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Hope - ein weihnachtlicher Streifzug (German Edition)

Hope - ein weihnachtlicher Streifzug (German Edition)

Titel: Hope - ein weihnachtlicher Streifzug (German Edition)
Autoren: Don Both , Kera Jung
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was machte es schon aus?
    Wortlos trat er zum Klavier, fegte den Staub von dem Deckel, klappte ihn auf und setzte sich.
    Seine Hände fanden die Tasten sofort – so etwas verlernt man nie.
    Das Spielen sehr wohl. Es ist ein ewiger Kampf mit der Übung. Und je länger man nicht gespielt hat, desto größere Überwindung kostet es, den Druck der Finger zu verstärken und die erste Note in einen Ton umzusetzen.
    Dennoch hätte er nie geglaubt, dass es so schwer werden würde.
    Nebenbei bemerkte er, dass er sogar extreme Angst vor dem Versagen hatte. So viele endlose Stunden, die er bereits an einem solchen Instrument gesessen hatte. Josh spielte, seit er fünf Jahre alt war. Und jetzt brachte er es nicht fertig.
    Atemlose Stille hatte sich über den Raum gelegt. Die Spannung war greifbar und er wusste, dass er beginnen musste, wollte er es nicht total versauen. Und so konzentrierte sich auf das Stück, senkte den Kopf und bewegte seine Finger ...
    ... keine zehn Noten später erfolgte der erste Fehler.
    Einer, den er nicht einmal mehr im Alter von sechs begangen hatte. Seine Hände erstarrten.
    Josh wollte aufstehen und gehen, wusste, sie ließen ihn nicht aus den Augen, möglicherweise erstaunt, mit schmerzverzerrtem Blick – aber nein, wohl eher mitleidig. Doch ein echter Musiker kennt auch keine Aufgabe. Er spielt zur Not vor einem leeren Saal, er spielt für eine einzige Person, für die ärgsten Kritiker, die schlimmsten Hasser.
    Er spielt - weil er muss und einfach nicht anders kann.
    Wenigstens diese Ehre musste er sich bewahren. Daher schloss er die Lider, weil er nicht sehen, hören, fühlen mochte, wie sehr er versagte.
    Keinen der Drei wollte er enttäuschen. Weder seine Kinder noch die Frau.
    NICHT diese.
    Plötzlich hörte er die Stimme seines alten Klavierlehrers ...
    Fließen, Josh, lass es durch dich fließen. Nicht deine Hände spielen, es ist dein Herz. Erst, wenn du vergisst, wo du bist, wenn dir egal ist, ob zwei Leute oder zweitausend zuhören, wenn nur noch du und die Musik existieren, dann wirst du spielen, wie ein Gott.
    Das Handwerk zu erlernen, kann jeder, wirklich spielen?
    Einer unter Millionen.
    Josh ließ die Augen zu, vertrieb die Konzentration, die seine Stirn in viele Falten gelegt hatte, bis sie wieder glatt geworden war. Und dann lauschte er in sich hinein, suchte jene Kammer seines Herzens, die nur der Musik vorbehalten war. Sie war von einer dichten Eisentür verschlossen, vor der etliche massive Felssteine lagen. Er hob den Kopf, ohne die Lider zu heben, versuchte, die Barriere zu beseitigen.
    Längst dachte er nicht mehr daran, wen er alles nicht enttäuschen wollte und wer sich überhaupt im Raum befand. Er hätte nicht länger sagen können, wo er war. Eine Konzerthalle wäre möglich gewesen, wie jene, in denen er bereits so häufig gespielt hatte oder sein alter Übungsraum, im Keller seines Professors.
    An diesem Morgen überwand er endlich Stein und Stahl und fand sie.
    Musik.
    Sie flutete seinen Körper, bis sie seine Finger erreichte und die sich wie von selbst bewegten.
    Josh hörte nicht mehr, dass das Klavier dringend gestimmt werden musste und dass der Klang nicht halb so mondän war, wie an seinem geliebten Konzertflügel.
    Er lebte wieder – zum ersten Mal seit Monaten. Seine Lippen hatten sich zu jenem verzückten Lächeln verzogen, wie es nur ein Mensch zustande bringt, dem höchstes Glück zuteilwird. Ein wahrer Meister seines Fachs, geboren, um seine Emotionen in Klängen wiederzugeben und beinahe tot, als er sich davon abhielt.
    Und als die letzten Takte verklungen waren, war es wie immer – ein kleiner Tod.
    Wehmut durchströmte ihn, weil es vorbei war und er brauchte eine Weile, bevor er die Augen öffnen, sich von der Trauer befreien und wieder in der Realität ankommen konnte.
    Als er sich umsah, war seine Audienz, bestehend aus ganzen drei Personen (ach!) erstarrt.
    Nur die Tränen auf den Wangen deuteten darauf hin, dass sie noch lebten.
    ACH!
    Er räusperte sich und stand auf. »Ich bin etwas aus der Übung.«
    Und was war er dankbar für die empörten Blicke.
    ACH!
    * * *
    G egen Mittag zogen sie Alice an, David übernahm das selbst, und machten sich an die Zubereitung des edlen Mahls. Mit Bethys Hilfe wurde es tatsächlich ein Festtagsessen.
    Einschließlich Orangennachtisch und Punsch in Weingläsern.
    Danach gingen sie spazieren.
    Josh hatte den Schlitten aus dem Keller geborgen, die Kinder saßen und Bethy und er zogen sie die mit weißem Pulver
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