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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant
Autoren: C. S. Forester
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an den Mund, sein Geschrei wurde von Mal zu Mal heiserer, sein Peitschenknall ausdauernder Hornblower bediente immer wieder gehorsam die Vorleine, obwohl sich Maria alle Muhe gab, ihn davon abzubringen.
    »Aber Liebste«, meinte Hornblower, »wir sparen doch Zeit, wenn ich ein bißchen helfe.«
    »Dennoch gehört es sich nicht«, sagte Maria »Der Mann weiß doch, daß du Kapitän der Royal Navy bist.«
    »Das weiß er nur zu genau«, sagte Hornblower mit einem schiefen Lächeln, »aber schließlich möchte ich so bald wie möglich mein Kommando übernehmen.«
    »Als ob dein Kommando nicht ein bißchen warten könnte«, brummte Maria. Es war schwer, Maria klarzumachen, daß das Kommando für einen Kapitän schlechthin alles bedeutete, daß er - Hornblower - keine Stunde, keine Minute auf dieser Reise vergeuden wollte, die ihn zu seinem Schiff, seiner auf dem London River liegenden Korvette führen konnte Er wollte endlich sehen, wie diese Atropos aussah, er sehnte sich nach ihrem Anblick mit jenem aus Hoffnung und Besorgnis gemischten Gefühl, das auch einen Bräutigam des Ostens überkommen mochte, wenn er mit seiner hinter dem Schleier verborgenen Braut versprochen wurde. Aber dieser Vergleich würde Maria nicht gefallen, es war bestimmt klüger, wenn er ihn für sich behielt.
    Endlich durchfuhren sie den Scheitelabschnitt des Kanals, sein Bett schnitt tiefer und tiefer ins Land, das Echo der Pferdehufe hallte von den felsigen Böschungen wider. Hinter der nächsten flachen Krümmung begann gewiß der Sapperton-Tunnel.
    »Halt ihn, Charlie«, schrie da plötzlich der Mann am Ruder.
    Gleich darauf sprang er an die Achterleine und versuchte sie loszuwerfen, aber schon herrschte an Land das wildeste Durcheinander, Geschrei, Gewieher und lautes Hufgeklapper.
    Hornblower sah, wie das vordere Zugpferd ganz außer sich vor Angst den steilen Hang der Böschung emporstrebte - gerade vor ihm tat sich die zinnengekrönte düstere Öffnung des Tunnels auf, so daß ihm kein anderer Ausweg blieb als es davor scheute und kehrtmachen wollte. Die Queen Charlotte holte gefährlich über, als sie hart gegen das Ufer stieß, und aus der Zweiten Klasse ertönte dazu das laute Gekreische der Weiber. Auch Hornblower glaubte im ersten Augenblick, daß sie kentern würden, aber dann richtete sich das Fahrzeug doch wieder auf und kam mit losen Schleppleinen zum Stillstand. Das zweite Zugpferd hatte sich in beide Leinen verwickelt und schlug wie rasend um sich, bis es endlich davon frei war. Derweil war der Schiffer hastig an Land geklettert und hatte die Achterleine an einem Poller festgemacht.
    »Da haben wir den Salat«, meinte er.
    Gleich darauf kam ein Mann die Böschung herabgerannt, von deren Höhe die Ersatzpferde wiehernd auf die Szene niederäugten. Er trat sofort auf die aufgeregten Tiere der Queen Charlotte zu und faßte sie an den Köpfen. Zu seinen Füßen aber lag still und mit blutüberströmtem Gesicht der Schiffer und Postillion Charlie.
    »Macht, daß ihr wieder hineinkommt!« schrie der Steuermann das Weibervolk an, das aus der Zweiten Klasse hervorquoll. »Es ist alles in Ordnung, marsch hinein! Läßt man sie einmal an Land laufen«, fügte er zu Hornblower gewandt hinzu, »dann sind sie schwerer wieder einzufangen als ihre eigenen Hühner.«
    »Was ist eigentlich los, Horatio?«, fragte Maria. Sie stand mit dem Kind auf dem Arm in der Tür der Ersten-Klasse-Kabine.
    »Kein Grund zur Aufregung Liebling«, sagte Hornblower »Laß dich bitte nicht aus der Ruhe bringen, das ist in deinem Zustand nicht gut.«
    Als er sich wieder zum Ufer wandte, sah er, wie der einarmige Schiffer sich soeben prüfend über Charlie beugte, er faßte ihn mit seinem Haken beim Rockaufschlag und hob ihn etwas an, aber Charlies Kopf sank kraftlos zurück, und das Blut strömte ihm über die Wangen.
    »Der kann uns nicht mehr viel nützen«, bemerkte der Schiffer und ließ ihn ohne viel Umstände wieder zu Boden fallen.
    Schließlich ging Hornblower selbst an Land, um sich von dem Zustand des Mannes zu überzeugen. Als er sich über ihn beugte, strömte ihm von den blutenden Lippen schon auf drei Fuß Entfernung ein kräftiger Schnapsdunst entgegen. Aha dachte er, halb benommen, halb betrunken - vielleicht sogar von beidem etwas mehr als halb.
    »Wir müssen uns durch den Tunnel stemmen«, sagte der Schiffer. »Ist im Tunnelhaus jemand zu finden?«
    »Kein Mensch mehr da«. erwiderte der Pferdewärter. »Der ganze Verkehr ist schon am Morgen
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