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Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)

Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)

Titel: Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)
Autoren: Joachim Masannek
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Baumhäuser waren pulverisiert, und der einstmals herzförmige See war jetzt ein in die Erde gerissenes, sumpfiges Loch, in dem wie zum Hohn als einziges unversehrtes Überbleibsel der Piratenstadt das Floß mit den acht Galgen steckte.
    »Dann zählen wir jetzt mal die Toten«, grinste Gagga zufrieden, »und falls noch jemand japsen sollte, kommt er aufs Floß.«
    Damit marschierte er los, die gezückten Pistolen im Anschlag, und die Soldaten begleiteten ihn. In einer Reihe marschierten sie, die Gewehre schussbereit vor der Brust, in den Krater hinab über den Hang, der vom Kamm geschützt im Schatten des Beschusses gelegen hatte und deshalb noch völlig unversehrt war.
    »Wollen wir doch mal schauen, wie viele es denn sein müssten!«, amüsierte sich Gagga. »Als Ersten haben wir Will. Den Höllenstupps, ja. Der schuldet mir noch was für sein Getrietze, als ich auf dieser verflixten Truhe über die Wellen reiten musste. Dann kommt unsere Hannah. Die muss noch für den Korb bezahlen, den sie mir gegeben hat, als sie mich in Berlin nicht heiraten wollte. Dann gibt es noch den kleinen Schwarzen, der’s immer so fein regnen lässt. Jo, oh ja, Jo, und Moses, oha! Kahiki, den Spinner. Und dann diese Kinder. Derentwegen hab ich mir mal in die Hosen gemacht. Oh, das waren viele.« Er versuchte mit Hilfe seiner zehn Finger die Zahl zu überschlagen, was ihm nicht gelang, und so erreichte er schließlich den Teil des Tals, den die Kanonen getroffen hatten.
    »Dreht jeden Stein um!«, befahl er scharf. »Es darf uns keiner von ihnen entwischen. Das ist wie die Pest. Wenn man einen, der krank ist, übersieht, kann es am Ende wieder alle erwischen. Dann geht das Ganze von vorne los.«
    Er steckte die Pistolen in den Gürtel und kletterte ins Felsenmeer. Die Soldaten folgten seinem Beispiel. Sie entspannten die Hähne ihrer Musketen und hängten sie sich über den Rücken.
    »Wo seid ihr? Wo seid ihr?«, kicherte Gagga. »Ach, ihr könnt ja nicht reden. Ihr seid ja schon tot.« Er gluckste vor Lachen.
    Da sagte Will: »Jetzt!«
    Er schlüpfte mit Jo und den anderen vierhundert Kindern aus den Löchern und Gängen, die den ganzen Vulkanberg durchzogen, auf den unversehrten Hang und schoss mit ihnen die von Jo erfundenen Tuchschleudern ab. Die Tücher entfalteten sich im Flug. Sie wickelten sich um die Köpfe der Soldaten, verklebten ihre Ohren, Münder, Nasen und Augen, machten sie blind, stumm und taub und ließen sie wie vierhundert Clowns auf dem von den Kanonen aufgerissenen Boden torkeln, taumeln und wie Billiardkugeln gegeneinanderstoßen. Sie krachten mit den Köpfen zusammen, knockten sich gegenseitig aus oder stürzten zu Boden, stießen sich dort am kantigen Felsen, und nach kaum sechzig Sekunden stand Gagga allein zwischen den sich am Boden noch windenden Körpern und starrte entsetzt auf die Kinder vor ihm … bis er bemerkte, dass sie keine Waffen besaßen, die in der Lage waren, ihn zu töten.
    Er zog die Pistolen aus dem Gürtel.
    »Das werdet ihr büßen. Zumindest zwei von euch werden sterben, und ich weiß auch schon, wer das sein wird!«, fauchte der Prinz, spannte die Hähne und zielte auf Will und Jo, der neben Will stand.
    Er grinste und krümmte die Finger am Abzug.
    »Hört ihr die Stille! Ha, das ist der Tod!«, lachte er trocken und verzog das Gesicht zu einer entsetzten Grimasse, als rechts und links von ihm zwei Musketen ertönten. Die Kugeln trafen die Pistolen und rissen sie Gagga aus der Hand. Er schrie vor Schmerz auf und sah dann in die Gesichter von Hannah und Nat, die fünfzig Meter von ihm entfernt ihre noch rauchenden Vorderlader auf dem Boden absetzten.
    »Wir lassen ihn hier!« Will genoss den Triumph. »Damit er um Hilfe rufen kann Das tust du doch, oder?«, drohte er Gagga und ging auf ihn zu. »Oder müssen wir dir noch die Nase abschneiden?«
    Er zog sein Messer aus dem Gürtel. Der Prinz wich zurück, stürzte dabei, wollte sich wieder erheben und konnte es nicht, weil sein Bein gebrochen war.
    »Eulenfels!«, schrie er, und: »Talleyrand! Wo bleibt ihr, verdammt! Die wollen mich töten!«
    »So ist es brav!«, lachte Will zufrieden, sprang in ein Loch und rutschte hindurch bis in einen der Gänge, die so dick wie ein Fass und mit spiegelglatten Wänden in den Berg geschmolzen waren.
    »Rachel und Sarah. Jetzt liegt es an euch. Ihr kennt diese Gänge. Also bringt uns zum Strand. Dort warten der Rochen und der Flamingo auf uns. Und beide Schiffe sind unbewacht.«
    Er nahm einen Anlauf
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