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Horror Cocktail

Horror Cocktail

Titel: Horror Cocktail
Autoren: Robert Bloch
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letztenmal in dem nun unverschlossenen Kellereingang standen, wagte es Professor Cobbett, einen letzten schwachen Protest einzulegen.
    »Ich sage es ungern«, meinte er, »weil Sie wahrscheinlich Zweifel an meinen Motiven haben. Sie werden glauben, daß ich Angst um mein Eigentum habe und daß es nur ist, weil Sie mich gegen meinen Willen in ein Verbrechen verwickeln. Sie werden vielleicht meinen, daß ich aus patriotischen Gründen gegen Ihren Plan bin, die Geschichte zu verändern.«
    »Bist du das etwa nicht?« fragte Sammy.
    »Doch, das gebe ich zu.«
    Sammy warf Nunzio einen bedeutungsvollen Blick zu und sah dann wieder zum Professor hinüber, als dieser fortfuhr.
    »Aber was ich Ihnen jetzt zu sagen habe, sage ich in meiner Eigenschaft als Wissenschaftler. In dieser Eigenschaft warne ich Sie wie schon am ersten Abend. Die Zeitreise ist ein risiko-reiches Abenteuer. Die Möglichkeit, daß Sie die Vergangenheit durch Ihre Anwesenheit verändern, darf nicht unterschätzt werden. Es ist durchaus möglich, daß Sie sich mit unvorher-gesehenen Faktoren, mit unerwarteten Problemen konfrontiert sehen werden. Deshalb habe ich es nie gewagt, selbst den Versuch zu machen – nicht einmal eine Reise von zwei Minuten, ganz zu schweigen von beinahe zwei Jahrhunderten.
    Sollte Ihr Plan fehlschlagen, so muß ich jegliche Verant-wortung ablehnen. Ich werde Ihre Rückkehr mit äußerster Unruhe erwarten.«
    »Keine Bange«, bedeutete ihm Sammy. »Das haben wir uns auch schon alles überlegt. Du willst uns wohl mit einem Haufen Bullen empfangen, wenn wir wiederkommen, wie?«

    155

    Der Professor erbleichte. »Das soll doch nicht etwa bedeuten, daß Sie erwarten, daß ich mitkomme?« murmelte er.
    »Das könnte ich nicht. Ich könnte es einfach nicht. Ich – ich hätte Angst. Offen gesagt, die Gefahren einer ungenauen Reise und der Veränderung der Vergangenheit schrecken mich mehr als der Tod.«
    »Ich bin froh«, sagte Sammy langsam, »daß es nur entweder oder heißt. Du hast uns eben eine Entscheidung abgenommen.«
    Der Denker befand sich bereits in dem Lastwagen, aber Mush und Nunzio standen neben Sammy im Keller.
    Nunzio zog seine Waffe und Mush grinste.
    »Na«, sagte er, »sieht so aus, als ob unsere Reise gleich mit einem Knall anfangen würde.«

IV
    Und es war wirklich eine Reise mit Knall. Da galt es eine bestimmte Route zu fahren, Wachen bewußtlos zu schlagen und zu binden und eine schwere Maschine in die hinteren Räume der Independence Hall zu transportieren. Dann kam das nervenzerfetzende Geschäft, sie aufzustellen und Denkers verbissenes Vollziehen der Anweisungen und Pläne des Professors. Als sie endlich reisefertig waren – genau um ein Uhr fünfundvierzig morgens –, war der Start eine Erleichterung für alle.
    Sie kauerten sich in die Maschine, der Vakuumverschluß wurde eingerastet, ein Generator summte, die fluoreszierenden Lichter über ihnen wurden schwächer, und der Denker drückte nach schier endlosen Einstellungen und Regulierungen an den Kontrollinstrumenten auf einen Knopf. Dann …
    Dann geschah nichts.
    Beziehungsweise es schien nichts zu geschehen, bis der Augenblick – oder die Ewigkeit – der Dunkelheit vorüber war.
    Keiner von ihnen hatte überhaupt eine Veränderung bemerkt.
    Erst als sie ausstiegen und die veränderte Welt betraten, 156

    wurden sie sich des Geschehens richtig bewußt.
    »Denker«, sagte Nunzio und blinzelte in das helle morgend-liche Sonnenlicht, das durch die großen Fenster hereinströmte,
    »wir haben’s geschafft!«
    Sammy, der Denker und Mush sahen ihn überhaupt nicht an.
    Sie starrten auf die vier Männer auf der anderen Seite des Zimmers – vier Männer, die genauso fassungslos zurück-starrten.
    Dann geschah alles sehr rasch. Es geschah mit Revolvern und Stricken. Es geschah mit Perücken und Schuhen und Kleidung.
    Vier zuckende Gestalten krümmten sich am Boden, bis Mush sie der Reihe nach mit dem Knauf seines Revolvers zur Ruhe brachte.
    »Stellt euch das vor!« seufzte er. »Ich hau den alten Ben Franklin persönlich auf den Kopf!«
    »Wir haben jetzt keine Zeit, uns etwas vorzustellen«, bedeutete ihm der Denker. »Wir müssen rasch handeln.«
    Und sie handelten.
    Den Text der Unabhängigkeitserklärung abzuändern, war die Aufgabe des Denkers.
    »Sie brauchen etwas, über das sie sich den ganzen Morgen streiten«, sagte er. »Wenn sie reden, müssen wir es nicht tun.
    Und wenn sie die Geschichte mit der vorläufigen Regierung und dem Schatzmeister
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