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Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)

Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)

Titel: Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)
Autoren: Joachim Masannek
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Doch dich selbst lieben kannst du nur, wenn du dich nicht hinter Gehorsam versteckst. Wenn du nicht das tust, was dir jemand befiehlt oder andere von dir verlangen, sondern indem du dich auf deine Beine stellst, aneckst und rebellierst und vor allem immer neugierig bleibst. Also, komm schon. Spring über deine hübschen Flügel und reiß mit uns den Horizont ein. Schick diesen Baron samt Eulenfels in die Hölle, und ich verspreche dir, dass du glücklich wirst.«
    Er schaute in die Haifischaugen des geflügelten Wesens, dem er sich fast schon verbunden fühlte.
    »Und das gilt auch für dich, Gabriel Marie Baron du Talleyrand, den ich inzwischen mehr schätze als fürchte. Und ich fürchte dich sehr!« Will musste lachen. »Ich fürchte dich mehr als deine Krieger und das, was sie mit meinem Rücken anstellen werden, wenn ich sie nicht überzeugen kann.«
    Er ging noch einmal zum Schwarzen Baron und hörte das Schaben, das wieder einsetzte. Das Schaben der Krallen auf dem gläsernen Boden, der langsam immer mehr Risse bekam. Doch Will ignorierte das oder sah es erst gar nicht. Er fühlte sich sicher. Er griff in die Tasche. Die Tasche in seiner Hose und suchte nach dem kleinen Ring. Dem Ring aus Eisen, Silber und Jade. Er spürte sein Siegel aus rauer Lava, als er ihn über den Finger streifte.
    »Also, was ist? Schließen wir Frieden oder gibt es jetzt Krieg? Krieg wie in Nassau im Turm der Chinesen?«
    »Ihr habt keine Chance!«, antwortete Talleyrand ruhig.
    »Dann heißt das jetzt Krieg!« Will ignorierte die Warnung.
    »Wir sind über tausend.«
    »Ich weiß, ich kann zählen, und ich hoffe, du weißt dieses Mal auch, wofür du kämpfst. Du glaubst diesen Unsinn, den du uns hier erzählst. Deine heimliche Angst, die nichts anderes ist als armselige Feigheit, braucht nämlich etwas, woraus sie Mut schöpfen kann. Mut, den wir haben. Ja, wir bersten vor Mut. Vor Leben und Mut und wir haben den Ring. Den Ring, der uns unbesiegbar macht.«
    Er zog die Hand aus der Tasche und hob sie hoch in die Luft.
    Der Baron musste lächeln.
    »Aber es gibt keine Freunde, die er herbeirufen kann. Sie sind alle hier!«, erwiderte er unbeeindruckt, und als wär das das Stichwort, gab der Boden in der Halle urplötzlich nach.
    Will sah noch, wie sich Talleyrands Augen wieder haifischgelb färbten, und dann sprangen die Risse im Boden auf. Der gläserne Fels brach in sich zusammen. Sie stürzten alle in die Tiefe. Will sah Jo und Hannah, Rachel und Nat, Moses und Sarah und Ratten-Eis-Fuß. Sie stürzten mit ihm in Richtung der Lava. Will spürte die Hitze, die immer mehr zunahm, und dann sah er den Schwarzen Baron. Er flog auf dem Rücken eines Fliegenden Hundes und rief zu ihm und den anderen herab.
    »Du hattest das Schicksal in deiner Hand. Du hättest die Welt vereinen können. Deine und meine und danach hätte es nie wieder etwas Böses gegeben.«
    Talleyrand flog davon oder Will stürzte einfach weiter in die Tiefe hinab. Hitze versengte seine Haut. Auf jeden Fall fühlte es sich schon so an. Wie lange wird es wohl dauern, bis ich verbrenne?, schoss es ihm durch den Kopf, und dann sah er, wie Hannah wieder neben ihm flog. Die Haare der Piratin fingen mit einem Schlag Feuer. Da packte ihn etwas. Es umschlang ihn mit großen und flauschigen Flügeln und durch deren durchsichtige Haut sah er die brennende Hannah, Jo, Moses und Nat.
    »Nein! Das wollte ich nicht!«, schrie er verzweifelt und tauchte in das glühende Rot.
    Von den Flügeln geschützt, schoss er durch die Lava hinab bis in den Kern der Erde, durch ihn hindurch, und irgendwann sah er wieder richtiges Licht. Tageslicht, Sonnenlicht, ja, auch wenn diesem die Wärme noch fehlte. Nein, ganz im Gegenteil. Es war fürchterlich kalt.

Welt aus Eis

    ill lag auf dem blanken Eis der Antarktis. Er war immer noch barfuß. Er trug nichts als die Hose am Körper und das Eis klebte deshalb an seiner Haut. An der Haut seiner Schulter, Fußkante und Wange und es riss einen beachtlichen Teil von ihr ab, als er schlagartig erwachte. Er sprang sofort auf und schaute sich um. Es war überall weiß. Eisberge trieben um ihn herum durch das Meer, und obwohl sie für ihn schon die Höhe von Bergen erreichten, die an den tiefen Wolken kratzten, türmte sich dahinter noch etwas Höheres auf. Das Ende der Welt. Der Eishorizont.
    »Der letzte Horizont, den es gibt«, raunte Will ehrfürchtig und tänzelte auf dem Eis, damit die Füße nicht wieder festfroren. Hier war er schon einmal mit Hannah
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