeckt bitter.
    Ich brauch dringend was zu trinken.
    Und Klamotten.
    Und Sierra.
    Ich schnuppere.
    Blicke nach oben, die Reihe der Fenster entlang.
    Im zweiten Stock brennt Licht.
    Die Verlockung, ohne Umweg nackt zu ihr zu gehen, ist groß.
    Die Angst, für einen Perversen gehalten zu werden, Ärger zu kriegen und nicht zu ihr zu können, noch größer.
    Im Westen nichts Neues.
    Diese Ambivalenz von Instinkt und Vernunft begleitet mich schon mein ganzes Leben.
    Gehört zum Tanz, den der Wolf und ich tanzen.
    Jeden Tag.
    Jede Nacht.
    Ich vergewissere mich, dass niemand in der Nähe ist, trete aus der Gasse und knacke das nächste parkende Auto, auf dessen Rückbank eine Sporttasche liegt.
    Macht mich nicht unbedingt stolz, doch das hilft mir jetzt auch nicht.
    Ich ziehe mich wieder in die Gasse zurück.
    Die leichte Trainingshose passt halbwegs.
    Das Shirt spannt an den Schultern. Der Stoff fühlt sich unangenehm an auf meiner Haut.
    Die Berührung schmerzt fast. Spüre jedes Härchen auf meinem Arm und meinem Rücken.
    Der intensive Geruch nach fremdem Schweiß ist ein Graus.
    Ich hoffe, dass ich’s nicht lange anbehalten muss. Dass Sierra es mir bald vom Leib reißt.
    Dieser Gedanke lässt mich grinsen.
    Als ich mich dem Hauseingang zuwende, steht plötzlich Dead Crow vor mir, und mein dämliches Grinsen erlischt.
    »Willst du das wirklich tun, Kid?«, fragt er mich.
    Ich starre ihn finster an.
    »Was ist mit Abby?«, bohrt er weiter.
    Mit einem Grollen schreite ich rücksichtslos durch ihn hindurch, und er verschwindet im Nieselregen.
    Sorry, alter Freund. Aber ich brauche gerade keinen Moralprediger.
    Und ich will gerade auch nicht an Abby oder sonst wen denken.
    Nur an Sierra.
*
    Ich folge ihrem Duft durchs Treppenhaus der Pension.
    Lasse mich von meiner Nase leiten und klopfe an die letzte Tür am Ende des Ganges mit dem abgenutzten Boden und den verblassenden Zimmernummern.
    Sierra fragt, wer da ist.
    Mein Herz macht einen Satz, als ich ihre Stimme höre.
    Wie sich ihr Körper jenseits des Holzes bewegt.
    Mein Verlangen lässt mich leise knurren.
    »Ich bin’s«, sage ich mit rauer Stimme. »Jackson.«
    Die Tür öffnet sich einen Spalt.
    Sie wird von einer Kette gesichert.
    Kurz frage ich mich, ob das ein Sinnbild ist. Für den Wolf, der an seiner Kette zerrt.
    Sierra nimmt die Kette allerdings zurück, kaum dass sie sieht, wer da mit wirrem Haar vor ihr steht.
    Sie mustert mich von oben bis unten. Sagt keinen Ton zu meinem Aufzug.
    Nur: »Bist von der hartnäckigen Sorte, was?«
    Ich kämpfe gegen ein schwachsinniges Grinsen.
    »Kann sein.«
    Sie nickt anerkennend.
    Lächelt.
    Packt das zu enge Shirt und zieht mich an sich heran.
    Drückt mir einen Kuss auf die Lippen, der meine Sinne schier explodieren lässt, und zerrt mich mit sich in die Wohnung.
*
    Ich küsse die duftende Stelle zwischen ihren Schultern.
    Nicht zum ersten Mal denke ich mir, dass ihre Haut noch besser schmeckt als ihre Lippen.
    Und ich muss es wissen.
    Schließlich hab ich beides in den letzten Stunden zur Genüge gekostet.
    »Willst du zuerst unter die Dusche?«, frage ich.
    Sierra kuschelt sich katzenhaft in die Decke.
    Ein Lächeln zuckt um meine Lippen. Es erlischt sofort, als mir ein Gedanke kommt.
    Meine Hand erstarrt auf halbem Weg Sierras Rücken hinab.
    Eigentlich war ich raus aus diesen Nummern. Diesen flüchtigen Nummern ohne Sinn und Verstand.
    Abby und vor ihr auch schon Marcy hatten genügt.
    Um mich menschlich zu fühlen.
    Um die Finsternis ein bisschen heller zu machen.
    Scheiße.
    »Geh nur«, murmelt Sierra in der Zwischenzeit schläfrig.
    Ich schwinge mich aus dem Bett, lasse den süßlichen Geruch im Schlafzimmer hinter mir und gehe ins enge Bad mit der niedrigen Decke, in dem es nach nassen Handtüchern riecht.
    Kontrastprogramm, innen wie außen.
    Das heiße Wasser prasselt auf mich ein.
    Ich drücke meine Stirn gegen die Duschkabine.
    »Ich hab’s vermasselt, Kumpel«, sage ich, obwohl ich weiß, dass Dead Crow in meinem mietshausmäßigen Unterbewusstsein als Einziger zumindest so viel Anstand hat, mich unter der Dusche nicht mit seiner Präsenz zu
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