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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant
Autoren: C. S. Forester
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konnte man das Schiff durch einfaches Rückwärtsschreiten langsam und stetig voranschieben.
    »Nun heißt es durchhalten«, meinte der Schiffer - er lag mit seinem Gesicht unmittelbar neben Hornblower. »Wir haben reichlich zwei Meilen vor uns.«
    Zwei Meilen lang war dieser Tunnel, der durch die massiven Felsen der Cotswolts führte! Da sprach man wohl mit Recht von einem Wunder der modernen Technik. Was waren gegen diese Leistung die Aquädukte der alten Römer? Immer tiefer gelangten sie in den Tunnel hinein, immer tiefer wurde auch die Dunkelheit, die sie umfing. Zuletzt herrschte ringsum schwarze, undurchdringliche Finsternis, in der das Auge auch bei größter Anstrengung nichts, aber auch rein gar nichts mehr wahrnahm.
    Bei der Einfahrt hatten die Weiber achtem noch geschwatzt, gelacht und Rufe ausgestoßen, um das Echo von den Tunnelwänden zu hören.
    »Dumme Gänse«, hatte der Schiffer gebrummt.
    Jetzt waren sie alle still geworden, weil ihnen die Finsternis unheimlich war, nur Maria ließ sich noch vernehmen. »Horatio«, sagte sie, »denkst du auch daran, daß du deine besten Sachen anhast?«
    »Natürlich, Liebste«, antwortete er und freute sich diebisch darüber, daß sie ihn unmöglich sehen konnte.
    Sicher war diese Betätigung nichts weniger als standesgemäß und bestimmt alles andere als bequem. Schon nach wenigen Minuten kam ihm zum Bewußtsein, wie hart er auf dieser Plattform lag, und bald begannen auch seine Beine gegen die Anstrengung zu rebellieren, die ihnen hier plötzlich zugemutet wurde. Er versuchte seine Lage ein wenig zu verändern, andere Muskeln in Tätigkeit zu bringen und sein Gewicht auf andere Körperteile zu verlagern; aber er machte bald die Erfahrung, daß er dazu genau den rechten Augenblick wählen mußte, wenn der Rhythmus der Bewegung nicht darunter leiden sollte. Der Schiffer neben ihm stieß sofort ein unzufriedenes Brummen aus, als er nur einmal mit dem rechten Fuß einen Stoß verpaßte und das Schiff dadurch um ein weniges aus dem Kurs brachte.
    »Fahrt, Sir, Fahrt!« mahnte er immer wieder.
    So fuhren sie weiter und immer weiter durch die Nacht, die sie umgab, wie Gefangene in einem magischen Alptraum, schwebend in schwarzer Finsternis und lautloser Stille, da die geringe Fahrt der Queen Charlotte nicht einmal ausreichte, das Wasser vor ihren Bug zu kräuseln. Hornblower stieß und stieß mit seinen Beinen, und seine Fußsohlen verrieten ihm, daß der Tunnel nicht mehr ausgemauert war. Seine Füße preßten sich jetzt gegen den nackten Fels, der so rauh und kantig war, wie ihn die Tunnelbauer mit ihren Spitzhacken ausgehauen und mit ihren Pulverladungen gesprengt hatten. Das steigerte die Last seiner Aufgabe noch um ein erkleckliches.
    In der Ferne hörte man jetzt ein leises Geräusch; es klang wie Gemurmel und war zuerst so schwach, daß er sich noch nicht einmal darüber Rechenschaft gab. Erst als es lauter wurde, merkte er, daß es schon eine Weile dagewesen war. Allmählich nahm es an Lautstärke zu, bis es zu starkem Rauschen angeschwollen war. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, was der Lärm bedeuten konnte; da sich aber der Schiffer neben ihm offenbar nichts daraus machte, konnte er sich nicht entschließen, ihn danach zu fragen.
    »Stopp einen Augenblick, Sir«, sagte der Schiffer.
    Hornblower ließ verwundert seine müden Beine ruhen, sein Gefährte aber begann neben ihm, immer noch liegend, heftig an irgendeinem Gegenstand zu zerren. Gleich darauf hatte er auch schon eine Persenning über sie beide gebreitet, die sie, abgesehen von den unter den Rändern herausragenden Beinen, vollständig bedeckte. Unter dieser Persenning war es nicht dunkler als außerhalb, nur die Luft war zum Ersticken.
    »Weiter, Sir«, sagte der Schiffer, und Hornblower begann wie vorher die Wand mit seinen Füßen zu bearbeiten. Das Rauschen, das er zuvor gehört hatte, klang unter der Persenning ein wenig gedämpft.
    »Jetzt geht's los«, bemerkte der Schiffer unter der Persenning.
    Eine unterirdische Quelle brach hier durch die Decke des Tunnels und ergoß sich rauschend in den Kanal. Das Wasser sauste in betäubenden Sturzbächen auf sie herab, es donnerte auf die Dächer der Kajüten und übertönte sogar das Gekreisch der Frauen unter Deck. Unter seinem Gewicht lastete die Persenning schwer wie Blei auf den beiden Männern. Dann, ganz allmählich, ließ die Wucht der Wassermassen nach, der Strom versiegte zu harmlosem Getröpfel, und schließlich waren sie durch.
    »Nur
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