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Horror Cocktail

Horror Cocktail

Titel: Horror Cocktail
Autoren: Robert Bloch
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Glas mit mir. Ich versichere Ihnen, daß Ihnen nichts geschehen wird.«

    163

    Es passierte tatsächlich nichts, außer daß Fenner seinen Drink bekam und sich, während er ihn sich zu Gemüte führte, restlos davon überzeugte, daß Vickery so unschuldig und harmlos wie die kleine, hübsche Schlange war, die sich dort auf dem Teppich eingerollt hatte.
    Als er ging, entschuldigte er sich bei Vickery überschwänglich für alles. Er hatte Sarah veranlaßt, zu packen und mit der nächsten Maschine nach London zurückzukehren. Er plante, ihr am folgenden Morgen nachzureisen.
    Vickery wünschte ihm alles Gute.
    »Nehmen Sie Ihren Revolver mit«, sagte er. »Und die Schlange auch. Den Lederbeutel brauchen Sie nicht. Stecken Sie sie einfach in die Tasche. Schlangen lieben die Wärme und den Kontakt zum Körper.«
    Als Fenner in das angrenzende Zimmer gegangen war, das bislang seine Frau bewohnt hatte, bereitete sich Vickery weiter aufs Schlafengehen vor. Seine Gedanken arbeiteten unter-dessen mit mathematischer Präzision. Wie lange würde es zum Beispiel dauern, bis Sarah in London war und er ein Gespräch anmelden konnte? Wieviel, hatten sie gesagt, war der alte Knabe wert? Und wie lange würde es dauern, bis sich die Krait in Fenners Tasche wütend wieder zu regen begann und durch den dünnen Stoff in seinen fetten Wanst biß?
    Die Antwort auf seine letzte Frage bekam er schnell.
    Vickery hörte den Mann durch die dünne Wand des angrenzenden Zimmers genau in dem Augenblick aufschreien, als er sich auf sein Bett setzte und die Riemen seines künstlichen Beins löste.

II
    Gordy wußte nicht mehr ein noch aus, und es war wirklich katastrophal, bis er auf Onkel Louie stieß.
    Gerade rechtzeitig übrigens, denn sie hatten den Countdown für die Rakete nach Flipville bereits begonnen. Er erfuhr es von 164

    Phil, einem der Knaben in der Combo, mit der er zusammen-arbeitete.
    »Geh und besuch ihn mal – Onkel Louie, der beste Freund eines Jungen«, hatte Phil gesagt.
    Gordy ging auf der Stelle zu ihm, denn er hatte eine Angewohnheit, die er nicht missen wollte – und die bezeichnete man mit einem großen H.
    Onkel Louie entpuppte sich als alter Knabe, der als Tarnung auf der South State einen Trödlerladen mit Pfandleihe betrieb.
    Gordy verpfändete seine Uhr, seine Bücher, seine schönen Klamotten. Aber die Angewohnheit war eben größer und stärker als alles, und bald war Gordy wieder völlig auf dem Hund. Er hatte nichts mehr zu schießen, und die Nerven gingen ihm auch schon durch.
    »Einen Fix willst du?« fragte Onkel Louie. »Dann verpfände doch dein Schlagzeug.«
    »Meine Kübel soll ich versetzen? Mann, ohne die kann ich doch nicht spielen!«
    »Du zitterst derart, daß du sowieso nicht spielen kannst«, erklärte Onkel Louie, und das war wahr. »Paß auf, ich geb dir eine Wochenration dafür. Eine ganze Woche.«
    Das klang für Gordy wie ein Märchen. Eine Wochenration von dem Zeug würde ihn wieder so aufrichten, daß er fliegen konnte.
    »Na schön«, sagte er. »Ich mach’s.«
    Aber die Woche ging vorbei, und dann noch zwei Tage, und Gordy ging schon wieder die Wände hoch. Es schüttelte ihn zwar noch nicht, aber die Stimmen um ihn herum kamen in Hi-Fi.
    Zuerst, als Phil in seiner Bude auftauchte und ihm die Geschichte von den Seerundfahrten erzählte, konnte er gar nicht glauben, daß es stimmte. Aber Phil überzeugte ihn.
    »Wir sind für den ganzen Sommer gebucht, und zwar ab morgen abend. Also reiß dich zusammen, und wir sind wieder 165

    im Geschäft.«
    Noch am gleichen Abend tauchte Gordy bei Onkel Louie auf, um ihm die ganze Geschichte zu erzählen, in der Hoffnung, der alte Geier würde ihm zu einer Chance verhelfen und ihm das Schlagzeug und vielleicht auch ein bißchen Medizin überlassen.
    Aber Onkel Louie hatte angeblich nichts.
    »Keinen Stoff, keine Trommeln«, sagte er immer wieder.
    »Ich habe mich wegen meiner Gesundheit aus dem Geschäft zurückgezogen.«
    Das war vielleicht ein feines Geschwafel über seine Gesundheit, während Gordy sich für einen einzigen Fix eigenhändig sämtliche Haare ausgerissen hätte. Gordy packte ihn beim Kragen und ging richtig los. Er machte ihm ziemlich deutlich, wie dringend er es brauchte, und auch die Drums und so weiter.
    Onkel Louie versuchte, ihn abzuwehren. Also ging Gordy hinter die Theke und fischte sich sein Schlagzeug selbst heraus.
    Dann gab es ein lautes Krachen; das war, als die Drums auf den Boden fielen und Onkel Louie die Felle
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