Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
er war stolz darauf, daß er nun schon das richtige Gefühl dafür bekam.
    »Warum gibst du mir keine Antwort?« fragte Maria. »Ich habe das Dinner für dich und den kleinen Horatio hergerichtet.«
    Sie redete auf ihn ein wie die Stimme des Gewissens; ja, das war, weiß Gott, die Rolle, die sie spielte.
    »Hör zu, Maria«, knirschte er, »geh nach vom, ich sage dir, geh nach vorn. Geh doch in deine Kajüte!«
    »Aber Liebling, was...«
    »Geh nach vorn, sage ich!«
    Zuletzt hatte er sie richtig angeschrien, denn schon kam ihnen wieder ein Frachtkahn entgegen. Er hatte jetzt einfach keine Zeit für ein liebenswürdiges Gespräch mit seiner Frau.
    »Du bist wirklich herzlos mit mir, Horatio«, sagte Maria, »und das bei meinem Zustand.«
    War er herzlos? Nun ja, vielleicht hatte sie recht, aber vor allem waren ihm jetzt grade andere Dinge wichtig. Er widmete seine ganze Aufmerksamkeit wieder dem Steuern. Maria drückte sich ihr Taschentuch an die Augen und kehrte ihm beleidigt den Rücken, so gut ihr diese rasche Bewegung noch gelingen wollte. Dann tauchte sie in der Kajüte Zweiter Klasse unter. Die Queen Charlotte schoß indessen sauber durch die Lücke zwischen Frachtkahn und Treidelweg, und Hornblower fand sogar Zeit, den Gruß der Schiffersfrau winkend zu erwidern. Ebenso hatte er jetzt Zeit für ein paar Gewissensbisse wegen der Behandlung, die er seiner Maria angedeihen ließ, aber die hielten nur eine kurze Weile vor, denn noch hatte er das Schiff zu steuern.

2. Kapitel
    Ohne Aufenthalt ging die Reise weiter, bis sie bei Inglesham die Ausmündung des Kanals in die Themse erreichten Der Fluß, der sie von hier weiter bis nach London tragen sollte, war in seinem Oberlauf sozusagen noch ein Kind, dennoch machte er um diese Winterszeit schon einen recht stattlichen Eindruck.
    Hornblower fühlte sich in seiner Tätigkeit als Steuermann eines Binnenschiffs schon so sicher, daß ihn auch die drei Stauwehre nicht mehr schrecken konnten, die die Queen Charlotte noch zu passieren hatte, ehe sie bis Oxford, wo die Schleusen begannen, freies Fahrwasser fand.
    Mit unheimlicher Fahrt schoß das Schiff, am ersten dieser Wehre angelangt, durch die Lücke zwischen den Schützen und krachte dann mit dem Bug mitten in den Strudel am Fuß des Wehres hinein, daß es der Gischt von vorn bis achtern übersprühte. Hornblower, den vor diesem Sprung in die Tiefe doch ein leichtes Gruseln überkam, entdeckte, daß es durchaus nicht so schwierig war, das Schiff auf Kurs zu halten, wie es ihm beim Anblick der tosenden Wassermassen geschienen hatte. Um so schöner fand er nachher die Talfahrt über das zweite und endlich über das dritte Wehr, die er mit der sorglosen Begeisterung eines Jungen genießen durfte.
    Die Nacht sank herab, als sie das letzte der Wehre hinter sich hatten. Jenkins zündete zwei Laternen an, die eine hing am Kummet des Leitpferdes, die zweite am Sattelhorn des Gauls, den er ritt. Hornblower sah vom Heck der Queen Charlotte , wie die beiden Lichter auf dem Treidelweg auf- und niedertanzten, sie zeigten ihm die Biegungen des Flusses an und reichten grade hin, um ihm noch ein sicheres Steuern zu ermöglichen.
    Es war stockdunkle Nacht, als er fühlte, wie der Zug der Schleppleine nachließ und das Schiff an Fahrt verlor. Auf Jenkins' gedämpften Zuruf hin steuerte er eine von Laternen erleuchtete Landungsbrücke an, dienstbereite Hände griffen nach den Leinen, um die Queen Charlotte festzumachen, und die Passagiere schwärmten nach allen Richtungen auseinander.
    »Käpt’n - Sir?« sagte Jenkins.
    Dieses Käpt’n klang ganz anders als zu Beginn ihrer gemeinsamen Reise Da war nichts mehr von der höhnischen Freude des früheren Untergebenen zu spüren, dem ein Vorgesetzter von ehedem nichts mehr zu sagen hatte. Jenkins gebrauchte die Anrede jetzt genau in demselben Ton wie jedes ordentliche Mitglied einer Schiffsbesatzung seinem Kommandanten gegenüber.
    »Ja?« fragte Hornblower.
    »Wir sind in Oxford, Sir - die Ablösung ist da.«
    »Also kann ich jetzt wohl mein Abendbrot essen « meinte Hornblower mit leiser Ironie.
    »Gewiß Sir, das können Sie, Sir. Es tut mir herzlich leid, daß Sie so lange warten mußten. Ich bin tief in Ihrer Schuld, Sir.«
    »Reden wir nicht mehr darüber«, sagte Hornblower kurz angebunden. Schließlich war es ihm ja selbst darum zu tun so rasch wie irgend möglich nach London zu kommen, und er hatte durch seine Hilfe doch nur dazu beigetragen eine höchst unliebsame Verzögerung zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher