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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant
Autoren: C. S. Forester
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durch.«
    Der Schiffer stieß einen leisen Pfiff aus.
    »Dann mußt du mit uns fahren.«
    »Ausgeschlossen«, sagte der Pferdeknecht. »Ich habe sechzehn Pferde zu versorgen, mit diesen beiden achtzehn, die kann ich unmöglich allein lassen.«
    Der Schiffer stieß ein paar so haarsträubende Flüche aus, daß selbst Hornblower aufhorchte, obwohl er doch einiges gewöhnt war.
    »Was verstehen Sie eigentlich unter diesem›Stemmen‹durch den Tunnel?« fragte Hornblower.
    Der Schiffer wies mit seiner Hakenhand nach dem schwarzen, unheimlichen Tunnelloch mit seiner zinnengekrönten Einfassung.
    »Natürlich gibt's da drinnen keinen Treidelweg, Käpt'n«, sagte er, »also lassen wir die Pferde hier und stemmen uns durch.
    Dazu machen wir vorn am Bug zu beiden Seiten›Ausleger‹fest, ähnlich wie die Kranbalken auf einem Seeschiff. Charlie legt sich auf den einen, ich auf den anderen, die Köpfe binnenbords, die Füße gegen die Tunnelwand gestemmt. Dann fangen wir sozusagen an zu›gehen‹und drücken das Schiff damit voran. Am anderen, südlichen Ende kriegen wir wieder Pferde.«
    »Jetzt verstehe ich«, sagte Hornblower.
    »Ich will den Saufaus da mit ein paar Pützen Wasser behandeln«, sagte der Schiffer, »vielleicht macht ihn das munter.«
    »Möglich ist es«, meinte Hornblower.
    Aber die Dusche machte auf den bewußtlosen Charlie nicht den geringsten Eindruck, er hatte eben doch eine richtige Gehirnerschütterung davongetragen. Das Blut begann ihm gleich wieder langsam über das reingespülte Gesicht zu rieseln.
    Wieder stieß der Schiffer ein paar kräftige Flüche aus.
    »Es kommen doch bald andere Schiffe hinter dir her«, meinte der Pferdewärter. »Ich schätze, daß du höchstens zwei Stunden zu warten brauchst.«
    Die Antwort des Schiffers bestand nur in einer neuen Serie von Flüchen. »Wir brauchen Tageslicht, um die Stauwehre auf der Themse zu passieren«, erklärte er schließlich. »Da soll ich zwei Stunden warten? Nur wenn wir sofort fahren, schaffen wir's noch.«
    Er warf einen langen, wütenden Blick auf den friedlichen Kanal, das dunkle Loch des Tunnels, die schwatzenden Weiber auf seinem Schiff und die paar alten Leutchen, die sich inzwischen zu einem kleinen Klatsch bei ihnen eingefunden hatten.
    »Zwölf Stunden Verspätung gibt das«, knurrte er verärgert.
    Und ich komme einen Tag zu spät auf mein Schiff, dachte Hornblower.
    »Ach was«, sagte er dann, »ich helfe Ihnen durchstemmen.«
    »Das wäre schön, Sir«, sagte der Schiffer - er hatte unversehens statt der formlos kameradschaftlichen Anrede Käpt'n das bisher sorgfältig vermiedene Sir gewählt. »Aber glauben Sie, daß Sie es können?«
    »Das möchte ich doch annehmen«, sagte Hornblower.
    »Dann wollen wir gleich die Ausleger klarmachen«, sagte der Schiffer kurz entschlossen.
    Die Ausleger waren kleine Plattformen, die zu beiden Seiten des Bugs nach außenbords ragten.
    »Mein Gott, Horatio!« rief Maria aus der Kajüte. »Was in aller Welt treibst du da?«
    Natürlich, das mußte kommen! Maria konnte eben nicht anders. Am liebsten hätte er geantwortet:›Ich melke einen Vogel Strauß‹, wie er auf der Renown einmal jemand hatte sagen hören; aber am Ende war es besser, wenn er sich beherrschte.
    »Ich helfe dem Schiffer, Liebste«, sagte er geduldig.
    »Du müßtest wirklich mehr an deine Stellung denken.«
    Hornblower war nun schon eine ganze Weile verheiratet und hatte längst gelernt, daß es sich lohnte, die Frau reden zu lassen, wie sie wollte, solange er selbst weiterhin tun konnte, was er wollte. Nachdem die Ausleger festgemacht waren, traten er und der Schiffer an Bord, der Pferdewärter an Land, an die Reling der Queen Charlotte und gaben ihr durch eine kräftige gemeinsame Anstrengung so viel Fahrt, daß sie in der Mitte des Kanals der Tunnelmündung zustrebte.
    »Hauptsache ist, daß wir immer in Fahrt bleiben, Sir«, sagte der Schiffer und eilte so schnell er konnte nach vorn zum Backbordausleger. Selbstverständlich war es viel besser, das Schiff in stetiger langsamer Fahrt zu halten, als zu warten, bis es ganz zum Stillstand kam und es dann mit großem Kraftaufwand von neuem in Gang zu bringen. Auch Hornblower eilte daher zum Steuerbordausleger und legte sich darauf, als der Bug gerade in den düsteren Schatten des Tunnels glitt. Er lag auf seiner rechten Seite, den Kopf binnenbords, und merkte sofort, daß seine Sohlen an der Ziegelmauer des Tunnels Halt fanden.
    Jetzt galt es nur, fest anzudrücken, dann
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