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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant
Autoren: C. S. Forester
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sollte wie der gestürzte Charlie mit Geschrei und Peitschengeknall durch die Gegend traben? Niemals! Aber dann fiel ihm gleich eine Lösung ein, die geeignet war, sein Ansehen bei Männern wiederherzustellen und nebenbei den Zweck erfüllte, ihn der ständigen Bemutterung durch Maria zu entziehen.
    »Ich könnte das Ruder nehmen.«
    »Warum nicht, Sir?« antwortete der Schiffer. »Sie haben sicher schon oft genug eine Pinne in der Hand gehabt und verstehen sich auf das Geschäft. Und ich kutschiere die beiden Gäule - soll mir trotz meiner künstlichen Pfote hier nichts ausmachen.«
    Er warf dabei einen Blick auf den stählernen Haken, der ihm die fehlende Hand ersetzte.
    »Abgemacht«, sagte Hornblower.
    »Ich bin Ihnen wirklich dankbar, Sir«, sagte der Schiffer, »das können Sie mir glauben.« Er bekräftigte die Aufrichtigkeit seines Gefühls mit einer Reihe herzhafter Flüche. »Für diese Reise stehe ich nämlich unter Zeitkontrakt - dort vorn sind ein paar Kisten Tee verstaut, letzte Ernte, die müssen pünktlich in London sein. Ja, Sir, Sie retten mir durch Ihre Hilfe gute Pfunde und meinen Ruf als Schiffer dazu. Und ob ich Ihnen dafür dankbar bin, sonst sollte mich doch gleich...«
    Und wieder bekräftigte er ausführlich seine aufrechte Gesinnung. »Reden wir nicht weiter darüber«, sagte Hornblower. »Je eher wir aufbrechen, desto eher kommen wir ans Ziel. Aber sagen Sie doch erst noch wie Sie heißen.«
    »Jenkins, Sir, Tom Jenkins - sonst Schiffer, heute Postillion, wie's eben der Zufall bringt, Großtoppsgast auf der alten Superb unter Käpt’n Keates, Sir.«
    »Schön, Jenkins, machen wir uns auf den Weg.«
    Der Pferdehalter war bereits dabei, die Schleppleinen am Geschirr seiner Pferde festzumachen. Jenkins warf die Vorleine los, Hornblower löste die Achterleine bis auf einen Törn, den er klar zum Loswerfen festhielt. Mittlerweile war Jenkins gewandt in den Sattel geklettert und hatte die Zügel um seinen Haken geschlungen.
    »Aber Horatio«, rief Maria, »was hast du eigentlich im Sinn?«
    »Daß wir möglichst bald nach London kommen, Liebling«, sagte Hornblower. Im gleichen Augenblick knallte auch schon die Peitsche, und die Schleppleinen kamen steif.
    Die Leine noch in der Hand, mußte Hornblower ans Heck rennen und schleunigst nach der Pinne greifen. Vielleicht machte ihm Maria immer noch Vorwürfe, aber er hatte jetzt keine Zeit mehr, auf ihre Worte zu achten. Es war erstaunlich, wie rasch die Queen Charlotte Fahrt aufnahm, als die sofort antrabenden Pferde ihren Bug erst auf die Stauwelle gehoben hatten. Aus dem Trab wurde bald ein kurzer Galopp, und nun ging es rasend schnell dahin, unheimlich schnell vor allem für Hornblower, der nun am Ruder stand und das Schauspiel nicht mehr als Passagier ohne Verantwortung genießen durfte. Die Ufer flogen nur so vorüber, und es war ein Glück, daß der Kanal in dem tiefen Einschnitt auf seiner Scheitelhöhe schnurgrade verlief, denn das Steuern war eben doch nicht so ganz einfach.
    Die beiden Schleppleinen, eine am Bug und eine am Heck, hielten das Schiff mit kleinsten Ruderhilfen parallel zum Ufer - eine kräftesparende Lösung, die dem mathematisch denkenden Hornblower besonders gut gefiel. Aber grade diese Anordnung gab ihm andererseits beim Steuern ein recht unnatürliches Gefühl, wie er alsbald feststellen konnte, als er die Pinne probeweise ein wenig bewegte.
    Darum sah er auch der nächsten Biegung des Kanals mit einiger Besorgnis entgegen. Als sie ihr näher kamen, wanderten seine Blicke prüfend von einem Ufer zum anderen, um sich zu versichern, daß er auch wirklich genau die Mitte hielt. Und gleich hinter dieser Biegung kam auch schon die erste Brücke, sie waren bereits dicht davor, als sie auftauchte. Auch ihre Spannweite war wie die aller anderen aus Gründen der Sparsamkeit so teuflisch eng, daß sich der Treidelweg unter ihren Jochen ins Fahrwasser vorbog. Dieser Umstand erschwerte es ungemein, die Mitte des stark verengten Kanalbetts richtig anzuvisieren. Ausgerechnet in diesem Augenblick rief ihm Maria etwas zu, und auch der kleine Horatio brüllte wieder einmal wie am Spieß, aber er hatte in diesen Sekunden weder einen Blick noch einen Gedanken für die beiden übrig. Seine ganze Aufmerksamkeit galt der Aufgabe, das Schiff durch die Biegung zu steuern. Schon klapperten die Hufe des vorderen Gauls über das Pflaster unter dem Brückenbogen. Himmel! Er war ja ganz an die Seite geraten. Hastig riß er an der Pinne, um den
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