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Homogen

Homogen

Titel: Homogen
Autoren: Franziska Nelka
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gekostet!“

     
     
    Richardson nahm die beige Stoffhose an sich und musterte sie von allen Seiten. Eigentlich sah sie noch ganz gut aus und hatte keinerlei Schäden. „Ich finde, dass die Hose noch wie neu aussieht!“, sagte Richardson und setzte ein falsches Lächeln auf.

     
     
    „Das fand ich auch. Nachdem er sie hat reinigen lassen, ist doch nichts mehr zu sehen!“, murmelte die Frau vor sich hin. Als Richardson das Wort Reinigung hörte, klingelte es bei ihm gewaltig. „Hier. Rufen Sie mich bitte an, wenn Ihr Mann wieder da ist!“, sagte er und gab der ahnungslosen Ehefrau seine Visitenkarte. Dann drehte er sich um und verließ samt Hose das Haus. Die Spurensucher blieben noch etwas, fanden allerdings keinen Laborkittel oder irgendwelche Chemikalien, die Moltow hätten belasten können.

     
     
    Die gesamte Nacht war Moltow nicht aufgetaucht. Richardson hatte extra noch einen Streifenwagen vor sein Haus bestellt, um ihn gleich festnehmen zu können. Er musste den Braten wohl gerochen haben und untergetaucht sein. Am nächsten Morgen ging Richardson sehr zeitig in sein Büro. Er wollte als Erster bei Martina Gomez sein und mit ihr die fragliche Hose untersuchen. Gegen 9 Uhr stand er dann vor ihrer Tür und wartete auf sie. Mit überraschten Augen blickte sie ihren Kollegen an, als sie ihn vor ihrer Tür lümmeln sah.
    „Was machen Sie denn schon so früh hier?“, fragte sie und schloss ihr Labor auf.

     
     
    „Ich habe eine Hose, die untersucht werden muss!“, sagte Richardson freudig und stand hastig auf. Gomez blickte ihn erschrocken an. Ihre Augen wanderten abwärts am Körper des FBI-Agenten und blieben an seinem Rumpf hängen.

     
     
    „Nicht doch meine Hose! Die von meinem Verdächtigen!“, fügte Richardson schnell hinzu, als er das Missverständnis bemerkte. Die hübsche Spanierin wurde leicht rot und wendete sich schnell ab, um es vor ihrem Kollegen zu vertuschen. Meist trug sie ihr glattes Haar zu einem Dutt gebunden, wodurch ihr kleiner Kopf noch winziger wirkte. Heute allerdings hatte sie ihre langen schwarzen Haare offen gelassen und sah atemberaubend schön aus. Auch Richardson fiel dies auf. Er konnte kaum seine Augen von ihr lassen, während sie ihren weißen Kittel überstreifte.

     
     
    „Zeigen Sie mal her!“, befahl sie schließlich und der FBI-Agent gehorchte. Die schöne Laborantin begutachtete die Hose durch ihre feine Brille.
    „So wie es aussieht, ist der Knopf aus Plastik. Mal sehen, ob er mit meiner Eisen-sulfat-Lösung reagiert!“ Kaum hatte sie es ausgesprochen, holte sie ein Gläschen mit einer Flüssigkeit aus ihrem Schrank. Sie öffnete es und tunkte ein Wattestäbchen hinein. Dann ging sie mit dem befeuchteten Wattenstäbchen zu der Hose und bestrich dessen Knopf. Just färbte sich dieser Blau.
    „Bingo!“, sagte sie, aber Richardson schaute noch skeptisch.

     
     
    „Das ist Berliner Blau. Dieses Pigment hat sich gebildet, weil Cyanid-Ionen an dem Knopf waren. Verstehen Sie? Blausäure!“, sagte sie eindringlich. Der FBI-Agent nickte zuerst ungläubig. Dann riss er plötzlich seine Augen weit auf und lachte über beide Ohren.
    „Bingo!“, sagte auch er. Dann stürzte er auf die schöne Spanierin zu und drückte ihr einen dicken Stirnkuss auf, bevor er euphorisch das Labor verließ. Die Laborchefin blieb wie immer sprach- und regungslos zurück. Eigentlich war Mike Richardson kein typischer Aufreiser und Frauenheld. In der Schule mimte er immer den geschundenen Geheimnisträger und lockte somit die Aufmerksamkeit mancher Außenseiterinnen auf sich. Dann lernte er schließlich seine damalige Frau kennen. Beide heirateten schnell und jung. Erst mit den Jahren kamen die großen Unterschiede zwischen beiden zum Vorschein. Als dann der einzige Sohn, der die Ehe wie Klebstoff zusammenhielt, sein Coming Out hatte, indem er sich seinen Eltern in Frauenkleidung und Make-up präsentierte, war der Faden zwischen den Eheleuten endgültig durchtrennt. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sich einer von ihnen anderweitig beglückte und die Scheidung einforderte. So war jedenfalls Richardsons Version seiner gescheiterten Ehe.

     
     
    Nachdem sich der FBI-Ermittler bei dem Streifenwagenpolizisten vergewissert hatte, dass Moltow immer noch nicht aufgetaucht war, gab er offiziell eine Fandung nach ihm aus. Anschließend rief er die Ehefrau an und fragte nach Namen und Adresse des Freundes, zu welchem Moltow gestern gehen wollte. Sie wusste es nicht und
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