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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant
Autoren: C. S. Forester
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ausbrach.
    »Ja, ja, auf einem Kanalschiff lernt man die Beine in die Hand nehmen, Käpt'n!« rief er jetzt von seinem Platz am Ruder nach vom. »Wer als letzter von der Rah kommt, kriegt ein Dutzend hinten drauf! Nicht wahr, so heißt's doch? Aber hier in den Cotswolts gibt's das nicht, Käpt'n, hier heißt's für Sie Augen auf, oder es gibt ein Loch in den Kopf. Ha ha!«
    »Laß dir doch diese Unverschämtheit nicht gefallen, Horatio!« mahnte Maria aus der Kajüte. »Kannst du dem Kerl nicht den Mund verbieten?«
    »Das ist nicht so einfach, Liebling«, antwortete Hornblower, »er ist hier Kapitän, und ich bin nur ein gewöhnlicher Passagier.«
    »Wenn du ihm seine Reden schon nicht untersagen kannst, dann komm wenigstens herein, hier bist du vor dem Flegel sicher.«
    »Ja, Liebling, gleich.«
    Aber Hornblower nahm lieber die Frechheit des Schiffers in Kauf, als daß er auf seinen Aussichtsplatz verzichtet hätte; hatte er doch noch nie eine so gute Gelegenheit gehabt, den Betrieb auf einem der Kanäle kennenzulernen, die in den letzten dreißig Jahren das Gesicht der englischen Landschaft so gründlich verändert hatten. Zumal sie sich jetzt dem Sapperton-Tunnel näherten, jenem Wunderwerk der Neuzeit, das als Meisterstück moderner Ingenieurkunst galt. Ihn wollte er unter allen Umständen sehen. Sollte sich der Steuermann dahinten bucklig lachen, ihm war es gleich. Das war natürlich ein alter Marinemann, der wegen des Verlustes seiner Hand als dienstuntauglich entlassen war. Da hatte er begreiflicherweise einen Riesenspaß daran, einmal einen richtigen Kapitän der Royal Navy unter seinem Kommando zu haben.
    Voraus kam jetzt der graue steinerne Turm eines Schleusenhauses in Sicht, davor die winzige Gestalt des Wärters, der bereits die Tore öffnete. Ein lauter Zuruf des Postillionschiffers stoppte die Gangart der Pferde, das Schiff glitt weiter, aber seine Fahrt verminderte sich rasch, als der Bug vom Kamm der Stauwelle herabsank. Sobald es die Schleuse erreichte, sprang der einhändige Steurer mit einer Leine an Land und nahm geschickt ein paar Törns um einen Poller, ein-, zweimal schrickte er, dann war die Fahrt ganz heraus; nun rannte er mit seiner Leine ein Stück nach vorn und machte sie am nächsten Poller fest.
    »Schmeiß die Vorleine, Käpt'n!« schrie er, und Hornblower nahm sie gehorsam auf und warf sie hinüber, daß er sie festmachen konnte, wie es sich gehörte. Das Gesetz der See galt auch auf diesen Binnengewässern: zuerst kam immer das Schiff und dann nach einer ganzen Weile erst der persönliche Anspruch auf Achtung und Würde.
    Schon schloß der Schleusenwärter hinter ihnen die Tore, seine Frau zog die Schützen am oberen Ende auf, und das Wasser strömte wirbelnd in die Kammer. Unter dem wachsenden Druck klappte das untere Tor mit einem lauten Knall vollends zu, dann stieg das Schiff mit dem gurgelnden Wasser in die Höhe. Die Pferde waren im Nu gewechselt, der Postillion kletterte wieder in den Sattel und hatte, bis die Schleuse gefüllt war, gerade noch Zeit, eine schwarze Flasche andächtig an die Lippen zu setzen.
    Der Rudergänger warf die Leine los - Hornblower holte die Vorleine ein -, dann stieß die Frau des Schleusenwärters die eine Seite des oberen Tores auf, während ihr Mann schon angerannt kam, um die andere zu bedienen. Der Postillion schrie und knallte mit der Peitsche, das Schiff ruckte an, während der Schiffer noch ans Ruder eilte, und schon waren sie ohne eine Sekunde Zeitverlust wieder unterwegs. Dieser Kanalverkehr war nach allgemeinem Urteil ein wahres Wunder des Fortschritts, und es war wirklich ein Genuß, an Bord dieses schnellsten aller Kanalschiffe, der Queen Charlotte , zu reisen, die allen anderen Fahrzeugen gegenüber das Recht der Vorfahrt genoß. Als stolzes Wahrzeichen dieses Vorrechts trug sie am Bug ein scharfes blitzendes Sichelblatt, mit dem sie die Schleppleinen jener durchtrennen konnte, die bei ihrer Annäherung nicht sofort loswarfen, um ihr den Weg zum Überholen freizugeben Die paar Dutzend Bauersfrauen und Mädchen, die mit ihren Hühnern Enten, Eiern und Butterwecken die Zweite Klasse bevölkerten, reisten volle zwanzig Meilen weit zu Markt und konnten doch sicher damit rechnen noch am gleichen Abend wieder zu Hause zu sein Das war, weiß Gott, erstaunlich.
    Während sie jetzt der Scheitelhöhe des Kanals zustrebten, passierten sie in rascher Folge eine Schleuse nach der anderen.
    Bei jedem Halt führte der Postillion seine schwarze Flasche
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