Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
Fehler auszugleichen. Zuviel! Jetzt war er glücklich auf der anderen Seite. Wieder korrigierte er und war immer noch dabei, das Schiff auf graden Kurs zu bringen, als es schon mit dem Bug in die Enge unter der Brücke einlief. Zwar hatte er ihm noch rasch den richtigen Dreh gegeben, nur leider nicht genug, denn ehe er sich's versah, bumste es Steuerbord achtern, grade da, wo er stand, heftig gegen die vorspringende Kanalwand, die hier aus festem Mauerwerk bestand. Glücklicherweise war die Bordwand, vermutlich zum Schutz gegen ähnliche Vorkommnisse, an dieser Stelle mit einem dicken Taufender bewehrt, der den Stoß abfing. Der war auch nicht stark genug gewesen, um die Passagiere in der Kajüte von ihren Sitzen zu schleudern, nur Hornblower selbst wäre beinahe aufs Gesicht geflogen, als er zusammengekauert neben dem Ruder hockte, um seinen Kopf vor der niedrigen Brücke zu bergen. Aber es blieb ihm keine Zeit, sich jetzt um andere Dinge zu kümmern, er fragte nicht einmal nach seinem kleinen Horatio, obwohl der Junge wahrscheinlich einen tüchtigen Schreck bekommen hatte, denn das Gebrüll aus der vorderen Kajüte klang jetzt noch mörderischer als zuvor. Der Kanal bog gleich wieder in die frühere Richtung zurück, und er hatte nur die eine Pflicht, die Queen Charlotte wohlbehalten um die neue Biegung zu steuern.
    Klitsch - klatsch, klitsch - klatsch - das war Jenkins mit seiner Peitsche. Ging es ihm immer noch nicht schnell genug? Hinter der Biegung kam ihnen ein anderes Kanalschiff entgegen, das, von einem einzigen Pferd geschleppt, in friedlichem Schneckentempo seinem Ziel zustrebte. Hornblower sagte sich jetzt, daß Jenkins' viermaliges Peitschenknallen für den anderen die Aufforderung bedeutete, ihnen die Bahn freizugeben. Er hoffte brennend, daß jener nun auch tat, was man von ihm verlangte, denn das Passagierboot raste immer noch mit unverminderter Geschwindigkeit auf den Frachtkahn zu.
    Der Kahnschiffer brachte seinen am Zügel geführten Gaul zum Stehen und zog ihn, um Platz zu machen, in das Strauchwerk neben dem Treidelpfad; seine Frau legte das Ruder über, und der Kahn schmiegte sich mit seiner restlichen Fahrt langsam und majestätisch gegen den Schilfstreifen am gegenüberliegenden Ufer. Die Schleppleine vom Pferd zum Kahn sank dabei lose auf den Treidelweg und in einer tiefen Bucht auf den Grund des Kanals. Alsbald sprengten Jenkins' Pferde im Galopp darüber hinweg, und Hornblower hielt mit seinem Schiff genau Kurs auf die enge Lücke zwischen Kahn und Treidelpfad. Unmittelbar neben dem Pfad war das Wasser sicherlich flach, es kam also darauf an, sich so dicht wie möglich an den Kahn zu halten. Dabei hatte ihm die Schiffersfrau ohnehin nur so viel Platz gelassen, wie unbedingt nötig war, weil sie damit rechnen konnte, daß hier nur erfahrene und geschickte Steuerleute des Weges kamen. Hornblower war auf dem besten Wege, vollends den Kopf zu verlieren, als sein Schiff mit unverminderter Fahrt auf das Hindernis zuraste.
    Steuerbord! - Stütz! Backbord! - Stütz! Er gab sich selbst die Kommandos, wie er es zu seinem Rudergänger getan hätte; plötzlich aber ging ihm mitten in der dunklen Verwirrung, die sich seiner bemächtigen wollte, wie ein Blitz die Erkenntnis auf, daß mit solchen Befehlen so gut wie nichts erreicht war. Wohl konnte er sie sich selber geben; durfte er sich aber darauf verlassen, daß er sie mit seinen ungeübten Händen auch ebenso zuverlässig und genau ausführte wie ein tüchtiger Rudergänger?
    Jetzt ging es mit voller Fahrt in die schmale Lücke, das Heck wollte noch herumschwingen, erst im allerletzten Augenblick gelang es ihm, den Dreh durch Gegenruder aufzuheben. Der Frachtkahn schien förmlich vorbeizufliegen, am Rande seines Gesichtsfeldes glaubte er zu erkennen, daß die Schiffersfrau herüberwinkte und überrascht innehielt, als sie am Ruder der Queen Charlotte einen wildfremden Mann erblickte. Sie rief ihm etwas zu, aber er faßte kein Wort von dem auf, was sie zu ihm sagte; für den Austausch höflicher Reden hatte er jetzt, weiß Gott, keinen Sinn.
    Sie waren durch, es war gegangen wie der Blitz, und jetzt konnte er wieder atmen, wieder lächeln, wieder froh sein. War das Leben nicht wunderbar, wenn man ein Passagierschiff mit vollen neun Meilen Fahrt durch den Themse-Severn-Kanal steuern durfte? Aber da stieß Jenkins wieder einen Schrei aus, er zügelte sein Pferd, und gleichzeitig kam voraus der graue Turm eines Schleusenhauses in Sicht. Die Tore waren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher